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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0402

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(Schwertmesser und Schwertnadel), Fuchikashira
(Zwinge und Kopfstück vom Griff), Kurigata (Band-
halter an der Scheide) und Menuki (paarige Griffs-
zieraten). Diese, auch in Japan übliche Einteilung
die sich nicht immer bis zur letzten Konsequenz
durchführen läßt, entspricht dennoch zwei deut-
lich verschiedenen Richtungen der Kunst des ja-
panischen Schwertbeschlags. Schufen doch die
ersten Gotomeister überhaupt keine Tsuba. Das
von den Schwertzieraten-Meistern verfertigte Tsuba
ist nichts weiter als der Schmuckteil eines nich
für den ernsten Gebrauch bestimmten Luxus-
schwertes. Freilich haben auch mitunter die Tsuba
der eigentlichen Stichblatt-Meister eine überwiegend
dekorative Note wie bei den Heianjo-Meistern, wo
die übermäßige Durchbrechung des Stichblattes
den Charakter des Tsuba als wichtigen Teiles der
Waffe im tektonischen Sinne verwischt, so daß
schon der japanische Archäologe Sakakibara Kozan
(gest. 1798) in seinem 1795 erschienenen Werke
Hompö Tökenkö Yoshinori diese Ausartung eines
wichtigen Waffenstücks zu einer künstlerischen
Spielerei aufs lebhafteste tadelt. Neben dem Gotö-
hause, das vier Jahrhunderte hindurch in 16 Gene-

rationen der Haupt- und in zahlreichen Neben-
linien bis tief ins 19. Jahrhundert hinein geblüht
hat und das mit den Schülern fast 100 Katalog-
nummern umfaßt, der Naraschule in Edo mit
ihren drei großen Meistern Toshinaga, Joi und
Yasuchika, ist hier vor allem Sömin zu nennen,
der berühmteste Meister aller Zeiten (gest. 1733),
der Erfinder der malerischen Gravierung (Kata-
kiri oder Efübori), dessen Arbeiten und ihre Be-
sitzer so bekannt sind wie berühmte Gemälde.
Neben diesen sei noch die Hiratafamilie erwähnt,
die ihre Schwertzieraten mit Zellen- und Gruben-
schmelz verziert.
Aus diesen kurzen Hinweisen auf die katalogi-
sierten Bestände mag hervorgehen, daß das Werk
ein Handbuch der gesamten Geschichte des japa-
nischen Schwertschmucks darstellt, wie es trotz
der vorzüglichen Vorarbeiten auf diesem Gebiet
noch nicht in solcher Vollständigkeit vorlag und
dessen Erscheinen die allergrößte Beachtung ver-
dient. Denn die Schwertzieraten sind anerkannter-
weise wohl das geeignetste Material zum Studium
der japanischen Metallkunst.
Hans Kahns.

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