Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

DOI Heft:
Rezensionen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0046

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Meisters in der Literatur des 17. und 18. Jahr-
hunderts folgen. Den größten Raum nimmt natür-
lich die neuere kunsthistorische Literatur ein. Hier
wäre vielleicht eine systematische Ordnung, etwa
nach dem Vorbilde der Dürer-Bibliographie von
H. W. Singer, praktischer gewesen. Den Schluß
bildet ein wertvolles Verzeichnis der Bücher mit
Baldungschen Holzschnitten.
Vollständigkeit scheint bis zu einem hohen Grad
erreicht zu sein. Ich vermisse einen kleinen Auf-
satz von Koegler in Baers „Bücherfreund" über
die Hortulus - Animae - Schnitte und die muster-
hafte Publikation des Maximilianschen Gebetbuchs
mit den Baldung-Zeichnungen in Besancon von
Giehlow.
In einer Notiz über Baldungs Gemälde zur Er-
gänzung der Tereyschen Liste (zum Teil nach
meinen Notizen in Thiemes Lexikon) bezweifelt
die Verf. wunderlicherweise (nach einer Photo-
graphie) die schöne und echt signierte Venus
der Nemes-Sammlung, die in eine holländische
Privatsammlung gekommen ist. Sie zitiert eine
zweite „Venus" als „Gegenstück" dazu im Pariser
Handel. Dieses Gegenstück ist aber eine nackte
Judith (die gleichfalls echt ist). In dieser Notiz
fehlen die beiden Bilder von Schloß Reichenau,
die an anderer Stelle, als von Bergner 1911 publi-
ziert, erwähnt werden.
Hinzuzufügen ist eine noch nirgends genannte
Tafel mit Adam und Eva, die aus italienischem
Privatbesitz in den Münchener Kunsthandel ge-
langt ist.
Eine willkommene Zugabe sind die beiden Ab-
bildungen, namentlich der Holzschnitt mit dem
Wappen des Dr. Kasper Baldung aus der Baseler
Kunstsammlung.
In der Einleitung sucht die Verf. sich von der
trockenen Arbeit zu erholen und auf 14 Seiten in
aller Eile zu beweisen, daß sie über „Gesichts-
punkte" und über Geist verfüge. Einige wag-
halsige Vermutungen (der Meister des Lichten-
thaler Altars sei der Lehrer Baldungs und mit
Augsburg in Beziehung, weil auch bei Burgkmair
drei nebeneinander stehende Figuren vorkämen,
u. dgl.), dann Papierblumen (z. B. „Baldungs Him-
mel ist das sagenhafte Land Atlantis oder, wie
Möricke es nannte, Orplid, es ist das Reich des
Glücks" und so fort) bilden eine wenig stilgerechte
Dekoration der soliden Registratur.
Max J. Friedländer.

WOLFGANG HOB MANN, Simon Be-
nedikt Faistenberger 1695—1759. Ein
Beitrag zur Geschichte der Tiroler Malerei
im 18. Jahrhundert. Berlin, A. Hofmann,
1914.
Im Interesse fester Grundlagen für eine künf-
tige Geschichte der deutschen Barockmalerei wird
man jede methodische Monographie über deutsche
Barockmaler auch nicht gerade ersten Ranges be-
grüßen, über die wir nur ältere, unzuverlässige
Nachrichten besitzen; ja selbst wenn sich schon
neuere Untersuchungen mit ihnen befaßt haben,
kann sich eine neuerliche, eingehendere Behand-
lung lohnen. Im letzteren Falle hat sich H. be-
funden, Bereits der unterzeichnete Ref. hatte in
seiner „Entwicklung der barocken Deckenmalerei
in Tirol" (Straßburg 1912, S. 305 ff.) diesen be-
gabten und fruchtbaren Freskenmaler, ein Mitglied
einer weit über Tirol hinaus tätigen Kitzbühler
Künstlerfamilie, auf Grund archivalischer Nach-
forschung und eigener Besichtigung der Fresken
behandelt, die wichtigeren Lebensdaten urkundlich
festgestellt, die Deckengemälde zum erstenmal
chronologisch bestimmt und nach kunstgeschicht-
licher Stellung und stilistischer Entwicklung zu-
sammenfassend beschrieben. Diesen Umstand hat
H. in seiner Schrift freilich so viel als möglich ver-
borgen. Zwar wurde mein Buch in das Litera-
turverzeichnis im Anhang aufgenommen; im Text
aber nimmt der Verf. — von einer versteckten
Note abgesehen, in der er eine Heiligenbenen-
nung anficht — nirgends auch nur mit einem
Worte auf die Darstellung Bezug, die zwei Jahre
früher die wesentlichsten Ergebnisse über Faisten-
berger als Freskant schon gebracht hatte, — weder
in dem, worin er abweicht, noch in dem Vielen,
in dem er ihr folgt; die ganze Schrift ist viel-
mehr so abgefaßt, als ob ihr nur die alten Lexika
von Lemmen und Wurzbach und die handschrift-
lichen Notizen aus dem frühen 19. Jahrhundert
vorgelegen wären. Dies Verfahren widerspricht
so sehr der sonst unter Fachgenossen geübten Re-
spektierung früherer Veröffentlichungen auf glei-
chem Gebiet, daß ich es nicht bescheiden übergehen
kann. Doch soll es mich nicht abhalten, die Fort-
schritte seines Buches gegenüber den eigenen Er-
gebnissen festzustellen.
Da erkenne ich nun zunächst freudig an, daß
Biographie und Oeuvre beträchtlich bereichert
wurden. H. hat sich nicht um Simon Benedikt
allein gekümmert, sondern die verworrenen An-
gaben über die ganze Familie Faistenberger ge-
sichtet; wurde hier noch manches offen gelassen,

36
 
Annotationen