DER MONOGRAMMIST M. W. UND DER
MEISTER VON MESSKIRCH
Mit einer Abbildung auf einer Tafel Von Dr. HEINRICH FEURSTEIN-Donaueschingen
Die Forschungen über den Meßkircher Meister sind neuerdings wieder durch
verschiedene Umstände in Fluß geraten. Der Gr. Konservator, Universitäts-
professor Dr. Sauer-Freiburg hat, angeregt durch die gelungene Restaurierung des
Meßkircher Dreikönigsbildes in der Werkstatt des Kunstmalers V. Mezger in Über-
lingen, das Bild in neuer, trefflicher Wiedergabe, zum erstenmal zusammen mit
der bisher unbekannten, ornamental bemalten Rückseite publiziert, besprochen und
gewisse Vermutungen über Ort und Form der ursprünglichen Aufstellung geäußert1).
Ich selbst konnte auf Grund archivalischer und ikonographischer Forschungen nach-
weisen, daß wir es hier mit dem alten Hochaltar von Meßkirch zu tun haben, und
daß sowohl die drei Donaueschinger als die zwei Münchener Flügelbilder zum
alten Bestand des Altares gehören2). Prof. Dr. Sauer ist zwar meinen Ausführungen
in gereizter Weise entgegengetreten3), ohne jedoch das Fundament meiner Beweis-
führung, die Festnotizen des Meßkircher Anniversarbuches, zu erschüttern. Ebenso-
wenig können seine vereinzelten Gegenbeispiele von Altarwerken im wesentlichen
rheinischer und fränkischer Provenienz meine These stürzen, daß der schwäbische
Pfarrkirchen-Hochaltar nur in seltenen Fällen ein außerbiblisches Kultobjekt als
Dominante der künstlerischen Komposition aufwies. Auch bin ich bewußt und ab-
sichtlich auf die Verwendung des Dreikönigsmotives auf italienischem Boden nicht
eingegangen, weil die Ikonographie der Epiphania Domini anderswo anderen Ge-
setzen folgt als in Deutschland und Schwaben4). Unterdessen hat nun Professor
Paul Ganz in Basel die zum Altar gehörige prächtige Rahmenzeichnung des Meisters
in Frührenaissance, der Sammlung Grahl in Dresden entstammend, zugleich das
sechste Flügelbild (St. Werner) in der Sammlung Richard von Kaufmann-Berlin ent-
deckt. und hat so von der stilkritischen Seite her meine Beweisführung endgültig
zwingend gestaltet und die lückenlose Rekonstruktion des kapitalen Werkes er-
möglicht5).
Prof. Ganz ist aber noch ein anderer Fund gelungen, der geeignet ist, die ge-
schichtliche Persönlichkeit des Meßkircher Meisters endlich einmal aufzuhellen.
Er fand nämlich unter den alten Beständen der Züricher Stadtbibliothek eine un-
bekannte Arbeit des Meisters, einen mit dem Datum 1543 bezeichneten Entwurf
für eine Glasscheibe mit dem Wappen des Domherrn und Kantors am Stift zu
Konstanz Herkules Göldlin. Auf der Schrifttafel rechts steht das Monogramm
M. W. (verschlungen) über einem weißschwarz hochgeteilten Kreis6).
Ich bin nun in der Lage festzustellen, daß das Monogramm M. W. in Marx Weiß
(1) Das Altarbild des Meisters von Meßkirch in der Stadtkirche zu Meßkirch. Zeitschr. f. christl.
Kunst 1916, IV. Heft.
(2) Nochmals das Dreikönigsbild in der Stadtkirche zu Meßkirch. Ebenda 1916, X./XL Heft.
(3) Erwiderung. Ebenda.
(4) Unterdessen haben sich auch die Dreikönigskapellen in Birkendorf (Warthausen) und Hasenweiler
als Ritterbesitz herausgestellt.
(5) Der Meister von Meßkirch. Neue Forschungen. Jahresbericht d. öffentl. Kunstsamml. zu Basel 1916.
(6) Ganz, a. a. O., S. 39. — Professor Ganz hat mit meiner Zustimmung meine Deutung des Mono-
gramms vorläufig bekannt gegeben.
