Die Künstlerpersönlichkeit dieses Malers Marx Weiß ist uns nun leider fast
gänzlich unbekannt. Von zurzeit nachweisbaren Arbeiten sind nur noch die orna-
mentalen Malereien in den Gewölbezwickeln des Überlinger Münsters erhalten,
aus denen zudem der Anteil des Sohnes Andreas Christoph auszuscheiden ist.
Das jüngste Gericht über dem Chorbogen ist einem Fresko des Barockmalers
Karl Stauder von Konstanz aus dem Jahre 1722 gewichen und bis auf kaum er-
kennbare Konturenreste verschwunden. Kleinere Arbeiten, mehr handwerksmäßiger
Art, die er und sein Sohn 1562 auf Schloß Heiligenberg ausführen, sind gleichfalls
untergegangen1).
Ebenso schwierig war es, die geschichtliche Persönlichkeit des so gefundenen
Marx Weiß zu umreißen. Zunächst hatte Herr Kunstmaler Mezger die Freund-
lichkeit, die Steuerbücher von Überlingen — die Bürgerbücher ergaben nichts —
nachzusehen und fand einen „Marx Weiß maler" im Stadtteil „Geygers Brugglin"
ansässig erstmals steuernd bald nach 1550 (das betr. Steuerbuch ist undatiert, aber
von der Hand des Jahres 1550), sodann 1566, 1567, 1569, 1573. Im Jahre 1582
erscheint „Marxen Weißen Wittib", 1583 heredes Marx Weiß, 1584 und 85 wey-
landt Marxen Weiß seligen Erben. 1594 steuert im selben Hause ein Esaias weiß.
Noch nach 1600 ist ein Joseph Weiß Maler bezeugt, der 1612 tot ist. Ergänzend
fand ich im liber proclamationum de anno 1563 im Überlinger Pfarrarchiv folgende
Einträge: 1572 am 7. November „begert Esaias Weys der Maler die Hochzeits-
ordnung und will derselben bei Trewen geleben." 1573 Sabbati ante Veiti et Mo-
desti (d. h. vor dem 15. Juni) „Marx Weyß moler begert die Ordnung der Hocht-
zeit, als sein Sohn Herr Marx Weyß sein erst Priesterlich Ampt singen lasen will,
und will der Ordnung geloben."2). 1598 am 12. Januar heiratet „der erbar" Esaias
Weiß, offenbar der Sohn des obgenannten Esaias, eine Katharine Eyle°).
Um einen Zusammenhang mit Balingen zu finden, ging ich nun andrerseits von
dem urkundlich bezeugten Sohn des alten Marx Weiß von Balingen, dem Fürsten-
bergischen Landschreiber Samson Weiß aus, von dem uns der Zimmersche Chronist
erzählt4), daß er später Prokurator zu Rottweil gewesen. Überraschenderweise
gab nun hier die Matrikel der Universität Freiburg überzeugenden Aufschluß. Wir
finden hier zwar nicht den Samson Weiß5), aber einen Hyeremias Wyß ex Rott-
wyla6), laicus dioc. Constant., immatrikuliert 5. April 1538, später (10. Mai 1541)
als bacc. in arte in Tübingen inskribiert, dann 3. Nov. 1545 in Heidelberg, hier
Mag. 2. März 1546. Da der Name Weiß in Rottweil um diese Zeit sonst nicht
verbürgt ist7), war Jeremias vermutlich als Sohn des Samson um 1522 in Rottweil
geboren. Wir finden nun aber in derselben Matrikel einen Hieremias Weiß8) Uber-
lingensis dioces. Constant., immatr. 28. Nov. 1584, bacc. 8. Juni 1587. Er ist am
23. August 1585 20 annorum natus*), also 1565 geboren. Daneben einen Markus
(1) Martin, Sehr. d. Vereins f. Geschichte u. Naturg. der Baar, Jahrg. X, 13: Marx Weiß für 14 Fähn-
lein „auf die neue Bruck zu machen" 1 fl. Sein Sohn Stoffel „für allerlei Arbeit" 6 fl. 4 Bazen.
(2) Bei Ganz steht aus Versehen Donaueschingen statt Überlingen.
(3) Ehebuch der Pfarrei Überlingen.
(4) Zim. Chronik, herausg. v. Barack, IV 138, 29. Der Chronist erzählt von ihm eine köstliche Schnurre
über die Bräunlinger.
(5) Auch nicht in den Matrikeln von Tübingen, Ingolstadt und Heidelberg. Er studierte vermutlich in Basel.
(6) Maier, Die Matrikel d. Univ. Freiburg, S. 313.
(7) Die Geschlechternamen bei Ruckgaber, Gesch. d. fr. Reichsstadt Rottweil.
(8) Maier, a. a. O., S. 6x1.
