DER VIERFARBENDRUCK IN DER GEFOLG-
SCHAFT JACOB CHRISTOFFEL LE BLONS
MIT OEUVRE-VERZEICHNISSEN DER FAMILIE GAUTIER-
DAGOTY, J. ROBERTS, J. LADMIRALS UND C. LASINIOS
Mit vier Abbildungen auf zwei Tafeln Von HANS WOLFGANG SINGER
Der Farbendruck hat schon seit etwa zwanzig Jahren mein Interesse gefangen
genommen, insbesondere der Tiefdruck in Farben, der mit der Newtonschen
Lehre von der Ableitungsmöglichkeit sämtlicher Farben und Farbenschattierungen
aus den drei Grundpfeilern Blau, Gelb und Rot wirtschaftet. J. C. Leblon war der
erste, der diese Theorie ins Praktische zu übersetzen versuchte: eine Monographie
über ihn und seine Werke habe ich im Jahr 1901 (als S.-A. der Graphischen Künste
in Wien) veröffentlicht. Seitdem sind mir noch einige Doubletten von mir be-
schriebener Farbendrucke gemeldet worden, und zwar etliche aus Sammlungen,
deren verantwortliche Leitung mir damals die amtliche Auskunft erteilte, sie be-
säßen keine Leblons; andere aus englischem Privatbesitz. Der verstorbene Moes
hat in einer Besprechung meiner Arbeit ein paar Kleinigkeiten zur Lebensgeschichte
Leblons — Berichte in Briefen seiner Freunde — hinzugefügt. Etwas wirklich
Neues ist aber nicht zutage getreten, auch kein neues Blatt angeführt worden, und
leider ist auch kein einziger von den Farbendrucken aufgetaucht, von denen ich
nachwies, daß sie entstanden sind, ohne daß ich ein Exemplar davon hätte aus-
findig machen können.
Abhängig von der Theorie und von Leblon sind die Familie Gautier-D'Agoty,
J. Robert, J. Ladmiral und C. Lasinio. Gleich nach Leblon habe ich mich diesen
Künstlern zugewandt und habe an all den gleichen Stellen nach deren Werken
gefahndet und auch zweimal in Paris in dieser Absicht geforscht. Aber sowohl im
Cabinet des estampes wie in der Buchabteilung selbst der Bibl. Nationale habe ich
wenig Entgegenkommen gefunden, — vielleicht weil es mir nicht gelungen war,
persönlich mit irgendeinem Beamten anzuknüpfen.
Was über die genannten Künstler in der bisherigen Fachliteratur und den bio-
graphischen Nachschlagebüchern zu finden war, ist selbst noch lückenhafter und
widerspruchsvoller, als das im Fall Leblons zutage trat. Es ist nötig, archivalische
Forschungen in Marseille und Paris anzustellen wegen J. Roberts und der Gautiers, in
Florenz wegen Lasinios, in Holland wegen Ladmirals. Man muß die Nummern
des Mercure de France und der Gazette de France zwischen 1735 und 1785 und
anderes mehr genau durchsehen.
Im März 1906 schrieb mir Herr Albert Vuaflart aus Paris, daß er sich genau
mit denselben Studien befaßte wie ich, und daß er „appris avec un etonnement
sans egal", wie ich bereits die abschließende Arbeit über Leblon geliefert habe.
Aus dem Katalog Vinck ersehe ich, daß er seine Arbeiten fortgesetzt hat. Aber
obwohl er die Unterstützung des Instituts, das Doucet ins Leben gerufen hat, genoß,
scheint er diese Studien doch nicht bis zum Punkt der Veröffentlichung gebracht zu
'aben. Wenigstens ist mir nichts zu Gesicht gekommen, was wohl sonst doch
der Fall gewesen wäre.
