konnte1). Im nächsten Jahre dekorierte er „Pyramus und Thisbe" und den
„Theseus"2). Zum Teil arbeitete er mit Boucher zusammen, der ihm vor allem
die Figurenstaffage in seine Architekturen hineinzeichnete. Man empfand dieses
Fixieren der menschlichen Figur auf der Dekoration damals nicht als geschmack-
los. Als Servandoni später die Salle des machines übernimmt, überläßt er die
Oper dem Boucher ganz, der Chefarchitekt und Dekorateur mit einem Gehalt
von 20000 Livres wird.
1743 stattete dann Boucher bereits das Ballett „Les Indes galantes" selb-
ständig aus. 1744 entwarf er die Dekorationen für die berühmten „Fetes des
chinoises" von Noverre. Noch 1746 zeigt sich in den Architekturen der von
ihm entworfenen Bühnenbilder zu der Oper „Persde" von Quinault und Lully
der Einfluß Servandonis deutlich3). Die Dekorationen sind noch streng sym-
metrisch aufgebaut, sie bestehen im wesentlichen aus aufgelösten Nischenarchi-
tekturen mit tempelartigem Hintergrund. Die Formen sind allerdings viel barocker
als bei Servandoni, eine reiche Verwendung von Trophäen und Plastiken
zeichnet den Aufbau aus. Wie sehr er ohne jeden archäologischen Skrupel
arbeitet, zeigen noch deutlicher seine Entwürfe für das Opernballett „Athys",
das 1747 zur Aufführung gelangt. Er gibt dort alle antiken Gebäude mit ge-
wundnen (!) Säulen und schaltet überhaupt sehr frei mit den architektonischen
Grundformen. Sehr richtig bemerkt ein Zeitgenosse über diese Dekorationen:
„C'est l'ceuvre d'un peintre, qui s'est m^le d'architecture sans en connäitre les
vrais principes4)." Für solche Schnitzer entschädigte aber Boucher durch die
Pracht der Ausstattung und vor allen Dingen durch technische Erfindungen, die
neue Effekte ermöglichten. So wurde das „Palais du fleuve Sangar" im „Athys"
durch einen ständig laufenden, von hinten durchleuchteten Wasserfall dar-
gestellt, der den größten Eindruck bei den Zuschauern hinterließ. 1748 verläßt
er die Große Oper, da ihn andere Aufgaben lockten. Doch malt und entwirft
er noch Dekorationen für Monet, den Direktor der Opera comique, für dessen
Theätre de la Foire. Auch für das Liebhabertheater der Pompadour, das „Thdätre
des petits Apartements" und für das Theater von Bellevue schafft er Aus-
stattungen 5). Später, nach 1760, kehrt er wieder zur Großen Oper zurück und
entwirft die Dekorationen und Kostüme zu einer ganzen Reihe von Auffüh-
rungen: „Castor et Pollux", 1764, „Thesde", 1765, „Sylvia" 1766, und dem
Ballett „Titan et Aurore", 1768. Seine Beschäftigung mit den Theaterdekorationen
spiegelt sich übrigens auch in den Entwürfen zu seinen Gobelins deutlich
wieder, z. B. ist „Ariadne et Bacchus" ganz im Sinne eines Bühnenbildes
komponiert.
Doch kehren wir wieder zu Servandoni zurück. Im Laufe von achtzehn
Jahren entwarf er für die Königlichen Theater in Paris über sechzig Deko-
rationen, von denen jedesmal die eigentlichen großen Architekturen, wie der
„Palast von Ninive", ein „Tempel der Minerva" und ähnliche Entwürfe als
besonders geglückt erscheinen. Natürlich arbeitet er nicht nur in Paris, sondern
auch im Auslande und auch mehrfach in Deutschland. In Dresden wurde am
(1) Vgl. Mercure de France. Paris 1728.
(2) Vgl. Mercure de France. Paris 1729.
(3) Vgl. P. Mantz. Francois Boucher. Paris 1880. Ferner A. Michel. Francois Boucher.
Paris 1889. Vor allem aber vgl. Edm. et Jul. Boncourt. L'Art au XVIII siöcle. Paris i88r.
(4) Vgl. Lettres sur la peinture et sculpture et architecture ä M.Paris 1749.
(5) Vgl. G. Bapst. Essai sur l'histoire du theatre. Paris 1893.
