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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Supka, G; Supka, Géza [Contr.]: Buddhistische Spuren in der Völker
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0247

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Fürsten des Gandhäragebietes und dritten Begründer des Buddhismus, Kaniska, daß
er sich — in Erfüllung einer Prophezeiung — seine eigene Stupa erbauen ließ.
Endlich erwähnen wir noch kurz die vorhin schon herangezogene Legende vom
stupa-bauenden König: der Tatsachen genug, um darauf hinweisen zu können, daß
die Ostrogoten, die zu Theoderichs Zeiten noch selbst die tumulus-Bestattung aus-
übten, recht gut jene Leichensitten kannten, die einem Fürsten zukamen, wenn er
sich an Macht als Nachfolger und Rivale des Attila fühlen wollte.
Dieser unmaßgebliche Versuch einer Neuorientierung in Sachen der Moles des
großen Gotenfürsten mag vorhin eben nur als — Versuch gelten. , Aber bei den
mannigfachen Spuren, die für die Rolle des Buddhismus in der Völkerwanderung
sprechen, mußte dieser Versuch unternommen werden, um eventuell weiteren ein-
schlägigen Beobachtungen1) die Schranken zu öffnen. Es ist vor allem das 13. Felsen-
edikt des Afoka hierbei maßgebend, der — unlängst entdeckt — nähere Angaben
über buddhistische Missionen in griechische Gebiete enthält ,. Dann die Wecker-
sche Bearbeitung der indischen Religionen8), woraus unter anderem erhellt, daß
Brahmanen und Samanen noch um 500 n. Chr. nach Alexandria kamen. Noch
wichtiger für unser Gebiet ist der Bericht des Dio Cass. über die Gesandtschaft,
die aus Indien nach Rom zu Traian nach seiner Rückkehr aus dem Orient (im
J. 99) kam, und die wahrscheinlich4) von Kaniska abgesendet wurde, um seine
Eroberungen den Römern mitzuteilen; wozu noch die verschiedenen indischen Ge-
sandtschaften an Augustus, an Claudius, an Antoninus Pius oder Elagabal oder an
Julian hinzugenommen werden müssen5). Bei den spärlichen Berichten endlich,
die wir über die Völkerbewegungen im barbarischen Gebiete bis nach Innerasien
besitzen, müssen wir ein ganz besonderes Gewicht jener Nachricht beimessen,
die — durch Cornel. Nep. (bei Plin. II, 67, 4. Pomp. Mela III, 5, 8) vermittelt —
über die Anwesenheit von Indern im Lande der Sueben und Boiet Auskunft gibt.
Ich glaube, es wird sich für diesen buddhistischen Einfluß nach Europa in nach-
christlicher Zeit als Wegweiser die Swastika erkennen lassen, wie wir sie z. B.
auf der „Alemannischen" Trense aus Hintschingen6) vorfinden, die durch eine
Justinus IL-Münze in das 6. Jahrhundert datiert wird; oder wie wir sie — in tote-
mistischer Abwandlung: mit Pferde- oder Greifenköpfen — in Krassnokutsk 7), dann
in ungarländischen Funden8) und ebenso auch auf altgermanischem Gebiete —
vgl. hierzu Salins Tierornamentik — im Stile der nordischen Kunst verarbeitet,
nachweisen können. Die Folge dieser möglichen buddhistischen Einflüsse in der
Kleinkunst der Völkerwanderungszeit ließe sich bedeutend vermehren. Das hier
Mitgeteilte möge als Anregung für weitere Untersuchungen dienen.

(1) Was für eine Rolle hierbei der „Arianismus" Theoderichs spielt, läßt sich heute, wo wir sowohl
von der Ketzerei des Arius, als der Religion der Ariana, herzlich wenig wissen, schwer bestimmen.

(2) Senart, The inscriptions of Piyadasi, Journ. R. As. S. 1900; vgl. auch Lassen, Ind. Altertumsk.
II, 253; Duncker, Gesch. d. Alt. III.5 405; Droysen, Hellenismus III.1 352.

(3) Pauly-Wissowa, Realenzyklopädie IX.2 1307fr.

(4) ebenda S. 1376.

(5) ebenda S. 1299.

(6) Ztschr. f. Hist. Waffenk., Bd. VII, S. 183 ff.

(7) Kondarof-Tolstoi, Antiquites, S. 255. 1

(8) Hampel, Altert. I, Abb. 1512.

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