mustergültigen Arbeiten in dieser Hinsicht J. v. Sebestyens1). Ich glaube, daß
ebenso wie das stete Herumraten um das inhaltslose Wort des „Heidentums" zu
keiner soliden Basis in der Erkenntnis der religiösen Kultur der magyarischen Vor-
zeit führte, ebenso die Feststellung dessen, daß es sich bei dem Samanentum eigent-
lich um den Abglanz der türkisch-buddhistischen Kultur von Kabul, Gandhära und
Kasmir handelt, zu recht weittragenden Resultaten auch hinsichtlich anderer Kultur-
kreise führen dürfte, die zur Revision mannigfacher historischer, archäologischer und
linguistischer Feststellungen hinsichtlich der Vorgeschichte der zentralasiatischen
Völker drängen wird.
Aber auch für die Wissenschaft der germanischen Völkerwanderung bedeutet der
erwiesene Zusammenhang mit dem indisch-buddhistischen Kulturkreise neue Auf-
gaben und neue Wege. Ohne die — durch die To%ara-Funde neubelebte — Streit-
frage nach dem Verbleibe germanischer (gotischer?) 2) Volksschaften in Zentralasien
anschneiden, und ohne aus dem hier Folgenden zu weit gehende Folgerungen
ziehen zu wollen, kann ich doch nicht umhin darauf hinzuweisen, daß der als
buddhistisch erwiesene Typus des Seihlöffels — unter charakteristischen Erschei-
nungen des Importes — selbst so weit, als England nachzuweisen ist. Es ist dies
erstens ein Stück aus Chatham8) (Grafsch. Kent, Abb. 21), das in einem Grabe, „ein
bißchen unterhalb des os sacrum, zwischen den Schenkelknochen" gefunden wurde;
das Grab enthielt außerdem noch Fibeln, Ringe, Rosenkranzperlen „und andere
Objekte", über deren Art ich leider zurzeit keine Aufklärung erhalten kann. Der
Seihlöffel, der der Fundbeschreibung folgend, am Gürtel des Toten gehangen hat,
gehört ganz offenbar in jene Gruppe der Schmuckstücke aus der frühen Völker-
wanderungszeit, deren östliche Abstammung durch die Hochfassung der Granaten
auch die Goldplattierungen des Silberkernes gesichert wird. Außerdem haben wir
es dabei mit einem ausgesprochen repräsentativen Gegenstände zu tun, weshalb
schon der erste Veröffentlicher des Stückes, Douglas „supposed it to have been
used for magical purposes" 4).
Der zweite, ebenfalls mit hochgefaßtem Granat und darunter gelegter Guilloche-
lamelle verzierte Seihlöffel stammt aus einem Grabhügel in Stodmarsh, nächst
Canterbury. Demselben Hügelgrabe wurden Fibeln, Schnallenteile und Goldbruch-
stücke mit Granatfassungen entnommen. Leider ist hier der Fundbericht zu karg,
um die Anbringung am Körper des Bestatteten schlagend anführen zu können.
Vermutungen darüber anzustellen, wie ein Objekt des buddhistischen Ritus seinen
Weg nach England zu finden vermochte, wäre heute noch zu verfrüht. Wir sahen
aber Tatsachen, die sich daraufhin zuspitzten, daß etwa vom 4. bis zum 10. nach-
christlichen Jahrhundert, ein steter Influx des Buddhismus nach dem europäischen
Kontinente stattfand. Als früheste Träger dieser Bewegung erschienen uns die
Hunnen5). Es frägt sich, ob die einmal in die Bahnen geleitete Bewegung zu-
(1) A regösök, Budapest 1902; A magyar honfoglaläs mondäi (Sagen der ungarischen Landnahme).
Budapest, 2 Bde., 1904—5.
(2) The heart of Asia, Journ. of the China br. of the R. As. Soc. XXXIII, S. 65. Hier möge auch
Rivett-Carnacs Versuche Erwähnung getan werden: „Notes on a collection of brooches worn in India,
and their resemblances to Europaean finds and forms." im Journ. of Ind. Arts. XVI/1913, S. 9 ff.
(3) In dem Ashmolean-Museum zu Oxford.
(4) Archaeologia, Bd. 36, S. 179, Taf. XVI; vgl. noch zu beiden Stücken: Jackson, The spoon and
its history, Archaeologia, Bd. 53, S. 107—146.
