faßt, ohne jede Änderung entnommen sind. Van
Ysendyck hat in seinem groß angelegten Tafel-
werk auf jeder einzelnen Tafel oben in der linken
Ecke einen Raum für die Schrift ausgespart, und
hat dieses Schriftfeld ornamental umrandet. Wenn
schon diese Anordnung drucktechnisch und künst-
lerisch nicht gebilligt werden kann, so ist es noch
viel unverständlicher, diese ausgesparte Fläche
völlig leer in die Bildfläche einschneiden zu lassen
so daß unvermittelt und scheinbar ohne jeden An-
laß aus den Architekturen oft nicht unbeträcht-
liche Stücke ausgeschnitten erscheinen. Wer die
Tafeln von van Ysendyck nicht kennt, erhält da-
her häufig eine falsche Vorstellung von dem Kunst-
werk selbst, da an diesen Stellen des Blattes For-
men verändert und häufig Unsicherheiten der tat-
sächlichen Maßverhältnisse des Originalwerkes zu
bestehen scheinen. Das ist ein Mangel, der den
Wert dieses Tafelwerkes sehr beeinträchtigt. In
den Fällen, in denen Formentstellungen unver-
meidlich waren, wie in den Tafeln der Liebfrauen-
kirche in Aerschot (Taf. i), des Portales eines
Antwerpener Hauses (Taf. 8), des Portales des
Rathauses in Audenaerde (Taf. 12), des Altares
der Kirche in Bronie Le-Comte (Taf. 14), der Lieb-
frauenkirche in Brügge (Taf. 15), des St. Johannes-
Hospitales in Brügge (Taf. 19), des Hauses der
Jerusalemstraße in Brügge (Taf. 20), um nur einige
Tafeln zu bezeichnen, hätte die Abbildung nicht
nach dem Lichtdruck des Ysendyckschen Werkes
sondern nach der Photographie gemacht werden
müssen. Damit ist zugleich schon auf den zweiten
Fehler hingewiesen. Denn, daß die Drucke nach
einem Lichtdruck matter und flauer sind als nach
der Photographie des Originalwerkes ist selbst-
verständlich. Daß der Verlag sich mit den Licht-
drucken als Vorlage seines Werkes begnügte, ist
um so weniger verständlich, als Photographien
nicht allzu schwer zu beschaffen waren. Sieht
man von diesen Besonderheiten ab, muß anerkannt
werden, daß Druck und Papier von großer Sorg-
falt der Herstellung zeugen, und daß infolgedessen
eine bedeutende Zahl der Tafeln eine ausgezeich-
nete Vorstellung von den Originalwerken über-
mitteln.
Ein bestimmter Gesichtspunkt bei der Auswahl
der Tafeln scheint nicht geherrscht zu haben. Es
sind die schönsten und bekanntesten Werke der
belgischen Baukunst vom 13. bis 18 Jahrhundert
wiedergegeben, ohne daß eine bestimmte Zeit oder
eine der bedeutenderen Stilströmungen mehr als
eine andere berücksichtigt worden wäre. Aus dem
Grunde mag auch die gewählte Reiher folge in
alphabetischer Ordnung die geeignetste sein. Denn
sie ermöglicht ein leichtes Auffinden. Damit ist
der Charakter des Werkes als eines Nachschlage-
werkes gekennzeichnet. Wer nur das Kunstwerk
auf sich wirken lassen will oder wer, gleichsam
als Gedächtnisstütze einen Überblick über das bel-
gische Kunstschaffen auf dem Gebiete der Bau-
kunst, der Plastik und zum Teil auch des Kunst-
gewerbes gewinnen will, wird dies Tafelwerk mit
Nutzen verwenden können. Lüthgen.
THIEME-BECKER, Allgem.Künstler-
lexikon. Bd. XII. Fiori-Fijt. Leipzig, See-
mann. gr. 8°. 1916. 614 S. geb. 38 M.
Der zwölfte Band ist einer der das Werk ein
gutes Stück „über den Berg" bringt, mit solchen
Schlagworten wie Fischer (Fisher) — 202 Titel,
Franck (Franken, Franco, Francois) = 201 Titel,
Fontana — 64 Titel. Stetig schreitet die Ausglei-
chung unter der trefflichen Regie des Herausgebers
fort. Es kommen ja immer noch einzelne ' er-
stöße hiergegen vor. Wenn z. B. Fragonard glän-
zend in 3}/2 Spalten erledigt wird, so ist das
gleiche Maß für Frampton entschieden zu viel.
