HEINRICH VON DER HOHENMUEL, HUGO
VOM THALE UND SEGER BOMBECK, WIR-
KER IM DIENSTE JOHANN FRIEDRICHS DES
GROSSMÜTIGEN / EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE
DER BILDTEPPICHMANUFAKTUREN TORGAU UND WEIMAR
Mit vier Abbildungen auf zwei Tafeln in Lichtdruck Von H. GÖBEL
Nur wenige deutsche Fürstenhäuser weisen im 16. Jahrhundert einen so außer-
ordentlichen Reichtum an gewirkten Teppichen auf wie Kursachsen. Den
ersten Grundstock zu dem prunkvollen Bestand an Textilien legt Friedrich IIL, der
Weise. So führt bereits das Inventarverzeichnis von 1496 nachstehende „Tape-
zereien" an:
I.
1. x gülden debich dorynnen der kayserlich maiestat mit dem kunig und frawen-
zimmer steht;
2. desgl.: heilige geist oben auf die Dreyfaltigkeit mit Bileam und auf beyden
Seiten mit vier profeten;
3. desgl.: historia von Canticis des Königs vnd Königin mit ihren Dienern vnd
frawen Zimmer. Tota pulchra es am andern ort: Faciens Tua; (?)
4. desgl.: ein lustgarten mit mannen vnd frawen vnd sächsischer v. Churf. Wappen
rings umbher;
5. desgl.: ein mit eim turnier;
6. desgl.: mit dem König Salomo m. fünf feldern Jungfrawen mit der musica;
7. desgl.: die Krönung des Keysers vom Babst mit ihre Dienern. Goldfarb-
teppich wullen goldfarb darinnen der Kayser in seiner Kron, darnach ein
riesen vnd kunig streit;
8. desgl.: Olberg mit pfengniss Christi vnd Creutztragung mit der Veronica;
9. desgl.: Keyser auf seine stuel vnd zwo frawen chur Im mit vielen jungfrawen;
10. desgl.:„Königin;
11. desgl.: als Imago Misael mit dem Kunig Nabuchadonosor;
12. desgl.: Kindbett einer Königin.
Es handelt sich hierbei durchgängig um flämische Erzeugnisse. Der Kurfürst
erwirbt sie zumeist durch seinen rührigen Agenten Peter Bestolz; auch Johann
Munthein kauft in Antwerpen für seinen Fürsten und Herrn die prächtigsten gold-
durchwirkten Wandbehänge ').
Insgesamt bezieht der Kurfürst in denjahren von 1493—1500 für etwa 1000 Gulden
„Tapistrey"; hiervon entfallen allein 800 Gulden auf die Ankäufe der Jahre 1499
und 1500,.
Die nächsten Jahrzehnte bringen kaum einen Zuwachs des kurfürstlichen Besitzes
an Textilien. Johann der Beständige, der 1525 seinem weltklugen Bruder folgt,
hat wenig Sinn für diesen prunkvollsten Zweig des Kunstgewerbes. Dagegen zeigt
sein Sohn und Nachfolger Johann Friedrich der Großmütige einen außerordentlich
(1) Cornelius Gurlitt, Die Kunst unter Kurfürst Friedrich dem Weisen. Archivalische Forschungen,
Heft II, Dresden 1897.
(2) Dr. R. Bruck, Friedrich der Weise als Förderer der Kunst. 1903.
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VOM THALE UND SEGER BOMBECK, WIR-
KER IM DIENSTE JOHANN FRIEDRICHS DES
GROSSMÜTIGEN / EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE
DER BILDTEPPICHMANUFAKTUREN TORGAU UND WEIMAR
Mit vier Abbildungen auf zwei Tafeln in Lichtdruck Von H. GÖBEL
Nur wenige deutsche Fürstenhäuser weisen im 16. Jahrhundert einen so außer-
ordentlichen Reichtum an gewirkten Teppichen auf wie Kursachsen. Den
ersten Grundstock zu dem prunkvollen Bestand an Textilien legt Friedrich IIL, der
Weise. So führt bereits das Inventarverzeichnis von 1496 nachstehende „Tape-
zereien" an:
I.
1. x gülden debich dorynnen der kayserlich maiestat mit dem kunig und frawen-
zimmer steht;
2. desgl.: heilige geist oben auf die Dreyfaltigkeit mit Bileam und auf beyden
Seiten mit vier profeten;
3. desgl.: historia von Canticis des Königs vnd Königin mit ihren Dienern vnd
frawen Zimmer. Tota pulchra es am andern ort: Faciens Tua; (?)
4. desgl.: ein lustgarten mit mannen vnd frawen vnd sächsischer v. Churf. Wappen
rings umbher;
5. desgl.: ein mit eim turnier;
6. desgl.: mit dem König Salomo m. fünf feldern Jungfrawen mit der musica;
7. desgl.: die Krönung des Keysers vom Babst mit ihre Dienern. Goldfarb-
teppich wullen goldfarb darinnen der Kayser in seiner Kron, darnach ein
riesen vnd kunig streit;
8. desgl.: Olberg mit pfengniss Christi vnd Creutztragung mit der Veronica;
9. desgl.: Keyser auf seine stuel vnd zwo frawen chur Im mit vielen jungfrawen;
10. desgl.:„Königin;
11. desgl.: als Imago Misael mit dem Kunig Nabuchadonosor;
12. desgl.: Kindbett einer Königin.
Es handelt sich hierbei durchgängig um flämische Erzeugnisse. Der Kurfürst
erwirbt sie zumeist durch seinen rührigen Agenten Peter Bestolz; auch Johann
Munthein kauft in Antwerpen für seinen Fürsten und Herrn die prächtigsten gold-
durchwirkten Wandbehänge ').
Insgesamt bezieht der Kurfürst in denjahren von 1493—1500 für etwa 1000 Gulden
„Tapistrey"; hiervon entfallen allein 800 Gulden auf die Ankäufe der Jahre 1499
und 1500,.
Die nächsten Jahrzehnte bringen kaum einen Zuwachs des kurfürstlichen Besitzes
an Textilien. Johann der Beständige, der 1525 seinem weltklugen Bruder folgt,
hat wenig Sinn für diesen prunkvollsten Zweig des Kunstgewerbes. Dagegen zeigt
sein Sohn und Nachfolger Johann Friedrich der Großmütige einen außerordentlich
(1) Cornelius Gurlitt, Die Kunst unter Kurfürst Friedrich dem Weisen. Archivalische Forschungen,
Heft II, Dresden 1897.
(2) Dr. R. Bruck, Friedrich der Weise als Förderer der Kunst. 1903.
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