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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Feurstein, Heinrich: Der Monogrammist M. W. und der Meister von Messkirch
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0276

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aufzulösen ist, daß dieser Marx Weiß mit dem Maler gleichen Namens identisch
ist, der im Jahre 1560 laut eigenhändiger Urkunde mit seinem Sohne Andreas
Christoph das jüngste Gericht und die Gewölbemalereien im Überlinger Münster
ausführt, und daß er einer von Balingen über Rottweil nach Überlingen eingewan-
derten Malerfamilie entstammt.
I.
Der Name Marx Weiß war mir schon vor Jahren im alten Anniversarbuch der
Pfarrei Donaueschingen begegnet, wo Samson Weiß, Fürstenbergischer Land-
schreiber, für seinen Vater Marx Weißen den Maler zu Balingen und dessen ehe-
liche Hausfrau Margarete Lorbererin, desgleichen für sich und seine Hausfrau
Magdalena Küpelin von Mühlheim (a. d. Donau) und alle ihre Vorderen einen ewigen
Jahrtag stiftet und zu diesem Zweck % fl. jährlichen ablösbaren Zinses von einer
Wiese zu Bräunlingen verschreibt. Actum die S. Pelagy (28. Aug.) 1518. Die
Ablösung erfolgte laut späterem Eintrag im Jahre 15311). Ein fast gleichlautender
Eintrag findet sich im alten Anniversarbuch der Nachbarpfarrei Hüfingen 2).

Ein Maler Marx Weiß war nun in der Kunstgeschichte gänzlich unbekannt.
Nachforschungen in Balingen blieben erfolglos8). Ich erinnerte mich daher des
Namens sofort wieder, als Kunstmaler Mezger in Überlingen mir vor etwa zwei
Jahren mitteilte, er habe zusammen mit Münsterbaumeister Kriener unter dem
Schlußstein des ersten Hochschiffgewölbejoches die oben erwähnte Urkunde mit
dem Malernamen Marx Weiß gefunden, und ich vermutete schon damals einen
Familienzusammenhang, ohne ihn jedoch beweisen zu können. Auf den Fund des
Herrn Prof. Ganz hin sah ich nun die Urkunde nochmals an und fand am unteren
Rande zwei verschlungene Monogramme als Handzeichen, von denen das des
Vaters Marx Weiß dem auf dem Ganzschen Scheibenriß mit dem einzigen Unter-
schied genau gleicht, daß das Beizeichen, der hochgeteilte Kreis, im Gegensinne
geteilt ist (schwarz heraldisch rechts, weiß links). Kunstmaler Mezger und Pro-
fessor Ganz bestätigten sofort meine Annahme, daß beide Monogramme gleich-
zusetzen sind.
(1) Altes Jahrzeitbuch der Pfarrei Don. von 1421 bzw. 1601, S. 13.
(2) An beiden Orten auf Valentini (14. Febr.) eingetragen, Todestag des Marx Weiß?
(3) Infolge der beiden Stadtbrände! Das älteste Kirchenbuch (Taufbuch) geht bis 1577 zurück. Hier
findet sich nach freundl. Mitteilung des Herrn Dekan Meißner von 1577—1639 nur einmal, 1599, ein
Bernhard Weiß verzeichnet. Nachträglich erhalte ich Kenntnis von folgendem Eintrag in der Türken-
schatzung von 1542: „Joseph Maler gibt von 255 fl. 1 fl. 4 Batzen." Und gleich darauf: „Marx
Maler von 20 fl. 6 kr." Ferner Türkenschatzung von 1545: „Esterlin Malers gibt von 50 fl. 1 Orth.
Meister Joseph Maler von 260 fl. 1 fl. 1 Orth 3 kr." Marx Maler ist nicht mehr erwähnt. Freund-
liche Mitteilung der Herren Stadtpfarrer Dr. Duncker in Neckarsulm und Pfarrer Pfeffer in Lautlingen.
Ich betrachte mit letzterem diese Namen als zur Sippe Weiß gehörig. Marx ist wohl der junge Sohn
des Joseph, Esterlin vielleicht die ledige Tochter Esther des alten Marx, Joseph dessen Sohn.

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