sierung verwandelt sie sich in jenes abgekürzte, eckig gebrochene Zopfgeflecht des
Petersburger Helmes, —- daraus aber entsteht augenscheinlich durch Reihung und
allmähliche Erweiterung und Verknüpfung der gereihten Gebilde das Drei- (bis
Sechs)-riemengeflecht, zerfallt doch letzteres, zumal auf älteren Denkmälern noch
wiederholt in solche Teilstücke (Anm. 23). Ungleich wichtiger aber ist die Ein-
wirkung, die dasselbe Motiv auf die Ausbildung der Kreisgeflechte ausübt. Hier
vollzieht sich in der Tat eine gegenseitige Durchdringung des longobardischen und
eines orientalischen Grundelements. Nicht aus der koptischen, wohl aber aus der
syrischen Kunst hatte die altchristliche Ornamentik des adriatischen Kunstkreises
ein Gittermuster aufgenommen, aus dessen Zersetzung unter diesem dissimilierenden
Einfluß der Hauptbestand des longobardischen Bandwerks hervorgeht. Es besteht
aus zwei (bis vier) in ihren Achsen gegeneinander um die Länge ihres Radius
verschobenen, und einander überschneidenden Kreisnetzen. In reicherer und mannig-
faltigerer Zusammensetzung begegnet es uns mehrfach in Syrien (Anm. 24), in
einfacherer auf Denkmälern der nordwestlichen Adriaküste (Anm. 25). Die Ent-
wicklung beginnt nun damit, daß in die einander durchdringenden Einzelkreise jene
longobardische Vierpaßschlinge hineingesehen und daß sie infolgedessen ihrerseits
als ein von einem Kreise durchflochtenes Liegekreuz von lanzettförmigen Doppel-
schlingen aufgefaßt wird. Das wiederholte Vorkommen dieses Motivs (Anm. 26)
als selbständiges Gebilde in der Steinplastik und in anderer Technik bestätigt
die Schlußfolgerung. Aber auch innerhalb des Gittermusters ist es zweifellos
alsbald hervorgehoben worden, und zwar mittels der Falzung, die das Band
durchzieht. Den schlagenden Beweis dafür bietet ein Frühwerk der Kleinkunst.
Eine in Monza bewahrte, in Durchbrucharbeit ausgeführte Elfenbeinplatte (Anm. 27),
auf der diese es noch nicht, wie in der Masse der Denkmäler, in drei, sondern nur
in zwei Streifen aufteilt, läßt, z. B. unter der eingeschobenen Mittelverzierung, deut-
lich erkennen, wie der Falz nicht den Kreis schließt, sondern, eine Lanzettspitze
bildend, in die von beiden Seiten einschneidenden Halbkreise der vertikalen Neben-
bahnen übergeht (Abb. 3), das Klischee nach der Zeichnung! An den Stellen aber,
wo die letzteren sich mit den folgenden berühren, nehmen die äußeren Kreise magere
Rankenbildung an und kreuzen sich mit den Nebenkreisen, um als geschwungenes
Band diagonal bis an den Rahmen weiterzulaufen und sich dort in kleinen, ein-
gerollten Windungen zu begegnen. Der damit eingeleiteten Umdeutung des Grund-
musters folgt seine Auflösung (Abb. 4), quergelegt auf der Tafel! Erscheint dieses
dem Beschauer oder Hersteller nicht mehr aus horizontalen Bahnen von verflochtenen
Kreisen, sondern aus Bahnen von Kreuzschleifen mit eingeflochtenen Kreisen oder
umgekehrt zusammengesetzt, so kann man einen solchen Streifen leicht aussondern.
Dadurch aber entsteht erst ein allgemein verbreitetes Geflecht der longobardischen
Ornamentik (Abb. 5 u. 6). Andrerseits lassen sich auch je zwei einander mit ihrem
Bogen berührende, nach oben und unten geöffnete Halbkreise zweier benachbarten
Bahnen durch Verflechtung zusammenfassen, was ein anderes sehr gebräuchliches
Flechtband ergibt, in das sich auch die gedrückte Achterschleife leicht hineinsehen
läßt. Durch weitere horizontale Aufteilung kann daraus endlich ein Halbkreisgeflecht
abgeleitet werden, das zwar als selbständige Borte kaum Verwendung findet, aber
nicht selten den Randabschluß der Netze bildet. Mit diesen wenigen Motiven, die
gelegentlich mit dem Rautengeflecht antiker oder orientalischer Herkunft oder auch
mit dem Quadratnetz mannigfaltige Verbindungen eingehen, weiß die longobardische
Zierkunst jeden Rahmen zu füllen. Ihre Erfindungskraft erschöpft sich in der An-
passung solcher Verbindungen an den gegebenen Flächenraum.
