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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0343

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treu bleibt, denn hier liegt noch eine Fülle un-
gelöster Probleme vor. Wann werden wir z. B.
mal eine zusammenfassende Arbeit über die reichen
Schätze nachvischerischer Erzkunst des 16. Jahr-
hunderts bekommen? Wer wird die seit Jahr-
zehnten ruhende Forschung über die sächsische
Gießerfamilie der Hillger wieder aufnehmen?
Hubert Stierling.
MAX BURI, sein Leben und sein
Werk. Mit 50 Tafeln. Von Dr. Hans
Graber. Basel 1916. Verlag von Benno
Schwabe & Cie.
Seinem gediegenen Stäbli-Werk läßt H. Graber
als zweiten Band der „Studien zur Schweizerkunst
der Neuzeit", ein Buch über Max Buri folgen. Der
im Mai 1915 jäh verstorbene Maler hat eine Kunst
von seltener, früh erreichter Volkstümlichkeit ge-
schaffen; ihre starken Noten sind die nämlichen,
welche die moderne schweizer Malerei, soweit sie
im Bannkreise Hodlers steht, auszeichnen: die
hellen, kräftigen, ungebrochenen Farben, die klare,
bestimmte Zeichnung, das Betonen des Konturs,
die struktive, großflächige, dekorative Form. Da-
bei hat Buri als kerniger Berner fast ausschließ-
lich Typen seiner Heimat und bernische Land-
schaft gemalt, eine Heimatkunst, die innerem

Empfinden und persönlichem Sehen entsprang.
Weder die Vorwürfe noch die Komposition seiner
Figurenbilder, weder der künstlerische noch der
rein menschliche Entwicklungsgang bietet unge-
wöhnliche Probleme und Dr. Graber versucht er-
freulicherweise nicht das Einfache, Offene und
Klare zu vergeheimnissen, philosophisch zu ver-
brämen. Wo er einmal im Vergleichen recht
hoch greift — wenn Buri als Volksschilderer einem
Jeremias Gotthelf zur Seite gestellt wird — da ists
auch ein Mißgriff; wenig angemessen, wenn jetzt
auch recht an der Tagesordnung, will einem die
Geringschätzung des erzählenden Genrebildes er-
scheinen, dem gegenüber Buris gesellschaftliche
Zustandsschilderung hervorgehoben wird. Die re-
lative Leblosigkeit mancher großen Kompositionen
Buris darf nicht als Vorzug festgehalten werden
— weil ihr Gegenstück: unkünstlerische, absicht-
liche Anekdotenmalerei mit Recht zu verpönen
ist. Im übrigen sei die Zuverlässigkeit des Textes
hervorgehoben, der durch eine launige Selbst-
biographie des Malers seine Würze erhält. Von
der Ausstattung des Buches ist nur Lobendes zu
sagen. Die fünfzig ausgezeichneten Autotypien
auf Kunstdruckpapier sind für jeden, der für Buri
und die schweizer Kunst Interesse hat, ein
ganz ausgezeichnetes und unentbehrliches An-
schauungsmaterial. J. Coulin.

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