Eine archivalische Arbeit in Frankreich ist für einen Deutschen voraussichtlich
auf Jahre hinaus unmöglich: es ist mir auch zweifelhaft, ob ein Franzose innerhalb
längerer Zeit in der Lage sein wird, ein Werk über die Farbendrucker zum Ab-
Monatshefte für Kunstwissenschaft, X. Jahrg. 1917, Heft 5
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SCHAFT JACOB CHRISTOFFEL LE BLONS
MIT OEUVRE-VERZEICHNISSEN DER FAMILIE GAUTIER-
DAGOTY, J. ROBERTS, J. LADMIRALS UND C. LASINIOS
Mit vier Abbildungen auf zwei Tafeln Von HANS WOLFGANG SINGER
Der Farbendruck hat schon seit etwa zwanzig Jahren mein Interesse gefangen
genommen, insbesondere der Tiefdruck in Farben, der mit der Newtonschen
Lehre von der Ableitungsmöglichkeit sämtlicher Farben und Farbenschattierungen
aus den drei Grundpfeilern Blau, Gelb und Rot wirtschaftet. J. C. Leblon war der
erste, der diese Theorie ins Praktische zu übersetzen versuchte: eine Monographie
über ihn und seine Werke habe ich im Jahr 1901 (als S.-A. der Graphischen Künste
in Wien) veröffentlicht. Seitdem sind mir noch einige Doubletten von mir be-
schriebener Farbendrucke gemeldet worden, und zwar etliche aus Sammlungen,
deren verantwortliche Leitung mir damals die amtliche Auskunft erteilte, sie be-
säßen keine Leblons; andere aus englischem Privatbesitz. Der verstorbene Moes
hat in einer Besprechung meiner Arbeit ein paar Kleinigkeiten zur Lebensgeschichte
Leblons — Berichte in Briefen seiner Freunde — hinzugefügt. Etwas wirklich
Neues ist aber nicht zutage getreten, auch kein neues Blatt angeführt worden, und
leider ist auch kein einziger von den Farbendrucken aufgetaucht, von denen ich
nachwies, daß sie entstanden sind, ohne daß ich ein Exemplar davon hätte aus-
findig machen können.
Abhängig von der Theorie und von Leblon sind die Familie Gautier-D'Agoty,
J. Robert, J. Ladmiral und C. Lasinio. Gleich nach Leblon habe ich mich diesen
Künstlern zugewandt und habe an all den gleichen Stellen nach deren Werken
gefahndet und auch zweimal in Paris in dieser Absicht geforscht. Aber sowohl im
Cabinet des estampes wie in der Buchabteilung selbst der Bibl. Nationale habe ich
wenig Entgegenkommen gefunden, — vielleicht weil es mir nicht gelungen war,
persönlich mit irgendeinem Beamten anzuknüpfen.
Was über die genannten Künstler in der bisherigen Fachliteratur und den bio-
graphischen Nachschlagebüchern zu finden war, ist selbst noch lückenhafter und
widerspruchsvoller, als das im Fall Leblons zutage trat. Es ist nötig, archivalische
Forschungen in Marseille und Paris anzustellen wegen J. Roberts und der Gautiers, in
Florenz wegen Lasinios, in Holland wegen Ladmirals. Man muß die Nummern
des Mercure de France und der Gazette de France zwischen 1735 und 1785 und
anderes mehr genau durchsehen.
Im März 1906 schrieb mir Herr Albert Vuaflart aus Paris, daß er sich genau
mit denselben Studien befaßte wie ich, und daß er „appris avec un etonnement
sans egal", wie ich bereits die abschließende Arbeit über Leblon geliefert habe.
Aus dem Katalog Vinck ersehe ich, daß er seine Arbeiten fortgesetzt hat. Aber
obwohl er die Unterstützung des Instituts, das Doucet ins Leben gerufen hat, genoß,
scheint er diese Studien doch nicht bis zum Punkt der Veröffentlichung gebracht zu
'aben. Wenigstens ist mir nichts zu Gesicht gekommen, was wohl sonst doch
der Fall gewesen wäre.
Eine archivalische Arbeit in Frankreich ist für einen Deutschen voraussichtlich
auf Jahre hinaus unmöglich: es ist mir auch zweifelhaft, ob ein Franzose innerhalb
längerer Zeit in der Lage sein wird, ein Werk über die Farbendrucker zum Ab-
Monatshefte für Kunstwissenschaft, X. Jahrg. 1917, Heft 5
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