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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0399

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MISZELLEN .
Zu J. G. ZIESENIS' FRANKFURTER
AUFENTHALT.
Im Jahre 1751 war Marie Antonie v. Offenbach
geb. v. Larsner, Witwe des Nikolaus v. Uffen-
bach, in Frankfurt a. M. gestorben, und vier Kin-
der überlebten sie, von denen zwei minderjährig
waren. Durch Beschluß des Schöffenrates wurde
infolgedessen festgesetzt, daß nach geschehener
Erbteilung ein Verzeichnis der Bestände eingereicht
werden sollte, die bei der Abteilung den beiden
Minderjährigen zugefallen seien. Diese Aufstellung
ist im Frankfurter Stadtarchiv erhalten und vor
einigen Jahren der Öffentlichkeit1) in sehr instruk-
tiver Weise zugänglich gemacht worden. Wir
finden in diesen zwei „Losbüchern" unter den
gar nicht wenig zahlreichen Gemälden angeführt:
„Elisabetha Maria Augusta von Uffenbach von
J. G. Ziesenis" und dabei gleich die Schätzung des
Wertes: fl. 7,30, sowie „Margaretha Rebecca von
Uffenbach, von J. G. Ziesenis, fl. 7,30." Wann
die Bilder gemalt sind, ist natürlich nicht ange-
geben. Wir wissen aber, daß die am 6. April 1736
geborene Margaretha Rebecca schon am 5. Juni
1742 gestorben ist. Wir haben keinen Grund,
anzunehmen, daß das Kind erst nach seinem Tode
gemalt ist; um so weniger als der 1716 geborene
(1) Beiträge zur Geschichte der Lebenshaltung in Frank-
furt a. M. während des 17. und 18.Jahrhunderts von Dr. G.
Schnapper-Arndt; hrsg. von K. Bräuer. 2. Teil. Frank-
furt 1910, S. 336 f. (Veröffentlichungen der Histor. Kom-
mission der Stadt Frankfurt a. M.)

Ziesenis ja am 11. November 1742 bereits hier
kirchlich aufgeboten wird2).
Die Schwester, Maria Augusta (geboren 29. März
i74°, gestorben 16. April 1790), ist ja vielleicht
erst später gemalt worden. Soviel ich übersehen
kann, gilt als das früheste datierte Werk von
Ziesenis' Hand bisher das Porträt eines jungen
Prinzen von 1748 (im Besitz S. K. H. des Herzogs
Ludwig Wilhelm von Bayern)3). Wir kämen also
mit dem Bildnis der Margaretha Rebecca v. Uffen-
bach, das der Maler spätestens in einem Alter
von 26 Jahren gemalt haben muß, immerhin in
eine um sechs Jahre früher liegende Zeit. Es ist
nicht ausgeschlossen, daß eins der zwei Bildnisse
oder beide gelegentlich noch einmal zum Vorschein
kommen. Die Hoffnung darauf ist freilich nicht
sehr groß, da bereits 1799 mit dem Tode des
ledigen Joh. Friedrich von Uffenbach (geb. 1725)
die Familie ausgestorben ist, K. Simon.
(2) Nicht am 4. November: Gwinner: Kunst und Künstler in
Frankfurt a. M., S. 284. Die Eintragung im Proklamations-
buch (Frankfurt, Stadtarchiv) unterm 11. Nov. 1742 lautet:
.... Ziesenis, Herr Johann Georg: Kunstmahler, Herrn
Johann Georg Ziesenis, Königlich-dänischen Kunstmahlers
zu Koppenhagen. Ao.get. ehel. Sohn und Jungfer
Maria Salome, weyl. Jacob Umpfenbachs, gewesenen Bur-
gers Fischer und Schiffmanns alhier 1721 d. 4. Mart. get.
ehel. Tochter. Die Trauung selbst hat, was Gwinner un-
bekannt war, nach einer Randnotiz am 26. desselben
Monats stattgefunden.
(3) G. Biermann: Deutsches Barock und Rokoko. Jahr-
hundert-Ausstellung deutscher Kunst. Leipzig 1914, Bd. II
S. LXIII.

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