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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0401

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zeichnis von P. Vautier. Herausgegeben
von Otto Kümmel. In Leinen M. 35.—.
Oesterheld & Co., Berlin.
Unter erschwerenden Umständen vollendete
Kümmel in der Kriegszeit die Herausgabe des
Katalogs der Vautierschen Sammlung Japanischer
Stichblätter und Schwertzieraten, die in den Besitz
Prof. Oeders in Düsseldorf übergegangen ist. Über
diese in Japan gebildete Sammlung, an deren Ent-
stehung hervorragende japanische Kenner mit-
wirkten, von denen das Vorwort den bekannten
Sammler Wada Tsunashirö und ferner die Namen
Kyüsaku, Ono und Saito nennt, liegt nunmehr
ein stattlicher, 217 Seiten starker Band vor, mit
333, fast durchwegs gut geratenen Abbildungen
in der Größe der Originale, der die 1798 Nummern
in geschichtlicher Folge aufführt, nach Provinzen
geordnet und innerhalb dieser wieder nach den
einzelnen Künstlerfamilien. Die wundervolle tech-
nische Höhe früherer Kataloge — wir denken
hier an die Sammlungen Jacoby und Mosle —
wird zwar von diesen Abbildungen nicht ange-
strebt, doch bedingten jene Kupferdrucktafeln auch
einen Preis, der den des vorliegenden Werkes um
ein Mehrfaches übertrifft. Jedenfalls genügen die
Illustrationen aber fast in allen Fällen durchwegs
den Erwartungen. Buchtechnisch erfreulich ist
auch ihre Anordnung; sie stehen ohne Ausnahme
zusammen mit dem dazu gehörigen Text auf der-
selben oder auf der gegenüberliegenden Seite, so
daß lästiges Blättern fortfällt. Bezeichnungen sind
in Übersetzungen und in den Charakteren der Ori-
ginale wiedergegeben. Bei den Lesungen und
Deutungen unterstützte den Verfasser noch T. Tsuji-
Berlin und die bewährte Kennerschaft Sh. Hara's
in Hamburg. Neben der kurzen geschichtlichen
Einleitung, deren absichtliche Knappheit der Leser
jederzeit durch Zuhilfenahme von ausführlicheren
Beschreibungen der Eigenheiten der einzelnen
Schulen bei Jacoby und Mosle ergänzen kann, er-
höhen sorgfältige und ausführliche Register nach
Meistern und Schulen, nach den Wohnorten der
Meister, nach Motiven und Techniken die Über-
sichtlichkeit der Anordnung. Bei letzterem Regi-
ster verbleibt es freilich trotz der Überschrift bei
den Motiven, Techniken finden keinerlei Erwäh-
nung, obwohl bei ihrer reizvollen Mannigfaltigkeit
entsprechende Hinweise nicht von Übel wären.
Auch ist nicht recht ersichtlich, was bei Nr. 1731
der Name des Bestellers, Nakamura Taira no Kage-
nobu, in der Liste der „Motive und Techniken"
zu suchen hat. Dem der japanisch- chinesischen
Schrift unkundigen Sammler werden besonders

die beiden Verzeichnisse der Charaktere von Meister-
namen nach Klassenzeichen und den Strichzahlen
des ganzen Zeichens willkommen sein.
In seiner Gesamtheit zerfällt der Katalog in zwei
Teile, deren erster die eigentlichen Tsubameister
behandelt, beginnend mit den anonymen älteren
Stichblattmeistern, deren künstlerisch oft hervor-
ragende Werke selbst von den mehr auf große
Namen gehenden Japanern lange unbeachtet blieben.
Von Plattnerarbeiten aus dem 13. und 14. Jahrh.
und Arbeiten der Myöchinmeister aus dem 14. und
15. Jahrh. sowie Heianjö-Arbeiten, den ersten,
reich durchbrochenen Tsuba, die nach Entwürfen
der Hofkünstler des Shögun Ashikaga Yoshinori
(r394 —1441) angefertigt wurden, ist jede Schule
bis zum Ausgange der Tokugawa-Zeit mit Stücken
auserlesener Qualität vertreten. Schritt für Schritt
erleben wir die zahlreichsten technischen Wand-
lungen und Vervollkommnungen: wie in der Pe-
riode Onin (1467/68) das alte Plattnertsuba durch
Einlagen von Gelbmetall bereichert wird, wie
Kupfer und Silber hinzutreten, die Motive reicher
werden, bis dann am Schluß der Ashikaga-Zeit
(1573) die ersten flachen Einlagen zusammen mit
erhabenen auftreten (Yoshirö-Tsuba). Wie dann
unter den genialen Kaneiye-Meistern der Stil male-
rischer wird, von der großen Malerei der Zeit und
technisch auch von Arbeiten der höfischen Zise-
leure der Gotofamilie Anregung empfängt. Immer
umfangreicher wird die Produktion. Die Schwert-
fegerfamilie Umetada wird zur Stammschule her-
vorragender Familien von Tsubameistern, wie die
Hirata in Higo, Akao in Echizen, Ito in Edo,
Sadashiro in Owari und die Shoami, die größte
aller Schulen, deren Mitglieder sich nach und
nach über das ganze Land verbreiteten. Die
Blüte dieser Schule bezeichnet den Übergang von
den Ashikaga zu den Tokugawa. Von Masanori,
dem bedeutendsten Meister der Schule, verzeichnet
der Katalog Oeder vier signierte Stücke. Ebenso
sind die anderen wichtigen Schulen, wie die Kuni-
tomo in der Provinz Ise, deren Tsuba mit flachen,
oder erhabenen Dekorationen in bleigrauer, harter
Metallegierung innerhalb der großen Schulen eine
Sonderstellung einnehmen, die hochberühmten
Akasagameister prachtvoll vertreten, ganz abge-
sehen von kleineren und den Nachfolgern älterer
Schulen, deren Tätigkeit sich oft über viele Gene-
rationen erstreckt, wie die der Miöchin-Familie,
die ursprünglichen Rüstungsschmiede, die vom
12. bis zum 18. Jahrhundert auch Verfertiger ganz
vorzüglicher Stichblätter waren.
Der zweite Teil des Katalogs umschließt die
eigentlichen Schwertzieraten: Kozuka und Kogai

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