Konnte einer der Mitarbeiter den interessanten und
problemreichen Fouquet in 4!/g Spalten behandeln,
so hätte sich jener der M. A. Franceschini ö1^ Spal-
ten widmete, mit weniger als der Hälfte begnügen
müssen, und dem Hans Fries neun Spalten zu
gönnen ist schlankweg ungeheuerlich. Glücklicher-
weise vermindern sich solche Fälle von Band zu
Band, und die wachsende Umsicht in der Ökono-
mie der Bände ist eins der erfreulichsten Zeichen
im Fortschreiten des Unternehmens, da sie vor
allem den „endlichen Sieg" gewährleistet. Das
wir auch im Krieg einen solchen Jahresband haben
veröffentlichen können, ist ein herrliches Denk-
mal unserer Kraft, das dem jämmerlichen Gerede
eines Conway, z. B. seine Bedeutungslosigkeit vor
Augen führt. Dieser Band ist fast ganz der deut-
schen Wissenschaft zur Last gefallen: es stehen
uns ja höchstens noch ein paar holländische und
skandinavische Kollegen zur Verfügung: selbst mit
den wenigen weiteren Neutralen ist die Verbin-
dung nicht mehr aufrecht zu erhalten. Der Stolz
des 12. Bandes ist, daß er trotz dieser Lage, nicht
im geringsten den früheren, — an denen Eng-
länder, Franzosen, Italiener und Russen mitgear-
beitet hatten, — nachsteht. Sie sind auch zu ent-
behren und im großen und ganzen verleihen die
vielen mehr oder minder berühmten Namen dem
Lexikon vielleicht doch mehr Glanz als Geba t.
Es mag richtig sein, daß die Würdigung eines
ausgesprochen nationalen Künstlers nur dem eige-
nen Stammesgenossen so recht möglich ist. Dem
Monatshefte für Kunstwissenschaft, X. Jahrg., 1917, Heft 2/3
9
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Ysendyck hat in seinem groß angelegten Tafel-
werk auf jeder einzelnen Tafel oben in der linken
Ecke einen Raum für die Schrift ausgespart, und
hat dieses Schriftfeld ornamental umrandet. Wenn
schon diese Anordnung drucktechnisch und künst-
lerisch nicht gebilligt werden kann, so ist es noch
viel unverständlicher, diese ausgesparte Fläche
völlig leer in die Bildfläche einschneiden zu lassen
so daß unvermittelt und scheinbar ohne jeden An-
laß aus den Architekturen oft nicht unbeträcht-
liche Stücke ausgeschnitten erscheinen. Wer die
Tafeln von van Ysendyck nicht kennt, erhält da-
her häufig eine falsche Vorstellung von dem Kunst-
werk selbst, da an diesen Stellen des Blattes For-
men verändert und häufig Unsicherheiten der tat-
sächlichen Maßverhältnisse des Originalwerkes zu
bestehen scheinen. Das ist ein Mangel, der den
Wert dieses Tafelwerkes sehr beeinträchtigt. In
den Fällen, in denen Formentstellungen unver-
meidlich waren, wie in den Tafeln der Liebfrauen-
kirche in Aerschot (Taf. i), des Portales eines
Antwerpener Hauses (Taf. 8), des Portales des
Rathauses in Audenaerde (Taf. 12), des Altares
der Kirche in Bronie Le-Comte (Taf. 14), der Lieb-
frauenkirche in Brügge (Taf. 15), des St. Johannes-
Hospitales in Brügge (Taf. 19), des Hauses der
Jerusalemstraße in Brügge (Taf. 20), um nur einige
Tafeln zu bezeichnen, hätte die Abbildung nicht
nach dem Lichtdruck des Ysendyckschen Werkes
sondern nach der Photographie gemacht werden
müssen. Damit ist zugleich schon auf den zweiten
Fehler hingewiesen. Denn, daß die Drucke nach
einem Lichtdruck matter und flauer sind als nach
der Photographie des Originalwerkes ist selbst-
verständlich. Daß der Verlag sich mit den Licht-
drucken als Vorlage seines Werkes begnügte, ist
um so weniger verständlich, als Photographien
nicht allzu schwer zu beschaffen waren. Sieht
man von diesen Besonderheiten ab, muß anerkannt
werden, daß Druck und Papier von großer Sorg-
falt der Herstellung zeugen, und daß infolgedessen
eine bedeutende Zahl der Tafeln eine ausgezeich-
nete Vorstellung von den Originalwerken über-
mitteln.