*) cognatus et nepos Adriani Manz, praepositi in Waldkirch.
267
gänzlich unbekannt. Von zurzeit nachweisbaren Arbeiten sind nur noch die orna-
mentalen Malereien in den Gewölbezwickeln des Überlinger Münsters erhalten,
aus denen zudem der Anteil des Sohnes Andreas Christoph auszuscheiden ist.
Das jüngste Gericht über dem Chorbogen ist einem Fresko des Barockmalers
Karl Stauder von Konstanz aus dem Jahre 1722 gewichen und bis auf kaum er-
kennbare Konturenreste verschwunden. Kleinere Arbeiten, mehr handwerksmäßiger
Art, die er und sein Sohn 1562 auf Schloß Heiligenberg ausführen, sind gleichfalls
untergegangen1).
Ebenso schwierig war es, die geschichtliche Persönlichkeit des so gefundenen
Marx Weiß zu umreißen. Zunächst hatte Herr Kunstmaler Mezger die Freund-
lichkeit, die Steuerbücher von Überlingen — die Bürgerbücher ergaben nichts —
nachzusehen und fand einen „Marx Weiß maler" im Stadtteil „Geygers Brugglin"
ansässig erstmals steuernd bald nach 1550 (das betr. Steuerbuch ist undatiert, aber
von der Hand des Jahres 1550), sodann 1566, 1567, 1569, 1573. Im Jahre 1582
erscheint „Marxen Weißen Wittib", 1583 heredes Marx Weiß, 1584 und 85 wey-
landt Marxen Weiß seligen Erben. 1594 steuert im selben Hause ein Esaias weiß.
Noch nach 1600 ist ein Joseph Weiß Maler bezeugt, der 1612 tot ist. Ergänzend
fand ich im liber proclamationum de anno 1563 im Überlinger Pfarrarchiv folgende
Einträge: 1572 am 7. November „begert Esaias Weys der Maler die Hochzeits-
ordnung und will derselben bei Trewen geleben." 1573 Sabbati ante Veiti et Mo-
desti (d. h. vor dem 15. Juni) „Marx Weyß moler begert die Ordnung der Hocht-
zeit, als sein Sohn Herr Marx Weyß sein erst Priesterlich Ampt singen lasen will,
und will der Ordnung geloben."2). 1598 am 12. Januar heiratet „der erbar" Esaias
Weiß, offenbar der Sohn des obgenannten Esaias, eine Katharine Eyle°).
Um einen Zusammenhang mit Balingen zu finden, ging ich nun andrerseits von
dem urkundlich bezeugten Sohn des alten Marx Weiß von Balingen, dem Fürsten-
bergischen Landschreiber Samson Weiß aus, von dem uns der Zimmersche Chronist
erzählt4), daß er später Prokurator zu Rottweil gewesen. Überraschenderweise
gab nun hier die Matrikel der Universität Freiburg überzeugenden Aufschluß. Wir
finden hier zwar nicht den Samson Weiß5), aber einen Hyeremias Wyß ex Rott-
wyla6), laicus dioc. Constant., immatrikuliert 5. April 1538, später (10. Mai 1541)
als bacc. in arte in Tübingen inskribiert, dann 3. Nov. 1545 in Heidelberg, hier
Mag. 2. März 1546. Da der Name Weiß in Rottweil um diese Zeit sonst nicht
verbürgt ist7), war Jeremias vermutlich als Sohn des Samson um 1522 in Rottweil
geboren. Wir finden nun aber in derselben Matrikel einen Hieremias Weiß8) Uber-
lingensis dioces. Constant., immatr. 28. Nov. 1584, bacc. 8. Juni 1587. Er ist am
23. August 1585 20 annorum natus*), also 1565 geboren. Daneben einen Markus
(1) Martin, Sehr. d. Vereins f. Geschichte u. Naturg. der Baar, Jahrg. X, 13: Marx Weiß für 14 Fähn-
lein „auf die neue Bruck zu machen" 1 fl. Sein Sohn Stoffel „für allerlei Arbeit" 6 fl. 4 Bazen.
(2) Bei Ganz steht aus Versehen Donaueschingen statt Überlingen.
(3) Ehebuch der Pfarrei Überlingen.
(4) Zim. Chronik, herausg. v. Barack, IV 138, 29. Der Chronist erzählt von ihm eine köstliche Schnurre
über die Bräunlinger.
(5) Auch nicht in den Matrikeln von Tübingen, Ingolstadt und Heidelberg. Er studierte vermutlich in Basel.
(6) Maier, Die Matrikel d. Univ. Freiburg, S. 313.
(7) Die Geschlechternamen bei Ruckgaber, Gesch. d. fr. Reichsstadt Rottweil.
(8) Maier, a. a. O., S. 6x1.
*) cognatus et nepos Adriani Manz, praepositi in Waldkirch.
267