(5) Es gibt wohl auch — hier nicht näher zu besprechende — Erscheinungen, die einen indischen
Einfluß auch für frühere Perioden voraussetzen lassen. Für die Herleitung dieser ^amanenfunde auf
ebenso wie das stete Herumraten um das inhaltslose Wort des „Heidentums" zu
keiner soliden Basis in der Erkenntnis der religiösen Kultur der magyarischen Vor-
zeit führte, ebenso die Feststellung dessen, daß es sich bei dem Samanentum eigent-
lich um den Abglanz der türkisch-buddhistischen Kultur von Kabul, Gandhära und
Kasmir handelt, zu recht weittragenden Resultaten auch hinsichtlich anderer Kultur-
kreise führen dürfte, die zur Revision mannigfacher historischer, archäologischer und
linguistischer Feststellungen hinsichtlich der Vorgeschichte der zentralasiatischen
Völker drängen wird.
Aber auch für die Wissenschaft der germanischen Völkerwanderung bedeutet der
erwiesene Zusammenhang mit dem indisch-buddhistischen Kulturkreise neue Auf-
gaben und neue Wege. Ohne die — durch die To%ara-Funde neubelebte — Streit-
frage nach dem Verbleibe germanischer (gotischer?) 2) Volksschaften in Zentralasien
anschneiden, und ohne aus dem hier Folgenden zu weit gehende Folgerungen
ziehen zu wollen, kann ich doch nicht umhin darauf hinzuweisen, daß der als
buddhistisch erwiesene Typus des Seihlöffels — unter charakteristischen Erschei-
nungen des Importes — selbst so weit, als England nachzuweisen ist. Es ist dies
erstens ein Stück aus Chatham8) (Grafsch. Kent, Abb. 21), das in einem Grabe, „ein
bißchen unterhalb des os sacrum, zwischen den Schenkelknochen" gefunden wurde;
das Grab enthielt außerdem noch Fibeln, Ringe, Rosenkranzperlen „und andere
Objekte", über deren Art ich leider zurzeit keine Aufklärung erhalten kann. Der
Seihlöffel, der der Fundbeschreibung folgend, am Gürtel des Toten gehangen hat,
gehört ganz offenbar in jene Gruppe der Schmuckstücke aus der frühen Völker-
wanderungszeit, deren östliche Abstammung durch die Hochfassung der Granaten
auch die Goldplattierungen des Silberkernes gesichert wird. Außerdem haben wir
es dabei mit einem ausgesprochen repräsentativen Gegenstände zu tun, weshalb
schon der erste Veröffentlicher des Stückes, Douglas „supposed it to have been
used for magical purposes" 4).
Der zweite, ebenfalls mit hochgefaßtem Granat und darunter gelegter Guilloche-
lamelle verzierte Seihlöffel stammt aus einem Grabhügel in Stodmarsh, nächst
Canterbury. Demselben Hügelgrabe wurden Fibeln, Schnallenteile und Goldbruch-
stücke mit Granatfassungen entnommen. Leider ist hier der Fundbericht zu karg,
um die Anbringung am Körper des Bestatteten schlagend anführen zu können.
Vermutungen darüber anzustellen, wie ein Objekt des buddhistischen Ritus seinen
Weg nach England zu finden vermochte, wäre heute noch zu verfrüht. Wir sahen
aber Tatsachen, die sich daraufhin zuspitzten, daß etwa vom 4. bis zum 10. nach-
christlichen Jahrhundert, ein steter Influx des Buddhismus nach dem europäischen
Kontinente stattfand. Als früheste Träger dieser Bewegung erschienen uns die
Hunnen5). Es frägt sich, ob die einmal in die Bahnen geleitete Bewegung zu-
(1) A regösök, Budapest 1902; A magyar honfoglaläs mondäi (Sagen der ungarischen Landnahme).
Budapest, 2 Bde., 1904—5.
(2) The heart of Asia, Journ. of the China br. of the R. As. Soc. XXXIII, S. 65. Hier möge auch
Rivett-Carnacs Versuche Erwähnung getan werden: „Notes on a collection of brooches worn in India,
and their resemblances to Europaean finds and forms." im Journ. of Ind. Arts. XVI/1913, S. 9 ff.
(3) In dem Ashmolean-Museum zu Oxford.
(4) Archaeologia, Bd. 36, S. 179, Taf. XVI; vgl. noch zu beiden Stücken: Jackson, The spoon and
its history, Archaeologia, Bd. 53, S. 107—146.
(5) Es gibt wohl auch — hier nicht näher zu besprechende — Erscheinungen, die einen indischen
Einfluß auch für frühere Perioden voraussetzen lassen. Für die Herleitung dieser ^amanenfunde auf