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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Zweites Heft (Februar 1907)
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Pinder, Wilhelm: [Rezension von: Arthur Mäkelt, Mittelalterliche Landkirchen aus dem Entstehungsgebiete der Gotik]
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Schottmüller, Frida: [Rezension von: C. von Graevenitz, Gattamelata (Erasmo da Narni) und Colleoni und ihre Beziehungen zur Kunst. Eine kultur- und kunstgeschichtliche Studie]
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Sachs, Curt: [Rezension von: Kurt Bartels, Francisco Goya]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0061
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Februar-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

33

dem entschiedenen Kontrast der Oeffnungen charak-
terisiert wird — Tracy - le - Val, Vorges, Villers-
Saint-Paul —, so bedauerlich bleibt es, dass mehr-
fach die feinere Profilierung, der Hauptreiz der
Glockentürme und Portale, von einer flotten
summarischen Zeichnung ausgelöscht wird. Ge-
rade hier muss die persönliche Niederschrift die
photographische übertreffen. Und gerade franzö-
sische Publikationen — auf denen ja der Verfasser
fusst —, Werke wie die Archives de la Commission
des Monuments Historiques zeigen, wie das zu
machen ist. Es ist schade, dass man statt an sie
gelegentlich eher an Raguenets „Petits Edifices
Historiques “ erinnert wird. Eine Aufnahme wie
die von Cerseuil, die, kaum 2 cm hoch, 2!/2 cm
breit, zum gut vierten Teile aus flott angedeutetem
Baumschlag besteht, sollte einem wissenschaftlichen
Werke lieber gar nicht mitgegeben werden. Ge-
wiss spielt hier auch der Kostenpunkt seine Rolle.
Aber der Verfasser hatte ja freie Hand. „Weniger
wäre mehr gewesen“.
Eine „kurze archäologische Uebersicht über
die Landkirchen des 11.—16. Jahrhunderts“ berichtet
in jedem der vier Abschnitte — „Romanische
Kunst“, „Transition und Frühgotik“, „Reife Gotik
und Hochgotik“, „Spätgotik“ — systematisch über
Plan, Gewölbe und Bogen, Chor, Querschiff, Lang-
haus, Türme, Ornament und Einzelformen. Man
vermisst die Fassade. Der systematische Charakter
dieser knappen Aufzählung wesentlicher Merkmale
mag die Schuld an einigen überflüssigen Mitteilun-
gen tragen. Z. B. „Die Landkirchen des 11. Jahr-
hunderts sind niemals völlig gewölbt“. „Die ein-
zige Bogenform des 11. Jahrhunderts ist der Rund-
bogen mit und ohne Ueberhöhung. Der Spitz-
bogen findet sich vor 1100 nirgends“. Das Wert-
vollste dieses zweiten sachlichen Teiles liegt im
Abschnitte „Transition und Frühgotik“. Er allein
entspricht inhaltlich den Erwartungen, die der
Titel unwillkürlich doch anregt. Hier ist die
Sammlung und Ordnung des Wesentlichen Dankes
wert und wird späteren Forschungen über jene
kritische Zeit nützen können. Natürlich hat die
Beobachtung von Einzelformen, besonders Rippen-
und Pfeilerprofilen, durchaus vorherrschen müssen.
Das folgt aus der Anlage der Arbeit.
Ihr ausschliesslich praktischer Zweck tritt auch
im Schlussstücke zu Tage. Es ist kein Versuch
einer wissenschaftlichen Verwertung des Gesam-
melten gegeben, sondern ein höchst nützliches
Verzeichnis der betreffenden Landorte mit Angaben
der Entfernungen von bekannteren Plätzen.
Wilhelm Pinder
q

Italienische Kunst.
C. von Graevenitz. Gattamelata (Erasmo da
Narni) und Colleoni und ihre Beziehungen zur
Kunst. Eine kultur- und kunstgeschicht-
liche Studie. (Padua-Bergamo-Venedig.)
Leipzig. E. A. Seemann 1906. 148 S. 16 Hl.
4 Mark.
Das Kulturgeschichtliche steht durchaus an
erster Stelle dem Umfang wie dem Inhaltlichen
nach. In anschaulichem Bild zeigt uns der Autor
Leben und Umwelt der zwei Kondottieren, und
das Thema ist packend genug um auch Nicht-
Spezialisten italienischer Kunst unmittelbar zu
interessieren. Freilich kann es willkürlich er-
scheinen, dass diese Heerführer Thema des Buches
wurden, weil einzig sie die monumentale Verewi-
gung erfuhren, die auch für andere grosse Zeit-
genossen geplant worden ist. Der Vergleich zwischen
der historischen Persönlichkeit der zwei Kondottieren
und der künstlerischen Darstellung durch Donatello
und Verrochio ist gelungen; weniger prägnant ist
die prachtvolle Verschiedenheit gezeichnet zwischen
den Charakteren Erasmos und Colleonis mit all
ihren Bedingtheiten durch Herkunft und Erlebnis.
Die Kunstwerke, die im Auftrag der Kondottieren
oder zu ihrer Erinnerung entstanden, wurden aus-
führlich besprochen. Doch bleibt der Autor Re-
ferent, so lange es sich um stilkritische Analyse
oder archivalische Forschung handelt. Eignes,
neues gibt er auf Nachbargebieten, der Kostüm-
und Waffenkunde und Geschichte der Kriegstechnik.
An dieser Stelle sei die sorgfältige Besprechung
der Rüstungen, die Erasmo und Gattamelata auf
ihren Denkmälern tragen — hervorgehoben. Das
einschlägige Material ist sorgfältig benutzt. — Die
Ausstattung des Buches — Druck wie Abbildungen
— ist sehr gut.
Frida Schottmüller
o
Spanische Kunst.
Kurt Bartels, Francisco Goya. (Klassische
Illustratoren I) 140 S. m. 53. Abb. nachGe-
mälden, Zeichnungen und Kupferstichen.
München und Leipzig 1907, R. Piper & Co.
Wenngleich der Titel der Sammlung den An-
schein erweckt, dass man in dem Buch den Hlu-
strator Goya dargestellt finden wird, so sieht man
sich am Ende doch vor einer Monographie des
ganzen Künstlers. Und nicht vor einer glücklichen.
Ich meine, Monographien zerfallen nach Zweck
 
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