endlich die jüngst erschienenen Flaggenwerke Strzygowskis über die Kunst des
Ostens und über das Iran-Altai-Gebiet einfach wegzuleugnen? Dann frage Male
bei seinem Landessohne de Morgan an, welches Verständnis in Frankreich diesem
Forschungsterrain entgegengebracht wurde?! Darin dürfte die beste Antwort dafür
liegen, ob in Frankreich oder in Deutschland das bessere Gefühl für die Wesenheit
der mittelalterlich-europäischen Kunst vorherrscht.
Es wäre ein langwieriges und wenig lohnendes Unternehmen, bei jedem künst-
lerischen Motive, das Male zur Herabsetzung der deutschen Gelehrsamkeit heranzieht,
zu beweisen, daß das besprochene Ornament oder der betreffende Typus auch
durch deutsche Forscher, in recht vielen Fällen sogar vor den der Ententegruppe
zugehörenden Wissenschaftlern (die Feder sträubt sich, so ein Unding nieder-
schreiben zu müssen!) als orientalisches Motiv erkannt wurde und infolgedessen
aus dem Urschatze des germanischen Formenreichtums gestrichen wurde. Einiges,
für das Vorgehen Males recht Bezeichnende soll hier trotzdem festgenagelt
werden.
Da ist einmal die Fisch-Vogel-Ornamentik des Sinai-Kodex. „Im Jahre 1903
entdeckte Kondakoff . . .", so recht romantisch beginnt da Male seine Anklage.
Und dabei muß man wissen, daß Strzygowski schon im Jahre 1892, im ersten
Bande seiner Byzantinischen Denkmäler das ganze Um und Auf dieser Ornamentik
zugleich mit Bezugnahme auf die sogenannten „merovingischen" Manuskripte er-
ledigte: ist das also eine schier unglaubliche Unkenntnis oder der richtige böse
Wille seitens Males, wenn er diese klare Reihenfolge von Tatsachen einfach mit
Schweigen übergeht?
Dann gehört ja ebenfalls eine starke Dosis von Hypokrisie dazu, die syro-ägyp-
tischen Forschungen deutscher Gelehrter in solchem Maße aus der Welt hinweg-
zuleugnen, wie es Male tut. In den nächst besten Handbüchern eines Dalton
oder Diehl, Michel oder Munoz (ich will die Kenntnis der deutschen Sprache in
diesen Zeiten Herrn Male nicht zumuten), hätte er reichlich Gelegenheit gefunden,
sich über die Arbeiten von Forrer, Kaufmann, Strzygowski zu informieren,
und Baumstarks Oriens Christianus dürfte wohl auch Male zugänglich gewesen
sein. Man hat geradezu den Eindruck, als ob in Paris nach Kriegsausbruch ein
Omarisches Autodafe der deutschen Bücher stattgefunden hätte! Ich denke auch
nicht, daß der syrische Einfluß auf das karolingische Mittelalter je in der franzö-
sischen oder sonst welchen Fachliteratur besser herausgearbeitet worden wäre als
in Heyds Levantehandel, dann in den gründlichen Studien von Janitschek,
Michaelis und Wolfram (diese erschienen doch in Elsaß-Lothringen!) und neuer-
dings in dem Monumentalwerke von Clemen. In diesem Zusammenhänge müssen
auch die Arbeiten Grävens genannt werden, während von den Historikern Do-
maszewski, Poppelreuter, Prost und Scheffer-Boichorst ein reiches Mate-
rial hierzu beistellten. Was für Kleinasien und Mesopotamien auch mit bezug auf
das erste nachchristliche Jahrtausend seitens der Deutschen geleistet wurde, das
mag in den Bänden der Klio, des Memnon, der verschiedenen deutschen Orient-
gesellschaften, dann bei Strzygowski (Kleinasien, Amida, Mschatta), bei Grothe,
Gurlitt, Sarre-Herzfeld, Wulff, im Beckerschen Islam, oder endlich in den
Literaturangaben in Kaufmanns Handbuch nachgesehen werden.
