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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Feurstein, Heinrich: Der Monogrammist M. W. und der Meister von Messkirch
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0281

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Weiß bereits als Maler sitzt. Das wahrscheinliche Glied der Familie Weiß, der
aus Rottweil herübergekommene Meister Michel Weiß, steht in Meßkirch „in son-
deren Gnaden bei dem alten Herrn (Gottfried Werner)". Er war der Vertraute
des Grafen, der in seiner letzten Krankheit täglich um ihn war und in wichtigen
Aufträgen u. a. öfters nach Nürnberg geschickt wurde, so z. B. um das prächtige,
noch erhaltene Bronze-Epitaph für Gottfried Werner zu bestellen }
Die ersten Aufträge des Meisters von Meßkirch ergehen an ihn von den Herren
von Bubenhofen2). Diese Herren v.Bubenhofen waren aber bei Balingen zu Hause.
Ihr Stammschloß stand halbwegs zwischen Balingen und Oberndorf in der Ge-
meinde Binsdorf'). Wolf v. Bubenhofen war 1503 und wieder 1516—19 Obervogt
von Balingen4). Um dieselbe Zeit war übrigens Hans Kaspar v. B. Württember-
gischer Landvogt von Mömpelgard5), dessen Altar öfter mit dem Meister von M.
in Beziehung gebracht wurde. Ein Bubenhofer war Besitzvorgänger des Gottfried
Werner bzw. Johann Werner v. Zimmern auf Burg Falkenstein im Donautal, wo
der Meßkircher malte6).
Marx Weiß hatte ferner einflußreiche Verwandte in Meßkirch. In der Matrikel
der Universität Freiburg wird nämlich Jeremias Weiß von Überlingen, geb. 1565,
als cognatus et nepos Adriani Manz praepositi in Waldkirch bezeichnet '2). Dieser
Adrian Manz, 1563—83 Propst zu Waldkirch8), stammte aber von Meßkirch und
war dort, da er 1542 immatrikuliert wird, um 1525 geboren, zur Zeit, als Adrian
Dornfogel Pfarrer an der von den Grafen von Zimmern so prächtig ausgestatteten
Kirche zum hl. Martin war, als dessen Patenkind wohl Manz den sonst seltenen
Vornamen Adrian erhalten hatte. Adrian Dornfogel stammte aber ebenfalls von
Rottweil, war also ein Landsmann des Marx Weiß 9).
Ein Beweis, daß Marx Weiß mittelbar oder unmittelbar in Diensten der Grafen
von Zimmern stand, scheint mir auch in dem Vornamen seines Sohnes Andreas
Christoph gegeben zu sein. Da die Familie sonst zäh an ihren hebräischen Vor-
namen festhält, muß die Wahl dieses Namens befremden. Sie erklärt sich aber
daraus, daß Andreas und Christoph, wie ich an anderer Stelle nachweisen konnte10),
die besonders verehrten Hauspatrone der Grafen von Zimmern waren. Marx Weiß
hat seinem gräflichen Herrn zu Ehren seinen in Meßkirch geborenen Sohn auf den
Namen Andreas Christoph taufen lassen11). Daß umgekehrt die Herren v. Zimmern
alte und häufige, auf Besitz und Nachbarschaft gegründete Beziehungen zu Rott-
weil hatten, ist bekannt12).

(1) Zimm. Chron. 1^253,2—254,20.

(2) Kötschau, Bartel Beham und der Meister von Meßkirch, S. 48 u. 54.

(3) Danach ist die Angabe bei Ganz, a. a. O., S. 45 zu berichtigen.

(4) Oberamtsbeschreibung von Balingen. Amtsstadt Balingen.

(5) Mitteilungen aus d. fürstl. Fürstenberg. Archiv zu Donaueschingen. Bd. 1, 92.

(6) Ebenda. I, 80.

(7) Maier, a. a. O., S. 611.

(8) Siehe über diesen bedeutenden Mann Schreiber, Gesch. d. Univ. Freiburg I, 51; Freiburger Diözesan-
archiv XXII 151.

(9) V§L Maier, a. a. O., S. 160 u. 340.

(10) Zeitschr. f. christl. Kunst 1916, Heft X/XL

(ri) Die Namengebung Andreas Christoph Weiß ist dem römischen Dreinamen-Schema nachgebildet
und für die Renaissance bezeichnend, sonst aber fast nur im Patriziat und beim Adel gebräuchlich.
Unter den 55 bei Martin, a. a. O. genannten Künstlernamen führt nur Klöckler (1597 !) zwei Vornamen.

(12) Ruckgaber, Gesch. d. Grafen v. Zimmern. Öfters. Besonders S. 186 u. 223.

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