ANDREA POZZOS FRÜHESTES FRESKO-
WERK Von HEINRICH HAMMER
Mit zwei Abbildungen auf einer Tafel .................. ....<...........
Wenn von Andrea Pozzo die Rede geht, dem bekannten Maler-Architekten,
der der kirchlichen Deckenmalerei des 18. Jahrhunderts recht eigentlich
den Weg gewiesen hat, wird, als hätte sich sein Schaffen in einem einzigen großen
Werke gesammelt, in der Regel nur von den Fresken in S. Ignazio in Rom ge-
sprochen, mit deren kunstgeschichtlichem Einfluß sich allerdings um jene Jahr-
hundertswende wohl kaum ein zweites Malerwerk messen kann. Daneben bildet
fast nur noch Pozzos Buch über die „Perspektive der Maler und Architekten" die
Unterlage der Erörterung. Was die Quellen an sonstigen Entwürfen und Arbeiten
aufzählen, wurde wohl in Lexiken und kleinen Aufsätzen wiederholt nach-
geschrieben, aber nie näher untersucht und gewürdigt.1) Nur über seine Arbeiten
in Wien und sein Auftreten in Trient ist in jüngster Zeit Näheres ermittelt worden.2)
Hingegen wurde den Werken, die ihm sonst noch in Italien selbst zugeschrieben
werden, keinerlei Beachtung geschenkt, am wenigsten jenen, die vor S. Ignazio
entstanden sind und uns daher in die Anfänge seines Schaffens führen können.
Ihre Untersuchung hatte ich im Frühjahre 1914 begonnen. Die politischen Er-
eignisse bereiteten aber der Arbeit dann ein baldiges Ende. Ehe bessere Zeiten
ihre Fortführung gestatten, mögen hier Pozzos früheste Deckenmalereien bekannt
gemacht werden: die Fresken der ehemaligen Jesuitenkirche S. Francesco
Xaverio zu Mondovi, südlich von Turin.
Über Auftrag und Zeit gibt uns am besten Francesco Baldinucci Aufschluß, der
in einer erst kürzlich aufgefundenen Handschrift der Nationalbibliothek in Florenz
auf Grund enger persönlicher Beziehung zum Meister zwar knappe, aber im Grunde
die inhaltreichsten Nachrichten über sein Leben hinterlassen hat.") Der junge
Pozzo, der, zu Trient am 30. November 1642 geboren, in Begleitung eines Malers
nach Mailand gekommen, dort aber 1665 in den Jesuitenorden eingetreten war,
hatte bisher seine Kunst nur in vergänglichen Dekorationen im Dienste seines
Kollegs gezeigt, die allerdings seiner besonderen Veranlagung für perspektivische
Scheinarchitekturen besonders lagen: Theaterdekorationen für die Aufführungen
der Jesuitenzöglinge und „Heilige Theater", die bei festlichen Andachten in der
Kollegiatkirche aufgestellt wurden. Dazwischen schulte er auf Reisen nach Venedig
und Genua seine Formenkenntnis. Schon wollte ihn die Vorstehung des Ordens
nach Rom ziehen. Bevor er diesem Rufe folgte, war es ihm aber noch vergönnt,
in Oberitalien selbst an einem größeren dauernden Werk das Erworbene zu er-
proben. Die Jesuiten der kleinen, an die Vorberge der ligurischen Alpen gelehnten
(1) Außer dem Abschnitt bei Gurlitt, Barockstil in Italien (Stuttg. 1887, S. 459 ff.) sind zu erwähnen:
Ilg A., Der Maler und Architekt P. Andrea del Pozzo, Berichte und Mitt. des Wiener Altertumsvereines
1886, S. 221; G. Zippel, Andrea Pozzo (Strenna Trentina Letteraria ed Artistica 1894, Trient 1893,
S. 89 ff.); C. T. Postinger, Un opera d'arte di A. P. (Rovereto 1909); G. Ferrari, Pensieri sull'arte del
P. A. P. Pro Cultura, x. Jahrg. Trient 1910.
(2) H. Hammer, Die Entwicklung der barocken Deckenmalerei in Tirol, Straßburg 1912, S. 209 ff.;
H. Tietze, Andrea Pozzo und die Fürsten Lichtenstein, Festschrift des Vereins für Landeskunde von
Niederösterreich, Wien 1914; B. Patzak, Andrea del Pozzos Umbau der Wiener Universitätskirche,
Ztschr. f. Christi. Kunst 1916 Nr. 2.
(3) Zuerst verwertet von G. Zippel a. a. O., jetzt auch abgedruckt durch E. Benvenuti, La vita del
Padre Pozzo scritta da Franc. Baldinucci. Atti dell'Accademia degli Agiati in Rovereto 1912, S. 122 ff.