Ein bestimmter Gesichtspunkt bei der Auswahl
der Tafeln scheint nicht geherrscht zu haben. Es
sind die schönsten und bekanntesten Werke der
belgischen Baukunst vom 13. bis 18 Jahrhundert
wiedergegeben, ohne daß eine bestimmte Zeit oder
eine der bedeutenderen Stilströmungen mehr als
eine andere berücksichtigt worden wäre. Aus dem
Grunde mag auch die gewählte Reiher folge in
alphabetischer Ordnung die geeignetste sein. Denn
sie ermöglicht ein leichtes Auffinden. Damit ist
der Charakter des Werkes als eines Nachschlage-
werkes gekennzeichnet. Wer nur das Kunstwerk
auf sich wirken lassen will oder wer, gleichsam
als Gedächtnisstütze einen Überblick über das bel-
gische Kunstschaffen auf dem Gebiete der Bau-
kunst, der Plastik und zum Teil auch des Kunst-
gewerbes gewinnen will, wird dies Tafelwerk mit
Nutzen verwenden können. Lüthgen.
THIEME-BECKER, Allgem.Künstler-
lexikon. Bd. XII. Fiori-Fijt. Leipzig, See-
mann. gr. 8°. 1916. 614 S. geb. 38 M.
Der zwölfte Band ist einer der das Werk ein
gutes Stück „über den Berg" bringt, mit solchen
Schlagworten wie Fischer (Fisher) — 202 Titel,
Franck (Franken, Franco, Francois) = 201 Titel,
Fontana — 64 Titel. Stetig schreitet die Ausglei-
chung unter der trefflichen Regie des Herausgebers
fort. Es kommen ja immer noch einzelne ' er-
stöße hiergegen vor. Wenn z. B. Fragonard glän-
zend in 3}/2 Spalten erledigt wird, so ist das
gleiche Maß für Frampton entschieden zu viel.
Konnte einer der Mitarbeiter den interessanten und
problemreichen Fouquet in 4!/g Spalten behandeln,
so hätte sich jener der M. A. Franceschini ö1^ Spal-
ten widmete, mit weniger als der Hälfte begnügen
müssen, und dem Hans Fries neun Spalten zu
gönnen ist schlankweg ungeheuerlich. Glücklicher-
weise vermindern sich solche Fälle von Band zu
Band, und die wachsende Umsicht in der Ökono-
mie der Bände ist eins der erfreulichsten Zeichen
im Fortschreiten des Unternehmens, da sie vor
allem den „endlichen Sieg" gewährleistet. Das
wir auch im Krieg einen solchen Jahresband haben
veröffentlichen können, ist ein herrliches Denk-
mal unserer Kraft, das dem jämmerlichen Gerede
eines Conway, z. B. seine Bedeutungslosigkeit vor
Augen führt. Dieser Band ist fast ganz der deut-
schen Wissenschaft zur Last gefallen: es stehen
uns ja höchstens noch ein paar holländische und
skandinavische Kollegen zur Verfügung: selbst mit
den wenigen weiteren Neutralen ist die Verbin-
dung nicht mehr aufrecht zu erhalten. Der Stolz
des 12. Bandes ist, daß er trotz dieser Lage, nicht
im geringsten den früheren, — an denen Eng-
länder, Franzosen, Italiener und Russen mitgear-
beitet hatten, — nachsteht. Sie sind auch zu ent-
behren und im großen und ganzen verleihen die
vielen mehr oder minder berühmten Namen dem
Lexikon vielleicht doch mehr Glanz als Geba t.
Es mag richtig sein, daß die Würdigung eines
ausgesprochen nationalen Künstlers nur dem eige-
nen Stammesgenossen so recht möglich ist. Dem
Monatshefte für Kunstwissenschaft, X. Jahrg., 1917, Heft 2/3
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