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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0044

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Wohnhaus abzuleiten vermochte. Auch hier
dürften vielleicht weitere Forschungen erweisen,
daß das Armenische doch nicht allein so aus-
schlaggebend war, sondern daß wir es — wenn auch
durch das armenische Sieb hindurch — noch mit
Einflüssen des Hellenismus in Kasmir und Bak-
trien zu tun haben, wo es sich also geschichtlich
erwiesen um die hellenistisch beeinflußte Kunst
von Türken (Kaniska etc.) handelt.
Ein besonderes Interesse verdienen besonders
in den heutigen Tagen die Kapitel über Malerei,
da sie sich mit einem bisher arg verkannten Ge-
biete europäischer Ostkunst, dem der blutig- aktuellen
Bukowina befassen. (Nur nebenbei sei erwähnt,
daß eben für das kleinrussische Gebiet die sogen.
Podlinniks eine viel wichtigere Rolle spielten, als
der Athos-Kanon.)
Der letzte Abschnitt des Buches ist eine Um-
setzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse des
Verfassers in Lebenswahrheiten, im Sinne eines
durchgereiften, abgeklärten Programmes, die mit
wichtigen Worten das Germanentum zum Arier-
tum, dieses aber zum Allgemein-Menschlichen em-
porheben.
Budapest. Dr. G. Supka.
WOLTMANN und WOERMANN, Ge-
schichte der Malerei: Die Malerei des
Mittelalters, neu bearbeitet von M.
Bernath. Leipzig, A. Kröner 1916. Lex.-
Oktav. 300 S. mit 432 Abb. M. 10.—.
Als 1878 der eben auf den Lehrstuhl Anton
Springers nach Straßburg berufene Alfred Wolt-
mann den ersten Band seiner gemeinsam mit Karl
Woermann in Angriff genommenen Geschichte
der Malerei herausgab, betonte er in seinem Vor-
wort, daß eine neue Behandlung des Stoffs über-
flüssig sein würde, wenn die dritte Auflage von
Kuglers Handbuch, die Blomberg vor elf Jahren
besorgt hatte, nur halbwegs dem Stande der Wissen-
schaft in eben dem Maße entspräche, wie die
beiden ersten Ausgaben von 1837 und 1847 (letz-
tere von Jakob Burckhardt besorgt). Die gänz-
lich mangelnde Berücksichtigung der neuen For-
schungen durch den Maleroffizier und Dichter
Blomberg, dessen Dilettantismus und Unzuver-
lässigkeit haben tatsächlich dem Werke Kugler-
Burckhardts erst den Todesstoß versetzt. — Es
wäre bedauerlich, wenn Woltmanns Geschichte
der mittelalterlichen Malerei ein ähnliches Schick-
sal durch eine unzulängliche Neubearbeitung be-
schieden sein sollte. Ich will Herrn Morton Ber-
nath durch einen Vergleich mit Hugo von Blom-

berg nicht zu nahe treten, aber ähnliche Bedenken,
wie sie 1867 die „Neubearbeitung" des Kugler-
schen Handbuchs hervorrief, sind auch Bernaths
Unternehmen gegenüber schwer zu unterdrücken.
Gerechterweise seien dessen erheblich größere
Schwierigkeiten zuvor betont. Das einschlägige
Schriftum der Jahre 1880—1916 dürfte an Umfang
das von 1847—1867 wohl um das zehnfache über-
treffen. Es handelt sich dabei nicht nur um einen
gewaltigen Stoffzuwachs an neuen Funden und
Tatsachen grade auf dem Gebiete mittelalterlicher
Malerei —, sondern auch um zahlreiche, gewiß nicht
immer endgültige Versuche zur Neugruppierung, vor
allem aber um eine grundstürzende Wandlung der
entwicklungsgeschichtlichen Auffassung, um eine
neue Erkenntnis mittelalterlichen Kunstwillens. Ich
erinnere für die ältere Zeit nur an die Ergebnisse
der Forschungen von Wickhoff, Riegl, Strzygowski,
Wulff undWilpert, für die spätere an die Arbeiten
von Goldschmidt, Vöge, Haseloff, Clemen, Vitz-
tum, Neuwirth, Schlosser, Dvorak, Male, Durrieu,
Hulin, H. Schmitz, Tietze, Kautzsch, Toesca, Rin-
telen und Siren, um obenhin anzudeuten, wie der
Acker mittelalterlicher Kunstforschung in den letz-
ten vierJahrzehnten gründlichst umgepflügt wurde.—
Spiegelt nun Bernaths Neubearbeitung W oltmanns
den heutigen Stand der Forschung klar wieder?
Gibt seine Darstellung ein Bild von der mittel-
alterlichen Malerei, das im Aufbau, in der Farben-
und Lichtverteilung uns den Umschwung und
methodischen Fortschritt kunstwissenschaftlicher
Forschung seit Woltmanns Tagen klar erkennen
läßt? — Ich bedauere, diese Frage mit einem
bündigen Nein beantworten zu müssen.
Das im Vorwort bekannte Streben Bernaths, den
ursprünglichen Charakter des Werks nach Mög-
lichkeit wahren zu wollen, kann nicht als zurei-
chende Entschuldigung dienen. Die Umstellungen
einiger Hauptabschnitte, wie das Heraufrücken der
byzantinischen Malerei seit dem Ausgang des
Bilderstreits (II) vor die karolingische Epoche, die
Aufteilung der deutschen Wandmalerei in roma-
nische (V. D.) und gotische (VI. D.) sind recht
äußerlich und belanglos; sie werden weder im
Vorwort noch in der Darstellung näher begründet.
Wirklich einschneidende Trennungsstriche, wie der
um 1350, den die jüngste Forschung immer schärfer
zu ziehen bemüht ist, hätten meines Erachtens
für die Gesamtgruppierung weit nachdrücklicher
benutzt werden müssen; ja, ein Abschluß der Ge-
schichte der mittelalterlichen Malerei im strengen
Wortsinn mit der Mitte des 14. Jahrhunderts dürfte
bei unserer jüngeren Generation mehr als einen
Anwalt finden. Beginnt doch Fritz Burger in

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