zu sehn. Zweiundzwanzig Jahre später machte Heinrich III. das kostbare Pferd
seinem Bankhalter Orazio Ruccellai zum Geschenk. Im Hof des Palazzo Ruccellai
am Corso wurde das eherne Roß im Jahre 1586 auf hohem Postament unter einem
Torbogen aufgestellt und in seiner stolzen Majestät so hoch bewertet, daß ihm
Ferrucci in seiner Neuausgabe von Fulvio Orsinis Antichitä di Roma mitten unter
den Denkmälern der Antike ein besonderes Kapitel und eine besondere Abbildung
widmete8'2). Hier im Palazzo Ruccellai sah es ein deutscher Reisender, Heinrich
von Pflaumern, kurz vor dem Jubiläumsjahr 1625 und war erstaunt, ein Denkmal,
das einer großen Stadt zur Zierde gereicht haben würde, zum Schmucke eines
Innenhofes verwendet zu sehen83).
Seiner ersten Bestimmung, einen König von Frankreich als Reiter zu tragen,
sollte Daniellos Bronze zu ihrem Unglück nur zu bald zurückgegeben werden.
Wann und wie das Streitroß Heinrichs II. nach Frankreich gelangte, ist heute
nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Jedenfalls war es zunächst in St. Germain
en Laye aufgestellt und wurde von dort bereits im Jahre 1634 nach Paris über-
führt. Biard der Jüngere aber, derselbe, dessen Heinrich IV. über dem Hauptportal
des Stadthauses von allen Zeitgenossen so abfällig beurteilt wurde, erhielt vom
Kardinal Richelieu den Auftrag, dem Roß einen Reiter zu geben85). Aber dieser
Reiter sollte nicht mehr Heinrich II., sondern Ludwig XIII. sein.
Mit Kanonendonner und Trompetenschall wurde das Denkmal Ludwigs XIII. im
September 1639 auf der Place Royale enthüllt und von den Dichtern der Zeit in
Liedern gefeiert. Man sah das hohe Postament ganz mit Ruhmesinschriften Lud-
wigs „des Gerechten" und seines allmächtigen Ministers bedeckt, aber der Name des
römischen Künstlers war, niemandem sichtbar, unter dem erhobenen linken Huf
des Pferdes angebracht86).
In der rückhaltlosen Bewunderung des Pferdes sind alle einig gewesen, die das
Glück gehabt haben, das vollendete Denkmal auf der Place Royale zu sehen. Brice,
Piganiol, Sauval, Patte — alle sind sie seines Lobes voll. Sauval37) vor allem, der
maßvoll und feinsinnig zu urteilen pflegt, stellte das Werk des Schülers Michel-
angelos über alle Werke der Antike und pries den stolzen Adel, die großzügige
Manier, den sicheren, glänzenden Geschmack des Bildwerkes. Weniger günstig
lautete das Urteil über den Reiter Biards. Cochin beschrieb ausführlich sein
phantastisches Kostüm38): „Er trägt den Rachen eines wilden Tieres als Kopf-
bedeckung mit einem Drachen darüber. Seine Haare sind gelockt. Die Brust be-
deckt ein Wams aus Büffelleder mit Fransen am Arm und über den Schenkeln.
Die Schenkel und Beine sind nackend. Darüber hängt eine Art von Schärpe nach
vorne und hinten herunter. Es ist wirklich schwer zu erraten, bei welcher Gelegen-
heit unsere Könige solch ein Kostüm getragen haben." In der ausgestreckten Hand
hielt der König ursprünglich einen Kommandostab. Man weiß nicht, wann und wie
er seiner Hand entfiel. Er wurde niemals ersetzt89).
Man müsse den Reiter vom Pont-Neuf auf das Roß der Place Royale setzen, um
ein vollkommenes ' Denkmal zu sehen, behaupteten die Pariser, und sie mochten
damit das Richtige getroffen haben40).
