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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Schaefer, Karl: Der Lübecker Maler Hans Kemmer: Ein Beitrag zur Geschichte der Cranach-Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0017
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Teile des Altars in Wittstock in der Priegnitz genügend gut erhalten sind, um einen
Begriff dieses Schulzusammenhanges zu geben. Es ergibt sich, was bisher noch
nicht beachtet war, daß gerade der Einfluß Wittenbergs im Norden Deutschlands seit
1520 in ausgedehntem Maße die gegenständliche wie die malerische Auffassung der
lokalen Kunstschulen beherrscht. Die Reformation trägt das ihrige zu diesem Vor-
gang bei. Schließlich endigen die Bildmotive Cranachs von Werkheiligkeit und Glaube
in den Werkstätten der Bremer Truhenschnitzer, in der Ziegelei des Statius von
Düren in Lübeck und in den Eisengießereien des Harzes, wo sie zum Schmuck
von Ofenplatten Verwendung finden. Hans Kemmer steht am Anfang dieses später
so breiten Stroms von künstlerischem Einfluß. Als Maler ist er der bedeutendste
unter den Cranachschülern, die wir bisher in greifbaren Umrissen erkennen können.
Anmerkung: Erwähnen möchte ich noch eine kleine Tafel 35X46 cm im Besitz des Herrn Geh.
Rat v. Seydlitz in Blasewitz, Christus von seiner Mutter Abschied nehmend. Sie ist am Pfeiler der
Renaissancearchitektur, die die eine Hälfte des Hindergrundes einnimmt, mit H und K in getrennten
Buchstaben bezeichnet, dürfte gegen 1530 entstanden sein, und weist Cranach ähnliche Typen auf.
Für Kemmer charakteristische Merkmale kann ich indessen weder in der Formbehandlung der Figuren
noch in der Farbengebung erkennen; und daß überdies nicht Eichenholz für die Tafel verwendet
worden ist, spricht schon äußerlich gegen ihre Lübecker Herkunft.

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