kemett hatt zünfft empfangen am montag vor sankt Jacobstag 1540 iar des Jerg
Lützen maller1) dohtermann. Der Eintrag im Malerbuch 72e fol. 17 lautet:
Item es ist khumen für ein handwerckht Jorg Zigler unnd hatt begert von wegen
seines weib gerechtigkait, ist ime geliehen worden am montag vor sannd Jacobstag
1540 iar2). Die Ortsbezeichnung „kemett" (kermett bei Vischer ist ein Lesefehler)
legt neue Rätsel auf. Gemeint kann sein Kemat (Wasserburg), Kematen (Aichach),
Kemathen (Rosenheim oder Eichstätt oder Feuchtwangen), möglicherweise auch
einer der verschiedenen Orte Kemnat. Diese Orte sind indes fast alle so klein
und unbekannt, auch teilweise von Augsburg so entlegen, daß man im Zunftbuch
sicherlich statt ihrer den nächst größeren bekannten Ort, z. B. Wasserburg, Rosen-
heim, Aichach vermerkt hätte. Ich glaube daher, daß bei der Bezeichnung „kemett"
(ohne Zusatz) entweder an einen großen bekannten Platz dieses Namens oder an
einen kleinen, aber Augsburg nahegelegenen zu denken ist, d. h. an die Stadt
Kemnat in der Oberpfalz oder an Kemnat bei Kaufbeuren. Das erstere würde
mehr zu Nördlingen, das letztere mehr zu Kempten stimmen. In beiden Orten
hat der Meßkircher bekanntlich gelernt. Mit Schäufelein kann er übrigens auch
in Augsburg in Berührung getreten sein.
Durch diese Feststellungen wird die Frage nach der geschichtlichen Persönlich-
keit des Meßkircher Meisters noch verwickelter. Denn es fehlen einstweilen alle
Fäden, die von Augsburg nach Meßkirch führen, und man kann nur sagen, daß
das Auftreten des Meisters in Augsburg um 1540 möglich ist, weil 1538 seine
umfangreichen Meßkircher Aufträge erledigt erschienen. Auch lassen sich über
Augsburg-Dillingen-Nördlingen schwache Spuren nach den Grafen von Helfenstein
(Wiesensteig!) ziehen, die um Dillingen begütert waren. Ist Ziegler in Kemnat
bei Kaufbeuren geboren, so war er durch Abstammung Nachbar der Herrschaft
Waal, die Hans Jakob von Landau gehörte8). Die Landau hatten aber ihre Grab-
lege in Heiligkreuztal. Ferner war eine Vatersschwester Gertrud damals Kloster-
frau in Heiligkreuztal, und die Schwester der Mutter des Landau, Veronika von
Rietheim, war jene Äbtissin des Klosters, in deren Auftrag der Meßkircher Meister
den Chor der Klosterkirche ausmalte und die sechs berühmten Wappenscheiben
zeichnete.
Es wäre bei dem nicht schlüssigen Stand der Frage sehr zu begrüßen, wenn
P. Pöllmann, dem wir so manche feine Bemerkung über den Meister verdanken,
mit seinen Belegen ans Tageslicht treten würde.
*
Nachschrift. Kurz vor Drucklegung dieser Zeilen hatte der Direktor des
Generallandesarchives in Karlsruhe, Geheimrat Dr. Obser, die Liebenswürdigkeit,
mir den Fahnenabzug seiner Notiz über den Maler Marx Weiß von Überlingen in
den „Quellen" des Archives zu übersenden. Dr. Obser veröffentlicht hier eine
Urkunde über die eheliche Geburt des Sohnes Jonas Weiß, der 1587 Priester wurde,
(1) Jerg Lutz der Maler stirbt 1546. Vischer, a. a. O., S. 567. Nach freundl. Mitteilung des Herrn
Amtsgerichtsrates Rieffel in Frankfurt a/M. gibt es ein Bildnis dieses Malers, eine BB signierte Zeich-
nung im Berliner Kupferstichkabinett. Rieffel hält sie für eine frühe Phase von Weiditz, der auch
sonst einmal mit bb (= W) zeichnet.
(2) Auch in den Augsburger Steuerbüchern wird in der Zeit von 1516 — 40 ein Jerg oder Georg Ziegler
genannt, doch ohne Angabe des Berufes, so daß damit für den vorliegenden Fall ein positiver Be-
weis nicht erbracht ist. In einem Falle wird die Notiz „Bäcker" beigefügt. Dr. Wiedenmann.
(3) Zimm. Chron. ed. Barack IV, 349, 2. — Steichele-Schröder, das Bistum Augsburg, IV 595 f. Ebenda
Belege für die häufigen Beziehungen des Hans Jakob von Landau zu Augsburg.