Am 12. August 1792, an demselben Tage, an dem das Standbild Heinrichs IV.
fiel, ereilte auch die Statue Ludwigs XIII. ihr Schicksal41). Daniello da Volterra
hatte nun nichts mehr vor Michelangelo voraus. Die Statue Julius II. in Bologna
und das eherne Roß der Place Royale, die Meisterwerke der monumentalen Bronze-
plastik in der, Hochrenaissance, wurden beide zerstört! Als ein deutscher Reisender
im Jahre 1800 Paris besuchte, fand er den einst so glänzenden Platz verödet und
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seinem Bankhalter Orazio Ruccellai zum Geschenk. Im Hof des Palazzo Ruccellai
am Corso wurde das eherne Roß im Jahre 1586 auf hohem Postament unter einem
Torbogen aufgestellt und in seiner stolzen Majestät so hoch bewertet, daß ihm
Ferrucci in seiner Neuausgabe von Fulvio Orsinis Antichitä di Roma mitten unter
den Denkmälern der Antike ein besonderes Kapitel und eine besondere Abbildung
widmete8'2). Hier im Palazzo Ruccellai sah es ein deutscher Reisender, Heinrich
von Pflaumern, kurz vor dem Jubiläumsjahr 1625 und war erstaunt, ein Denkmal,
das einer großen Stadt zur Zierde gereicht haben würde, zum Schmucke eines
Innenhofes verwendet zu sehen83).
Seiner ersten Bestimmung, einen König von Frankreich als Reiter zu tragen,
sollte Daniellos Bronze zu ihrem Unglück nur zu bald zurückgegeben werden.
Wann und wie das Streitroß Heinrichs II. nach Frankreich gelangte, ist heute
nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Jedenfalls war es zunächst in St. Germain
en Laye aufgestellt und wurde von dort bereits im Jahre 1634 nach Paris über-
führt. Biard der Jüngere aber, derselbe, dessen Heinrich IV. über dem Hauptportal
des Stadthauses von allen Zeitgenossen so abfällig beurteilt wurde, erhielt vom
Kardinal Richelieu den Auftrag, dem Roß einen Reiter zu geben85). Aber dieser
Reiter sollte nicht mehr Heinrich II., sondern Ludwig XIII. sein.
Mit Kanonendonner und Trompetenschall wurde das Denkmal Ludwigs XIII. im
September 1639 auf der Place Royale enthüllt und von den Dichtern der Zeit in
Liedern gefeiert. Man sah das hohe Postament ganz mit Ruhmesinschriften Lud-
wigs „des Gerechten" und seines allmächtigen Ministers bedeckt, aber der Name des
römischen Künstlers war, niemandem sichtbar, unter dem erhobenen linken Huf
des Pferdes angebracht86).
In der rückhaltlosen Bewunderung des Pferdes sind alle einig gewesen, die das
Glück gehabt haben, das vollendete Denkmal auf der Place Royale zu sehen. Brice,
Piganiol, Sauval, Patte — alle sind sie seines Lobes voll. Sauval37) vor allem, der
maßvoll und feinsinnig zu urteilen pflegt, stellte das Werk des Schülers Michel-
angelos über alle Werke der Antike und pries den stolzen Adel, die großzügige
Manier, den sicheren, glänzenden Geschmack des Bildwerkes. Weniger günstig
lautete das Urteil über den Reiter Biards. Cochin beschrieb ausführlich sein
phantastisches Kostüm38): „Er trägt den Rachen eines wilden Tieres als Kopf-
bedeckung mit einem Drachen darüber. Seine Haare sind gelockt. Die Brust be-
deckt ein Wams aus Büffelleder mit Fransen am Arm und über den Schenkeln.
Die Schenkel und Beine sind nackend. Darüber hängt eine Art von Schärpe nach
vorne und hinten herunter. Es ist wirklich schwer zu erraten, bei welcher Gelegen-
heit unsere Könige solch ein Kostüm getragen haben." In der ausgestreckten Hand
hielt der König ursprünglich einen Kommandostab. Man weiß nicht, wann und wie
er seiner Hand entfiel. Er wurde niemals ersetzt89).
Man müsse den Reiter vom Pont-Neuf auf das Roß der Place Royale setzen, um
ein vollkommenes ' Denkmal zu sehen, behaupteten die Pariser, und sie mochten
damit das Richtige getroffen haben40).
Am 12. August 1792, an demselben Tage, an dem das Standbild Heinrichs IV.
fiel, ereilte auch die Statue Ludwigs XIII. ihr Schicksal41). Daniello da Volterra
hatte nun nichts mehr vor Michelangelo voraus. Die Statue Julius II. in Bologna
und das eherne Roß der Place Royale, die Meisterwerke der monumentalen Bronze-
plastik in der, Hochrenaissance, wurden beide zerstört! Als ein deutscher Reisender
im Jahre 1800 Paris besuchte, fand er den einst so glänzenden Platz verödet und
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