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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Ehrenberg, Hermann: Neues von Meister Francke
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0041
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Er kann durch Westeuropa (vgl. Conways Aufsatz über die Beziehungen zwischen
Giovannino de' Grassi und den Brüdern von Limburg, Burlington Magazine, De-
zember 1910), aber auch durch Prag vermittelt sein. Wir werden wohl an letz-
teres zu denken haben. Hierfür sprechen nicht bloß die oben erwähnten Eigen-
tümlichkeiten des dazu gehörigen Gemäldes der Grablegung, sondern auch der
vollbärtige Mann ganz rechts, der nach dem damaligen, aus dem Streben nach
größerer Klarheit hervorgegangenen Gesetz der verkehrten Perspektive die vor
ihm stehenden Personen um Haupteslänge überragt und in der unmittelbar von
Böhmen abhängigen altnürnberger Kunst (z. B. auf den Außenmalereien des Deo-
carus-Schreines in der Nürnberger Lorenzkirche oder auf den Tafeln in Langenzenn),
unmittelbare Verwandte besitzen dürfte.
Wenn ich schließlich darauf aufmerksam mache, daß die Umrahmung der Tafeln
des Danziger Dorotheen-Altars (mit ihren silbernen oder goldenen, gleichmäßig
nebeneinander gesetzten Ornamentmustern auf rotem Grunde) genau der Um-
rahmung der soeben erwähnten Deocarus-Tafeln gleicht, so glaube ich genug Tat-
sachen aufgeführt zu haben, um einen mehr oder weniger starken Zusammenhang
dieser Danziger Malereien mit der böhmisch-fränkischen Kunst um 1400 wahrschein-
lich gemacht zu haben. Damit ist das Bild, das wir von Meister Francke bisher
besaßen, mittelbar oder unmittelbar nicht bloß äußerlich, sondern auch innerlich
nicht unwesentlich erweitert1).
Schließlich sei erwähnt, daß der Ranken-Hintergrund auf den Bildern 5 und 6
des Dorotheen-Altars ein Gegenstück in französischen Miniaturen findet.
(1) Von den beigegebenen Abbildungen besitzen 3, 6 und 7 leider nicht die wünschenswerte Schärfe.
Es ist dies durch die großen Schwierigkeiten verursacht, die die photographische Aufnahme in den
dunkelen kirchlichen Räumen bereitete.

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