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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

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Zehntes Heft (Oktober 1906)
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Kunsthistorischer Kongress 1907
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https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0208
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200

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

Oktober-Heft.

woche 1907 in Dresden zur statutengemäss erfor-
derlichen Neuwahl des ständigen Ausschusses und
zur Beratung des nachfolgenden Arbeits-Programmes
zu erscheinen:
Unser Streben sollte darauf gerichtet sein, das
bisher Geleistete im Laufe der Jahre in einem
Handbuch der Kunstwissenschaft zusammenzu-
fassen und festzulegen. Da ein derartiges Unter-
nehmen nicht ohne weitgehende Vorbereitung und
wohl überlegte Einigung durchzuführen ist, em-
pfiehlt es sich, mit dem zunächst Notwendigen, der
Schaffung gemeinsam redigierter Jahresberichte,
zu beginnen. Der geschäftsführende Vorstand wird
sich bemühen, bis zum nächsten Kongress einen
Arbeitsplan vorzulegen und einen festen Stamm
von Mitarbeitern zu gewinnen. Er wird neben
diesem Hauptpunkte der Tagesordnung noch Dinge
zur Beratung- bringen, die ihm als Vermächtnis
früherer Kongresse überkommen sind (wie die
Ikonograpbische Gesellschaft, die Präge eines Zeit-
schriftenrepertoriums), oder die sonst zur Zeit der
Tagung einer Erörterung bedürftig erscheinen.
Der geschäftsführende Vorstand bittet jeden
einzelnen Fachgenossen, die bewährten Führer wie
die Jüngeren, um ihre Mitarbeit. Das Hecht in-
dividueller Eigenart soll durch die beabsichtigte
Organisation niemandem verkürzt werden. Für
eine gesunde Entwickelung des Faches scheint uns
indessen die freiwillige Anerkennung gemeinsamer
Ziele und gewisser Grundsätze unbedingt erforder-
lich. Der geschäftsführende Vorstand hofft, diese
Einigung durch das Mittel gemeinsamer Arbeit
herbeizuführen. Er wird jede kollegiale Aeusserung
zur Sache dankbar in Erwägung ziehen. Die end-
gültige Einladung zum Dresdner Kongress wird im
Laufe des Sommers 1907 erfolgen.
Dresden, am 15. Juli 1906
Der provisorische Vorstand des ständigen Ausschusses
der kunsthistorischen Kongresse:
Dr. Josef Strzygowski, K. K. Hofrat, Professor
an der Universität Graz, Vorsitzender.
Dr. Budolf Kautzsch, Professor an der Gross-
herzoglich Technischen Hochschule, Darmstadt,
Stellvertreter des Vorsitzenden.
Dr. Karl Koetschau, Direktor des Königl. Histo-
rischen Museums, Dresden-A. 7, Schriftführer.
Dr. A. Warburg, Privatgelehrter, Hamburg 37,
Schatzmeister.

Was der prov. Vorstand beabsichtigt ist in
einem grösseren Massstabe dasselbe, was uns selbst
zur G ründung dieser Zeitschrift geführt hat. Indem
wir daher den starken Vorstoss nach der unserem
Fache so dringend nötigen Organisation hin freudig
begrüssen, stellen wir die Spalten der Monatshefte
sofort in den Dienst der guten Sache.
Es wird ganz unmöglich sein, auf dem Kon-
gresse 1907 zu einer Einigung durchzudringen, wenn
nicht jetzt schon die Debatte über den ganzen
Complex der damit in Zusammenhang stehenden
Fragen eröffnet wird. Der Kongress soll ja nicht
mehr Selbstzweck, sondern Mittel sein, er soll nur
zur Wahl und Abstimmung bringen, was womög-
lich schon vorher in allem Für und Wider erörtert
worden ist. Wir möchten dem vorbereitenden
Ausschuss in die Hände arbeiten, indem wir
einige prinzipielle Vorfragen berühren.
1) Die Absicht einer Organisation der Kunst-
wissenschaft geht aus von den Vertretern der
neueren Kunstgeschichte. Heisst das, der alte Orient,
die Antike, Ostasien u. s. f. seien auszuschliessen?
Wäre es nicht an der Zeit, endlich einmal das
Gesamtfach im Bewusstsein aller über bildende
Kunst Arbeitenden aufzurichten, also z. B auch
alle Arten von Archäologie und Völkerkunde, soweit
dabei die bildende Kunst im Vordergründe steht,
mit zu berücksichtigen?
2) Als Ziel wird eine Organisation der Arbeit
an gemeinsam herauszugebenden Jahresberichten
und im letzten Ende an einem Handbuch der Kunst-
wissenschaft ins Auge gefasst. Dafür scheint die
kaum zu umgehende Voraussetzung eine Syste-
matik des Faches. Werden sich die Kunsthistoriker
auf eine solche einigen können? Jedenfalls dürfte
es richtig sein, sie erst an den Jahresberichten
praktisch zu erproben, bevor die Bollen für das
Handbuch verteilt werden. Oder sollen wir auf
gut Glück von den arbeitsbereiten Persönlichkeiten
ausgehen ?
3) Kann uns eine andere Wissenschaft Vor-
bild sein? In ihren Kongressen, Jahresberichten,
dem Handbuch? Wird es ohne eine feste Gesell-
schaft gehen, die sich auf dem Kongresse kon-
stituiert, später ihre Mitglieder wählt und für ihre
Zwecke Gelder sammelt?
4) Sollen alle diese Unternehmungen auf inter-
nationaler Basis oder im Bahmen der deutschen
Wissenschaft allein angegangen werden?
Die Redaktion.

Der Gesamtauflage liegt ein Prospekt der Verlagsbuchhandlung S. Fischer, Berlin W., bei.
Zu beziehen durch jede Buchhandlung und Postanstalt. — Preis vierteljährlich 2 M, — Verantwortlich für die Redaktion.
Dr. Curt Sachs, Berlin W. 10. — Verlag: Edmund Meyer, Berlin W. 35. — Geschäftsstelle: Berlin W- 35, Potsdamerstr. 27b.
Druck von J. S. Preuss, Berlin SW. 19, Kommandantenstr. 14,
 
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