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Lützen maller1) dohtermann. Der Eintrag im Malerbuch 72e fol. 17 lautet:
Item es ist khumen für ein handwerckht Jorg Zigler unnd hatt begert von wegen
seines weib gerechtigkait, ist ime geliehen worden am montag vor sannd Jacobstag
1540 iar2). Die Ortsbezeichnung „kemett" (kermett bei Vischer ist ein Lesefehler)
legt neue Rätsel auf. Gemeint kann sein Kemat (Wasserburg), Kematen (Aichach),
Kemathen (Rosenheim oder Eichstätt oder Feuchtwangen), möglicherweise auch
einer der verschiedenen Orte Kemnat. Diese Orte sind indes fast alle so klein
und unbekannt, auch teilweise von Augsburg so entlegen, daß man im Zunftbuch
sicherlich statt ihrer den nächst größeren bekannten Ort, z. B. Wasserburg, Rosen-
heim, Aichach vermerkt hätte. Ich glaube daher, daß bei der Bezeichnung „kemett"
(ohne Zusatz) entweder an einen großen bekannten Platz dieses Namens oder an
einen kleinen, aber Augsburg nahegelegenen zu denken ist, d. h. an die Stadt
Kemnat in der Oberpfalz oder an Kemnat bei Kaufbeuren. Das erstere würde
mehr zu Nördlingen, das letztere mehr zu Kempten stimmen. In beiden Orten
hat der Meßkircher bekanntlich gelernt. Mit Schäufelein kann er übrigens auch
in Augsburg in Berührung getreten sein.
Durch diese Feststellungen wird die Frage nach der geschichtlichen Persönlich-
keit des Meßkircher Meisters noch verwickelter. Denn es fehlen einstweilen alle
Fäden, die von Augsburg nach Meßkirch führen, und man kann nur sagen, daß
das Auftreten des Meisters in Augsburg um 1540 möglich ist, weil 1538 seine
umfangreichen Meßkircher Aufträge erledigt erschienen. Auch lassen sich über
Augsburg-Dillingen-Nördlingen schwache Spuren nach den Grafen von Helfenstein
(Wiesensteig!) ziehen, die um Dillingen begütert waren. Ist Ziegler in Kemnat
bei Kaufbeuren geboren, so war er durch Abstammung Nachbar der Herrschaft
Waal, die Hans Jakob von Landau gehörte8). Die Landau hatten aber ihre Grab-
lege in Heiligkreuztal. Ferner war eine Vatersschwester Gertrud damals Kloster-
frau in Heiligkreuztal, und die Schwester der Mutter des Landau, Veronika von
Rietheim, war jene Äbtissin des Klosters, in deren Auftrag der Meßkircher Meister
den Chor der Klosterkirche ausmalte und die sechs berühmten Wappenscheiben
zeichnete.
Es wäre bei dem nicht schlüssigen Stand der Frage sehr zu begrüßen, wenn
P. Pöllmann, dem wir so manche feine Bemerkung über den Meister verdanken,
mit seinen Belegen ans Tageslicht treten würde.
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Nachschrift. Kurz vor Drucklegung dieser Zeilen hatte der Direktor des
Generallandesarchives in Karlsruhe, Geheimrat Dr. Obser, die Liebenswürdigkeit,
mir den Fahnenabzug seiner Notiz über den Maler Marx Weiß von Überlingen in
den „Quellen" des Archives zu übersenden. Dr. Obser veröffentlicht hier eine
Urkunde über die eheliche Geburt des Sohnes Jonas Weiß, der 1587 Priester wurde,
(1) Jerg Lutz der Maler stirbt 1546. Vischer, a. a. O., S. 567. Nach freundl. Mitteilung des Herrn
Amtsgerichtsrates Rieffel in Frankfurt a/M. gibt es ein Bildnis dieses Malers, eine BB signierte Zeich-
nung im Berliner Kupferstichkabinett. Rieffel hält sie für eine frühe Phase von Weiditz, der auch
sonst einmal mit bb (= W) zeichnet.
(2) Auch in den Augsburger Steuerbüchern wird in der Zeit von 1516 — 40 ein Jerg oder Georg Ziegler
genannt, doch ohne Angabe des Berufes, so daß damit für den vorliegenden Fall ein positiver Be-
weis nicht erbracht ist. In einem Falle wird die Notiz „Bäcker" beigefügt. Dr. Wiedenmann.
(3) Zimm. Chron. ed. Barack IV, 349, 2. — Steichele-Schröder, das Bistum Augsburg, IV 595 f. Ebenda
Belege für die häufigen Beziehungen des Hans Jakob von Landau zu Augsburg.
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