Wenn Male es so anstellt, als ob er, weiß Gott, welch neue Enthüllungen
gegenüber der deutschen Wissenschaft aufzubringen vermag, wenn er die über
Massilien nach Irland und von dort durch irische Mönche nach Innereuropa ver-
pflanzten orientalischen Einflüsse als einen neueren Triumph verzapft, so mögen
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Ostens und über das Iran-Altai-Gebiet einfach wegzuleugnen? Dann frage Male
bei seinem Landessohne de Morgan an, welches Verständnis in Frankreich diesem
Forschungsterrain entgegengebracht wurde?! Darin dürfte die beste Antwort dafür
liegen, ob in Frankreich oder in Deutschland das bessere Gefühl für die Wesenheit
der mittelalterlich-europäischen Kunst vorherrscht.
Es wäre ein langwieriges und wenig lohnendes Unternehmen, bei jedem künst-
lerischen Motive, das Male zur Herabsetzung der deutschen Gelehrsamkeit heranzieht,
zu beweisen, daß das besprochene Ornament oder der betreffende Typus auch
durch deutsche Forscher, in recht vielen Fällen sogar vor den der Ententegruppe
zugehörenden Wissenschaftlern (die Feder sträubt sich, so ein Unding nieder-
schreiben zu müssen!) als orientalisches Motiv erkannt wurde und infolgedessen
aus dem Urschatze des germanischen Formenreichtums gestrichen wurde. Einiges,
für das Vorgehen Males recht Bezeichnende soll hier trotzdem festgenagelt
werden.
Da ist einmal die Fisch-Vogel-Ornamentik des Sinai-Kodex. „Im Jahre 1903
entdeckte Kondakoff . . .", so recht romantisch beginnt da Male seine Anklage.
Und dabei muß man wissen, daß Strzygowski schon im Jahre 1892, im ersten
Bande seiner Byzantinischen Denkmäler das ganze Um und Auf dieser Ornamentik
zugleich mit Bezugnahme auf die sogenannten „merovingischen" Manuskripte er-
ledigte: ist das also eine schier unglaubliche Unkenntnis oder der richtige böse
Wille seitens Males, wenn er diese klare Reihenfolge von Tatsachen einfach mit
Schweigen übergeht?
Dann gehört ja ebenfalls eine starke Dosis von Hypokrisie dazu, die syro-ägyp-
tischen Forschungen deutscher Gelehrter in solchem Maße aus der Welt hinweg-
zuleugnen, wie es Male tut. In den nächst besten Handbüchern eines Dalton
oder Diehl, Michel oder Munoz (ich will die Kenntnis der deutschen Sprache in
diesen Zeiten Herrn Male nicht zumuten), hätte er reichlich Gelegenheit gefunden,
sich über die Arbeiten von Forrer, Kaufmann, Strzygowski zu informieren,
und Baumstarks Oriens Christianus dürfte wohl auch Male zugänglich gewesen
sein. Man hat geradezu den Eindruck, als ob in Paris nach Kriegsausbruch ein
Omarisches Autodafe der deutschen Bücher stattgefunden hätte! Ich denke auch
nicht, daß der syrische Einfluß auf das karolingische Mittelalter je in der franzö-
sischen oder sonst welchen Fachliteratur besser herausgearbeitet worden wäre als
in Heyds Levantehandel, dann in den gründlichen Studien von Janitschek,
Michaelis und Wolfram (diese erschienen doch in Elsaß-Lothringen!) und neuer-
dings in dem Monumentalwerke von Clemen. In diesem Zusammenhänge müssen
auch die Arbeiten Grävens genannt werden, während von den Historikern Do-
maszewski, Poppelreuter, Prost und Scheffer-Boichorst ein reiches Mate-
rial hierzu beistellten. Was für Kleinasien und Mesopotamien auch mit bezug auf
das erste nachchristliche Jahrtausend seitens der Deutschen geleistet wurde, das
mag in den Bänden der Klio, des Memnon, der verschiedenen deutschen Orient-
gesellschaften, dann bei Strzygowski (Kleinasien, Amida, Mschatta), bei Grothe,
Gurlitt, Sarre-Herzfeld, Wulff, im Beckerschen Islam, oder endlich in den
Literaturangaben in Kaufmanns Handbuch nachgesehen werden.
Wenn Male es so anstellt, als ob er, weiß Gott, welch neue Enthüllungen
gegenüber der deutschen Wissenschaft aufzubringen vermag, wenn er die über
Massilien nach Irland und von dort durch irische Mönche nach Innereuropa ver-
pflanzten orientalischen Einflüsse als einen neueren Triumph verzapft, so mögen
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