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WERK Von HEINRICH HAMMER
Mit zwei Abbildungen auf einer Tafel .................. ....<...........
Wenn von Andrea Pozzo die Rede geht, dem bekannten Maler-Architekten,
der der kirchlichen Deckenmalerei des 18. Jahrhunderts recht eigentlich
den Weg gewiesen hat, wird, als hätte sich sein Schaffen in einem einzigen großen
Werke gesammelt, in der Regel nur von den Fresken in S. Ignazio in Rom ge-
sprochen, mit deren kunstgeschichtlichem Einfluß sich allerdings um jene Jahr-
hundertswende wohl kaum ein zweites Malerwerk messen kann. Daneben bildet
fast nur noch Pozzos Buch über die „Perspektive der Maler und Architekten" die
Unterlage der Erörterung. Was die Quellen an sonstigen Entwürfen und Arbeiten
aufzählen, wurde wohl in Lexiken und kleinen Aufsätzen wiederholt nach-
geschrieben, aber nie näher untersucht und gewürdigt.1) Nur über seine Arbeiten
in Wien und sein Auftreten in Trient ist in jüngster Zeit Näheres ermittelt worden.2)
Hingegen wurde den Werken, die ihm sonst noch in Italien selbst zugeschrieben
werden, keinerlei Beachtung geschenkt, am wenigsten jenen, die vor S. Ignazio
entstanden sind und uns daher in die Anfänge seines Schaffens führen können.
Ihre Untersuchung hatte ich im Frühjahre 1914 begonnen. Die politischen Er-
eignisse bereiteten aber der Arbeit dann ein baldiges Ende. Ehe bessere Zeiten
ihre Fortführung gestatten, mögen hier Pozzos früheste Deckenmalereien bekannt
gemacht werden: die Fresken der ehemaligen Jesuitenkirche S. Francesco
Xaverio zu Mondovi, südlich von Turin.
Über Auftrag und Zeit gibt uns am besten Francesco Baldinucci Aufschluß, der
in einer erst kürzlich aufgefundenen Handschrift der Nationalbibliothek in Florenz
auf Grund enger persönlicher Beziehung zum Meister zwar knappe, aber im Grunde
die inhaltreichsten Nachrichten über sein Leben hinterlassen hat.") Der junge
Pozzo, der, zu Trient am 30. November 1642 geboren, in Begleitung eines Malers
nach Mailand gekommen, dort aber 1665 in den Jesuitenorden eingetreten war,
hatte bisher seine Kunst nur in vergänglichen Dekorationen im Dienste seines
Kollegs gezeigt, die allerdings seiner besonderen Veranlagung für perspektivische
Scheinarchitekturen besonders lagen: Theaterdekorationen für die Aufführungen
der Jesuitenzöglinge und „Heilige Theater", die bei festlichen Andachten in der
Kollegiatkirche aufgestellt wurden. Dazwischen schulte er auf Reisen nach Venedig
und Genua seine Formenkenntnis. Schon wollte ihn die Vorstehung des Ordens
nach Rom ziehen. Bevor er diesem Rufe folgte, war es ihm aber noch vergönnt,
in Oberitalien selbst an einem größeren dauernden Werk das Erworbene zu er-
proben. Die Jesuiten der kleinen, an die Vorberge der ligurischen Alpen gelehnten
(1) Außer dem Abschnitt bei Gurlitt, Barockstil in Italien (Stuttg. 1887, S. 459 ff.) sind zu erwähnen:
Ilg A., Der Maler und Architekt P. Andrea del Pozzo, Berichte und Mitt. des Wiener Altertumsvereines
1886, S. 221; G. Zippel, Andrea Pozzo (Strenna Trentina Letteraria ed Artistica 1894, Trient 1893,
S. 89 ff.); C. T. Postinger, Un opera d'arte di A. P. (Rovereto 1909); G. Ferrari, Pensieri sull'arte del
P. A. P. Pro Cultura, x. Jahrg. Trient 1910.
(2) H. Hammer, Die Entwicklung der barocken Deckenmalerei in Tirol, Straßburg 1912, S. 209 ff.;
H. Tietze, Andrea Pozzo und die Fürsten Lichtenstein, Festschrift des Vereins für Landeskunde von
Niederösterreich, Wien 1914; B. Patzak, Andrea del Pozzos Umbau der Wiener Universitätskirche,
Ztschr. f. Christi. Kunst 1916 Nr. 2.
(3) Zuerst verwertet von G. Zippel a. a. O., jetzt auch abgedruckt durch E. Benvenuti, La vita del
Padre Pozzo scritta da Franc. Baldinucci. Atti dell'Accademia degli Agiati in Rovereto 1912, S. 122 ff.
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