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Petersburger Helmes, —- daraus aber entsteht augenscheinlich durch Reihung und
allmähliche Erweiterung und Verknüpfung der gereihten Gebilde das Drei- (bis
Sechs)-riemengeflecht, zerfallt doch letzteres, zumal auf älteren Denkmälern noch
wiederholt in solche Teilstücke (Anm. 23). Ungleich wichtiger aber ist die Ein-
wirkung, die dasselbe Motiv auf die Ausbildung der Kreisgeflechte ausübt. Hier
vollzieht sich in der Tat eine gegenseitige Durchdringung des longobardischen und
eines orientalischen Grundelements. Nicht aus der koptischen, wohl aber aus der
syrischen Kunst hatte die altchristliche Ornamentik des adriatischen Kunstkreises
ein Gittermuster aufgenommen, aus dessen Zersetzung unter diesem dissimilierenden
Einfluß der Hauptbestand des longobardischen Bandwerks hervorgeht. Es besteht
aus zwei (bis vier) in ihren Achsen gegeneinander um die Länge ihres Radius
verschobenen, und einander überschneidenden Kreisnetzen. In reicherer und mannig-
faltigerer Zusammensetzung begegnet es uns mehrfach in Syrien (Anm. 24), in
einfacherer auf Denkmälern der nordwestlichen Adriaküste (Anm. 25). Die Ent-
wicklung beginnt nun damit, daß in die einander durchdringenden Einzelkreise jene
longobardische Vierpaßschlinge hineingesehen und daß sie infolgedessen ihrerseits
als ein von einem Kreise durchflochtenes Liegekreuz von lanzettförmigen Doppel-
schlingen aufgefaßt wird. Das wiederholte Vorkommen dieses Motivs (Anm. 26)
als selbständiges Gebilde in der Steinplastik und in anderer Technik bestätigt
die Schlußfolgerung. Aber auch innerhalb des Gittermusters ist es zweifellos
alsbald hervorgehoben worden, und zwar mittels der Falzung, die das Band
durchzieht. Den schlagenden Beweis dafür bietet ein Frühwerk der Kleinkunst.
Eine in Monza bewahrte, in Durchbrucharbeit ausgeführte Elfenbeinplatte (Anm. 27),
auf der diese es noch nicht, wie in der Masse der Denkmäler, in drei, sondern nur
in zwei Streifen aufteilt, läßt, z. B. unter der eingeschobenen Mittelverzierung, deut-
lich erkennen, wie der Falz nicht den Kreis schließt, sondern, eine Lanzettspitze
bildend, in die von beiden Seiten einschneidenden Halbkreise der vertikalen Neben-
bahnen übergeht (Abb. 3), das Klischee nach der Zeichnung! An den Stellen aber,
wo die letzteren sich mit den folgenden berühren, nehmen die äußeren Kreise magere
Rankenbildung an und kreuzen sich mit den Nebenkreisen, um als geschwungenes
Band diagonal bis an den Rahmen weiterzulaufen und sich dort in kleinen, ein-
gerollten Windungen zu begegnen. Der damit eingeleiteten Umdeutung des Grund-
musters folgt seine Auflösung (Abb. 4), quergelegt auf der Tafel! Erscheint dieses
dem Beschauer oder Hersteller nicht mehr aus horizontalen Bahnen von verflochtenen
Kreisen, sondern aus Bahnen von Kreuzschleifen mit eingeflochtenen Kreisen oder
umgekehrt zusammengesetzt, so kann man einen solchen Streifen leicht aussondern.
Dadurch aber entsteht erst ein allgemein verbreitetes Geflecht der longobardischen
Ornamentik (Abb. 5 u. 6). Andrerseits lassen sich auch je zwei einander mit ihrem
Bogen berührende, nach oben und unten geöffnete Halbkreise zweier benachbarten
Bahnen durch Verflechtung zusammenfassen, was ein anderes sehr gebräuchliches
Flechtband ergibt, in das sich auch die gedrückte Achterschleife leicht hineinsehen
läßt. Durch weitere horizontale Aufteilung kann daraus endlich ein Halbkreisgeflecht
abgeleitet werden, das zwar als selbständige Borte kaum Verwendung findet, aber
nicht selten den Randabschluß der Netze bildet. Mit diesen wenigen Motiven, die
gelegentlich mit dem Rautengeflecht antiker oder orientalischer Herkunft oder auch
mit dem Quadratnetz mannigfaltige Verbindungen eingehen, weiß die longobardische
Zierkunst jeden Rahmen zu füllen. Ihre Erfindungskraft erschöpft sich in der An-
passung solcher Verbindungen an den gegebenen Flächenraum.
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