Dagegen ist mehreres verloren gegangen, was für die Wirkung des Gesamteindrucks
von allerhöchster Bedeutung ist. Crull schreibt, daß noch 1850 etwa ein gut ein
Fuß breites Fragment einer scharf gewundenen Säule in Schulterhöhe vorhanden
war; er glaubt, daß zu Häupten der Figur ein Baldachin gewesen sei. Durch
freundliche Mitteilung Techens ist mir nun eine Bleistiftzeichnung des Architekten
Heinrich Thormann von 1840 oder 41 bekannt geworden, welche sich heutigen
Tages in Großherzoglichem Besitz in Schwerin befindet1). Hier sieht man nun
deutlich die oben genannte Säule, deren gotisch profilierter Fuß eben unterhalb der
Teppichstange ansetzt, unmittelbar neben dem Haltering. Die Säule ist tauartig
gedreht; ihr Kapitäl liegt in Scheitelhöhe, wenn man von der Haube absieht. Was
dieser Säulenschaft getragen hat, ist nicht möglich zu sagen. Vielleicht war es
eine Art Baldachin; dieser hat anscheinend auch die Durchschleifung der oberen
Kissenquasten nötig gemacht und ferner die Wegstemmung der oberen Ecken des
Brokat-Teppichs und der Stange, an welcher er hängt. Da sich nun aber auch an
der Fußplatte der Herzogin (welche einfach schräge ist, im Gegensatz zu den
Hohlkehlen der drei übrigen Seiten) vergossene Löcher finden, so möchte man
mutmaßen, daß dieser „Baldachin" auf zwei seitlichen Stützen geruht habe, wie
wir es von verschiedenen Platten dieser Hütte her kennen. Jedoch läßt die er-
haltene Säule für diese Vermutung wenig Raum, da sie durchaus ein selbständiges
Stück vorstellt, welches keinerlei Verlängerung nach unten zuläßt. Einige runde
Nietlöcher unterhalb der Hände deuten darauf hin, daß die Fürstin ehemals einen
Rosenkranz hielt.
Die Anerkennung scheint diesem unvergleichlich schönen Denkmal nicht gefehlt
zu haben, denn als im Jahre 1524 die Herzogin Helena zu Mecklenburg aus dem
Leben schied, da wandte man sich wiederum an die Vischersche Hütte, die dieses
Mal ein Bronze-Epitaph in den Schweriner Dom lieferte. Diesmal eine heraldische
Platte, die wieder innerhalb ihrer Gruppe ihresgleichen suchen darf. Die Inschrift
wurde aber hochdeutsch abgefaßt, so daß wir keinen Anlaß haben, auf einen nieder-
deutschen Mitarbeiter zu schließen.
(1) Für die gütige Herleihung bin ich Herrn Direktor Josephi zu lebhaftem Dank verbunden; leider
war die Zeichnung für eine Reproduktion nicht geeignet.
300
von allerhöchster Bedeutung ist. Crull schreibt, daß noch 1850 etwa ein gut ein
Fuß breites Fragment einer scharf gewundenen Säule in Schulterhöhe vorhanden
war; er glaubt, daß zu Häupten der Figur ein Baldachin gewesen sei. Durch
freundliche Mitteilung Techens ist mir nun eine Bleistiftzeichnung des Architekten
Heinrich Thormann von 1840 oder 41 bekannt geworden, welche sich heutigen
Tages in Großherzoglichem Besitz in Schwerin befindet1). Hier sieht man nun
deutlich die oben genannte Säule, deren gotisch profilierter Fuß eben unterhalb der
Teppichstange ansetzt, unmittelbar neben dem Haltering. Die Säule ist tauartig
gedreht; ihr Kapitäl liegt in Scheitelhöhe, wenn man von der Haube absieht. Was
dieser Säulenschaft getragen hat, ist nicht möglich zu sagen. Vielleicht war es
eine Art Baldachin; dieser hat anscheinend auch die Durchschleifung der oberen
Kissenquasten nötig gemacht und ferner die Wegstemmung der oberen Ecken des
Brokat-Teppichs und der Stange, an welcher er hängt. Da sich nun aber auch an
der Fußplatte der Herzogin (welche einfach schräge ist, im Gegensatz zu den
Hohlkehlen der drei übrigen Seiten) vergossene Löcher finden, so möchte man
mutmaßen, daß dieser „Baldachin" auf zwei seitlichen Stützen geruht habe, wie
wir es von verschiedenen Platten dieser Hütte her kennen. Jedoch läßt die er-
haltene Säule für diese Vermutung wenig Raum, da sie durchaus ein selbständiges
Stück vorstellt, welches keinerlei Verlängerung nach unten zuläßt. Einige runde
Nietlöcher unterhalb der Hände deuten darauf hin, daß die Fürstin ehemals einen
Rosenkranz hielt.
Die Anerkennung scheint diesem unvergleichlich schönen Denkmal nicht gefehlt
zu haben, denn als im Jahre 1524 die Herzogin Helena zu Mecklenburg aus dem
Leben schied, da wandte man sich wiederum an die Vischersche Hütte, die dieses
Mal ein Bronze-Epitaph in den Schweriner Dom lieferte. Diesmal eine heraldische
Platte, die wieder innerhalb ihrer Gruppe ihresgleichen suchen darf. Die Inschrift
wurde aber hochdeutsch abgefaßt, so daß wir keinen Anlaß haben, auf einen nieder-
deutschen Mitarbeiter zu schließen.
(1) Für die gütige Herleihung bin ich Herrn Direktor Josephi zu lebhaftem Dank verbunden; leider
war die Zeichnung für eine Reproduktion nicht geeignet.
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