Monatshefte für Kunstwissenschaft, X. Jahrg., 1917, Heft 7 20 265
MEISTER VON MESSKIRCH
Mit einer Abbildung auf einer Tafel Von Dr. HEINRICH FEURSTEIN-Donaueschingen
Die Forschungen über den Meßkircher Meister sind neuerdings wieder durch
verschiedene Umstände in Fluß geraten. Der Gr. Konservator, Universitäts-
professor Dr. Sauer-Freiburg hat, angeregt durch die gelungene Restaurierung des
Meßkircher Dreikönigsbildes in der Werkstatt des Kunstmalers V. Mezger in Über-
lingen, das Bild in neuer, trefflicher Wiedergabe, zum erstenmal zusammen mit
der bisher unbekannten, ornamental bemalten Rückseite publiziert, besprochen und
gewisse Vermutungen über Ort und Form der ursprünglichen Aufstellung geäußert1).
Ich selbst konnte auf Grund archivalischer und ikonographischer Forschungen nach-
weisen, daß wir es hier mit dem alten Hochaltar von Meßkirch zu tun haben, und
daß sowohl die drei Donaueschinger als die zwei Münchener Flügelbilder zum
alten Bestand des Altares gehören2). Prof. Dr. Sauer ist zwar meinen Ausführungen
in gereizter Weise entgegengetreten3), ohne jedoch das Fundament meiner Beweis-
führung, die Festnotizen des Meßkircher Anniversarbuches, zu erschüttern. Ebenso-
wenig können seine vereinzelten Gegenbeispiele von Altarwerken im wesentlichen
rheinischer und fränkischer Provenienz meine These stürzen, daß der schwäbische
Pfarrkirchen-Hochaltar nur in seltenen Fällen ein außerbiblisches Kultobjekt als
Dominante der künstlerischen Komposition aufwies. Auch bin ich bewußt und ab-
sichtlich auf die Verwendung des Dreikönigsmotives auf italienischem Boden nicht
eingegangen, weil die Ikonographie der Epiphania Domini anderswo anderen Ge-
setzen folgt als in Deutschland und Schwaben4). Unterdessen hat nun Professor
Paul Ganz in Basel die zum Altar gehörige prächtige Rahmenzeichnung des Meisters
in Frührenaissance, der Sammlung Grahl in Dresden entstammend, zugleich das
sechste Flügelbild (St. Werner) in der Sammlung Richard von Kaufmann-Berlin ent-
deckt. und hat so von der stilkritischen Seite her meine Beweisführung endgültig
zwingend gestaltet und die lückenlose Rekonstruktion des kapitalen Werkes er-
möglicht5).
Prof. Ganz ist aber noch ein anderer Fund gelungen, der geeignet ist, die ge-
schichtliche Persönlichkeit des Meßkircher Meisters endlich einmal aufzuhellen.
Er fand nämlich unter den alten Beständen der Züricher Stadtbibliothek eine un-
bekannte Arbeit des Meisters, einen mit dem Datum 1543 bezeichneten Entwurf
für eine Glasscheibe mit dem Wappen des Domherrn und Kantors am Stift zu
Konstanz Herkules Göldlin. Auf der Schrifttafel rechts steht das Monogramm
M. W. (verschlungen) über einem weißschwarz hochgeteilten Kreis6).
Ich bin nun in der Lage festzustellen, daß das Monogramm M. W. in Marx Weiß
(1) Das Altarbild des Meisters von Meßkirch in der Stadtkirche zu Meßkirch. Zeitschr. f. christl.
Kunst 1916, IV. Heft.
(2) Nochmals das Dreikönigsbild in der Stadtkirche zu Meßkirch. Ebenda 1916, X./XL Heft.
(3) Erwiderung. Ebenda.
(4) Unterdessen haben sich auch die Dreikönigskapellen in Birkendorf (Warthausen) und Hasenweiler
als Ritterbesitz herausgestellt.
(5) Der Meister von Meßkirch. Neue Forschungen. Jahresbericht d. öffentl. Kunstsamml. zu Basel 1916.
(6) Ganz, a. a. O., S. 39. — Professor Ganz hat mit meiner Zustimmung meine Deutung des Mono-
gramms vorläufig bekannt gegeben.
Monatshefte für Kunstwissenschaft, X. Jahrg., 1917, Heft 7 20 265