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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Supka, G; Supka, Géza [Mitarb.]: Buddhistische Spuren in der Völker
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0242
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gleich mit dem Dahinscheiden ihrer mächtigsten Persönlichkeit, des Fürsten Attila,
der seinem Jahrhunderte zweien Kontinenten den Namen stempelte, ebenfalls ab-
flaute? Die Antwort hierauf muß in der Gegenfrage beruhen, wer und welches
Volk das mächtige Erbe eines Rivalen der Oberherrschaft des Christentums antrat?
Aus dem Volke der Ostrogoten, die früher schon Jahrhunderte hindurch mit den
Völkern der eurasischen Steppen in engstem Verkehre standen, entstand in dem,
dem Tode Attilas folgenden Jahre ein Mann, dessen schicksalsreiche und in so
manchen Teilen noch ganz enigmatische Erscheinung auch für die archäologische
Forschung der Rätsel eine Menge übrig ließ. Es ist der große Theoderich, der —
bevor er seinen bedeutungsvollen Weg nach Italien i. J. 488 antrat — mit schwerer
Faust noch die hiergebliebenen Reste des hunnischen Weltreiches, einst der Be-
herrscher seines eigenen Volkes, sich unterdrückte, wo es not tat sogar eigenhändig
den türkisch-hunnischen Führer niederschlug1) und solcher Art auch rechtlich zum
„Gotte"2) der ihm nunmehr Folge leistenden hunnischen Scharen wurde. Trotz
der mannigfaltigen, mehr diplomatischen als ernst gemeinten Willensäußerungen,
sich als Nachfolger der römischen Cäsare einzuführen, konnte sich der Dietrich
seiner Kindeserinnerungen am Plattensee nicht entkleiden. Der monumentale Beleg
hierfür ist jene Moles, die — in Haupt's würdiger Darstellung3) — so recht als der
Ausdruck der mächtigen, kontemplativen, weltabgeschlossenen Persönlichkeit des
Fürsten erscheint, die unter seinen eigenen Augen, — nach Analogieschluß — auch
nach seinen eigenen Angaben entstand, und auf dem europäischen Kontinente
nirgends ihr Vorbild, nirgends ihr Gleichbild findet.
Wenn es nun nach Haupts Beweisführung auch anzunehmen ist, daß das „Mauso-
leum" im Sinne der Holzarchitektur — in den Details — entstanden ist, so ist
damit für den Bau weder gedanklich-inhaltlich noch kunstgeschichtlich eine Erklä-
rung gefunden. Der Bau ist nicht in Holzarchitektur gedacht; es sind nur gewisse
Primitivitäten der Technik und die Ornamente, die hierher weisen; sonst ist der
ganze Typus, sowie der Grundton des Monoliths der nordischen Architektur fremd.
Ist es also als Urschöpfung zu betrachten, oder findet sich vielmehr doch irgendwo
ein Anschluß?
Zur Besprechung dieser Frage möchte ich vorerst auf Grund der Arbeiten Haupts
eine Wiederholung seiner hauptsächlichsten Feststellungen geben. Die Moles (Abb. 22)
besteht 1) aus einem vieleckigen Unterbau, worauf 2) ein Rundbau kleineren Durch-
messers steht, 3) das Gebäude wird durch einen Monolyth gekrönt, dessen äußere
Kuppellinie elliptisch ist; 4) auf der Mitte befindet sich eine flach kegelförmige Er-
der Hunnenfährte im asiatischen Rußland, sprechen noch folgende Funde, überall mit der bezeichnen-
den fimanen-Ausrüstung: Fund von Rutka (Matyer. Arch. Kawk. Bd. VIII, Taf. CIII), Fund von Saraj
und derjenige in der Samml. Wladjimirow (Zichy, Dritte asiat. Forschungsreise: Archäol. Ergebnisse
von B. Posta, Bd. I, S. 543 und 561). Dann Smirnow, Argenterie Orientale, Taf. XCI, 165, aus
Sibirien. Für den europäischen Vorstoß dieser Hunno-Buddhisten vgl. noch: Lindenschmit, Altert,
uns. heidn. Vorzeit, Bd. II, Heft XI, Taf. 6, und Barriere-Flavy, Les arts industriels, Tome III,
P1. LXIX, 2, 5, 6.
(1) den Libertem, nach dem Panegyricus des Ennodius; offenbar ein mit dem Türkischen erdem zu-
sammenhängender Name.
(2) Der innerasiatische Begriff für Gott und König ist identisch: gudai, ein Wort, woraus versucht
worden ist, auch das deutsche „Gott" abzuleiten, vgl. Hertz, Rasse und Kultur. Leipzig 1915, S. 203.
(3) Haupt, Albrecht, Monumenta Germaniae Architectonica I. Das Grabmal Theoderichs d. Gr. zu
Ravenna. Leipzig 1913. Dem folgenden wird dieses Werk zugrunde gelegt; hieraus auch Abb. 22,
Sonst vgl. Haupts Spezialarbeiten über das Denkmal, wie auch besonders sein Buch über „die älteste
Kunst der Germanen".

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