68
„Theseus"2). Zum Teil arbeitete er mit Boucher zusammen, der ihm vor allem
die Figurenstaffage in seine Architekturen hineinzeichnete. Man empfand dieses
Fixieren der menschlichen Figur auf der Dekoration damals nicht als geschmack-
los. Als Servandoni später die Salle des machines übernimmt, überläßt er die
Oper dem Boucher ganz, der Chefarchitekt und Dekorateur mit einem Gehalt
von 20000 Livres wird.
1743 stattete dann Boucher bereits das Ballett „Les Indes galantes" selb-
ständig aus. 1744 entwarf er die Dekorationen für die berühmten „Fetes des
chinoises" von Noverre. Noch 1746 zeigt sich in den Architekturen der von
ihm entworfenen Bühnenbilder zu der Oper „Persde" von Quinault und Lully
der Einfluß Servandonis deutlich3). Die Dekorationen sind noch streng sym-
metrisch aufgebaut, sie bestehen im wesentlichen aus aufgelösten Nischenarchi-
tekturen mit tempelartigem Hintergrund. Die Formen sind allerdings viel barocker
als bei Servandoni, eine reiche Verwendung von Trophäen und Plastiken
zeichnet den Aufbau aus. Wie sehr er ohne jeden archäologischen Skrupel
arbeitet, zeigen noch deutlicher seine Entwürfe für das Opernballett „Athys",
das 1747 zur Aufführung gelangt. Er gibt dort alle antiken Gebäude mit ge-
wundnen (!) Säulen und schaltet überhaupt sehr frei mit den architektonischen
Grundformen. Sehr richtig bemerkt ein Zeitgenosse über diese Dekorationen:
„C'est l'ceuvre d'un peintre, qui s'est m^le d'architecture sans en connäitre les
vrais principes4)." Für solche Schnitzer entschädigte aber Boucher durch die
Pracht der Ausstattung und vor allen Dingen durch technische Erfindungen, die
neue Effekte ermöglichten. So wurde das „Palais du fleuve Sangar" im „Athys"
durch einen ständig laufenden, von hinten durchleuchteten Wasserfall dar-
gestellt, der den größten Eindruck bei den Zuschauern hinterließ. 1748 verläßt
er die Große Oper, da ihn andere Aufgaben lockten. Doch malt und entwirft
er noch Dekorationen für Monet, den Direktor der Opera comique, für dessen
Theätre de la Foire. Auch für das Liebhabertheater der Pompadour, das „Thdätre
des petits Apartements" und für das Theater von Bellevue schafft er Aus-
stattungen 5). Später, nach 1760, kehrt er wieder zur Großen Oper zurück und
entwirft die Dekorationen und Kostüme zu einer ganzen Reihe von Auffüh-
rungen: „Castor et Pollux", 1764, „Thesde", 1765, „Sylvia" 1766, und dem
Ballett „Titan et Aurore", 1768. Seine Beschäftigung mit den Theaterdekorationen
spiegelt sich übrigens auch in den Entwürfen zu seinen Gobelins deutlich
wieder, z. B. ist „Ariadne et Bacchus" ganz im Sinne eines Bühnenbildes
komponiert.
Doch kehren wir wieder zu Servandoni zurück. Im Laufe von achtzehn
Jahren entwarf er für die Königlichen Theater in Paris über sechzig Deko-
rationen, von denen jedesmal die eigentlichen großen Architekturen, wie der
„Palast von Ninive", ein „Tempel der Minerva" und ähnliche Entwürfe als
besonders geglückt erscheinen. Natürlich arbeitet er nicht nur in Paris, sondern
auch im Auslande und auch mehrfach in Deutschland. In Dresden wurde am
(1) Vgl. Mercure de France. Paris 1728.
(2) Vgl. Mercure de France. Paris 1729.
(3) Vgl. P. Mantz. Francois Boucher. Paris 1880. Ferner A. Michel. Francois Boucher.
Paris 1889. Vor allem aber vgl. Edm. et Jul. Boncourt. L'Art au XVIII siöcle. Paris i88r.
(4) Vgl. Lettres sur la peinture et sculpture et architecture ä M.Paris 1749.
(5) Vgl. G. Bapst. Essai sur l'histoire du theatre. Paris 1893.
68