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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0341

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(Vischer) verbunden ist, und mit diesem wiederum
ein Angelhaken. Wir haben also, heraldisch ge-
sprochen, ein redendes Wappen oder Zeichen vor
uns. In der Heraldik pflegte man das Wappen
zu stürzen, d. h. auf den Kopf zu stellen, wenn
der letzte Träger des Namens gestorben war. Er-
wägungen in dieser Richtung führen aber leider
nicht zur Erklärung.
In diesem Kapitel weist der Verfasser auch die
Annahme Döbners und Dauns zurück, daß der
Entwurf von 1488 das Meisterstück Peter Vischers
darstelle. Mit vollem Recht betont er, daß dieser
drei Gußwerke und keine Zeichnung zu liefern
hatte, denn man wollte nur über seine Fähig-
keiten als Rotgießer, nicht aber als Maler oder
Zeichner urteilen. Sicherlich ist aber der Wiener
Entwurf nicht zufällig entstanden, und hier ist D.
in der Lage, auf die Forschungen des Polen
J. Ptasnik (Dettloff, S. 18, 26 und 74), Bezug zu
nehmen, welcher 1911 eine Urkunde ans Licht
gezogen hat, nach der bereits vor 1489 der Plan
eines Sebaldusgrabes bestand! Diese Urkunde ist
meines Wissens von der deutschen Forschung
bisher unberücksichtigt geblieben, da Ptasnik in
polnischer Sprache geschrieben hat. In dieser
Urkunde werden Rupprecht Haller und Paul
Volckamer als die Förderer des Gedankens ge-
nannt. Daran möchte ich folgende Bemerkung
schließen. Seitdem wir durch die zum Teil sehr
glücklichen Forschungen Alexander Mayers wissen,
daß eine der Standfiguren am Sebaldusgrabe die
Züge eines anderen Hauptförderers, nämlich des
Sebald Schreyer trägt, liegt es wohl nicht ganz
fern zu glauben, daß auch die Bildnisse Hallers
und Volckamers hier in einer der sehr zahlreichen
Figuren festgehalten seien; und nicht nur diese
beiden ersten Förderer des Gedankens dürfen wir
hier vermuten, sondern aucli die Kirchenpfleger
und Kirchenmeister Anton Tücher d. Ä., Lazarus
Holzschuher, Peter Imhoff d. Ä., Sigmund Fürer
(und Sebald Schreyer), welche mit guten Bei-
spielen vorahgingen, als es sich 1507 darum han-
delte, die Geldmittel für ein Gehäuse „des heil.
Himmelsfürsten St. Sebald" zusammen zu bringen.
(Neudörffer ed. Lochner, S. 28.) Mit Hilfe der
Porträtsammlung des Germanischen Museums
dürfte es wohl möglich sein, ihre Köpfe in den
Standfiguren des Sebaldusgrabes wiederzuerkennen.
Ferner weist D. mit Recht darauf hin, daß es
nicht auffällig erscheinen darf, wenn sich Nürn-
bergische Behörden bereits 1488 an den noch nicht
Meister gewordenen Peter Vischer gewandt hätten,
denn daß ihm seltene Kräfte und Fähigkeiten ver-
liehen waren, zeigen nicht nur die Posener Grab-

platten der beiden Gorkas, die bald danach ent-
standen (s. u.), sondern vor allem das völlig un-
vergleichliche Magdeburger Hochgrab, welches
sieben Jahre darauf fertig da stand und alles
frühere mit seiner gewaltigen Monumentalität und
herrlich geglückten Technik tief in den Schatten
stellte.
Das dritte (Der Entwurf im Rahmen seiner Zeit)
und vierte Kapitel (Die Architektur des Entwurfs)
sind nach meiner Meinung weniger gelungen. Der
Verf. ergeht sich in unendlicher Breite nach allen
möglichen Richtungen, ohne daß für die Vischer-
forschung greifbare Resultate herauskommen. Er
hat es auch selber gefühlt, indem er dem Ein-
wurf: „Wozu diese breite Auseinandersetzung"
(S. 40) zu begegnen sucht und indem er schreibt,
daß die Betrachtung der Architektur des Entwurfs
uns nicht der Lösung der Frage nach dem Künst-
ler näher bringt (S. 41). Von allgemeinerem Inter-
esse ist es nur, wenn er S. 26 die Höhe des Ent-
wurfs von 1488 auf xo m berechnet, d. h. auf die
halbe Höhe des Krafftschen Sakramentshauses.
Mit Recht weist er darauf hin, daß ein derartig
mächtiges Bronzegebilde in jener Zeit trotzdem
nicht vereinzelt dagestanden hätte, da wenige
Jahre früher (1479) in der Lübecker Marienkirche
ein den wenigsten Besuchern bekanntes Sakra-
mentshaus von g% m Höhe in Erz errichtet wor-
den war.
Größeren Gewinn wirft dann wieder das fünfte
Kapitel (Die Plastik des Entwurfs) ab. Der Verf.
bietet hier zahlreiche Einzelaufnahmen aus dem
Entwürfe, an denen man erkennt, daß schon Peter
Vischer d. Ä. die leichte, scheinbar mühelos kom-
ponierende Hand eigen war, die wir später an
seinem gleichnamigen Sohne bewundern, und daß
er ferner ebenso die untersetzten Gestalten liebte
wie jener (vergl. Taf. 20). Mit seinem Vater Her-
mann scheint er die Liebe zu Genre- Figürchen
geteilt zu haben. Noch enger aber gestaltet sich
der Zusammenhang zwischen Peter und seinem
Vater Hermann, wenn man einzelne Apostel des
Wittenberger Taufbeckens von 1457 mit einzelnen
Aposteln des Entwurfs von 1488 vergleicht; D.
stellt auf Taf. 30 zwei solcher Gestalten neben-
einander, die nicht nur zeigen, wie beide in dem
Nürnbergisch derb-realistischen Stile aufgegangen
sind, sondern wie der Sohn sich in Einzelheiten
weitgehend an seinen Vater anschließt. Der ein-
dringende Blick D.s hat auch noch andere Zu-
sammenhänge beobachtet, die zu den besten Re-
sultaten seines Buches zählen. Auf den Taf. 35
u. 37 stellt er nämlich fest, daß einzelne Apostel-
figuren des Entwurfs von 1488 das unmittelbare

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