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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Supka, G; Supka, Géza [Contr.]: Buddhistische Spuren in der Völker
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0246

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oberen Cella der vihära führt sowohl in unserer Abbildung, wie in der öfters
herangezogenen bei Foucher (Fig. 41) je eine gerade Treppe hinan, die rechts und
links durch ein Geländer abgeschlossen ist. 16) Der in Ravenna supponierte Hof
mit Geländer gehört zum wesentlichen der indischen Stupen1), während er im
Norden manchmal auch weggeblieben sein mag 2). Was nun die Ziermotive be-
trifft, so braucht es gar nicht erst betont zu werden, daß die 17) hellenistischen
Motive in der Kunst der gandhärenischen Kultur die Koine bilden; wir haben hier
ebenso den ionischen Astragalos mit den intermittierenden Doppelscheibchen 3), als
auch den Zahnschnitt4) oder den Pfeiler mit dem Weinrankenornament5); die Folge
von eckigen (trapezoiden) und rundbogenartigen Nischenbekrönungen, die in Ra-
venna aus der negativen Versetzrinne des Ornaments zu folgern war, ist bei den
nordindischen memorials heimisch 6). 18) Über ornamentale Details, die mit der
Holzkonstruktion zusammenhängen, war früher schon die Rede; die Konsolen der
oberen Türe in Ravenna (Haupt, Abb. 14) sind Gemeingut in Indien 7). Was aber
noch wichtiger erscheint, die eigentümliche Holzbau-Technik in Stein, die Haupt
mit Recht auffällt, der „nirgends mehr so vorkommende merkwürdige Steinver-
band", die alle „im antiken Steinbau fremdartig" erscheinen, sie sind, wenn auch
nicht in denselben Einzelheiten, doch ebenso an die Holzkonstruktion — bei solidem
Steinbau — gemahnend im Gandhära nachzuweisen. Ich führe Foucher 8) an: „On
les (stupes) construisait, en effet, avec des dalles de schiste sculptees et ajustees
ensemble soit au moyen de crampons de fer, soit ä l'aide de tenons et de mor-
taises, tout comme s'il se füt agi de panneaux de bois." Ja selbst die Fehler, die
sich durch diese eigenartige Primitivität im Steinbau ergaben, insbesondere die
einige Male wiederkehrende Senkung der horizontalen Schichten, wie sie sich in
Ravenna an den Korrekturen während des Baues verfolgen läßt, finden im Gand-
hära ihr Gegenbild 9). 19) Was endlich die für Ravenna besonders bezeichnenden
Ornamente, das Zangenmotiv und den sphärisch gevierten Kreis betrifft, so ist für
ersteres Motiv schon der als gandhärenisch erwiesene Krug von Nagyszentmiklos
herangezogen worden. Aber auch das letztere Motiv läßt sich — in seinem natura-
listischen Vorbilde: der vierblättrigen Rundrosette mit stark betontem Mittelpunkte
und Ornament zwischen den einzelnen Rosetten — im Gandhära erweisen 10).
Wollen wir noch die äußeren Umstände untersuchen, unter denen solch eine
Stupa oder vihära entstand, so finden wir, daß in einer nicht zu unterschätzenden
Reihe von Fällen — ebenso wie in Ravenna — der Landesfiirst als Erbauer, und
zwar für sich, gilt. Schon Buddha selbst wird der Ausspruch in den Mund getan,
„qu'outre lui-meme et ses disciples, un roi suzerain et un pratyeka-buddha sont
encore dignes des honneurs d'un stupa"11). Dann lesen wir eben von dem türkischen

(1) Smith, S. 16; Foucher, S. 68.

(2) Es ist eigentlich derselbe Grundriß, den wir bei den Tempeln finden, nur tritt hier an die Stelle
der Balustrade die Säulenreihe; vgl. z. B. den Grundriß der chaitya von Karli (Jouv. Fig. 16).

(3) z. B. Smith, Fig. 67, 68.

(4) ebenda, Fig. 74.

(5) ebenda, Pl. 89, oder Foucher, Fig. 94 b.

(6) z. B. Foucher, Fig. 77.

(7) Foucher, Fig. 18, 38; Jouv. S. 15.

(8) 0P. c. S. 180 f.; sonst auch S. 112.

(9) Vgl. Foucher, S. 88 f.

(10) z. B. Smith, Pl. 30.

(11) Foucher, S. 56.

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