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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Achtes/Neuntes Heft (August/September 1907)
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Springer, Jaro: [Rezension von: Hans W. Singer, Rembrandt]
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Fischel, Oskar: [Rezension von: Richard Graul, Rembrandt, eine Skizze - Richard Graul, Fünfzig Zeichnungen von Rembrandt]
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Sachs, Curt: [Rezension von: August Hahr, Studier i Johan III: s Renässans, Band 1, Arkitektfamiljen Pahr]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0196
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168

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur. Aug./Sept.-Heft.

und ganz steht). Künstler sind für den Kunst-
historiker gefährliche Führer. Sicher ist von
ihnen viel zu lernen. Gerade wer sich um
graphische Kunst bemüht, wird ihre Unterweisung
nicht entbehren können und sie immer dankbar
anerkennen. Aber nur über technische Vorgänge
können sie uns Aufschluss geben. Eines ist von
Künstlern jedenfalls nicht zu lernen, das ist Stil-
kritik. Sie irren immer, wenn es sich um Ab- und
Zuschreiben bei einem Künsterwerk handelt, ihr
Auge und auch alle anderen Sinne versagen, wenn
nach mehr und anderem gefragt wird, als das
Unterscheidungsvermögen zwischen Gut und Besser
beantworten kann. Man möge sich doch erinnern,
wieviel falschen Raffael’s, Correggio’s, Giorgone’s
begeisterte Künstler den Ruhm geschaffen haben.
Die Ausmerzung so mancher einst berühmter
Ealsa ist allein den Kunstgelehrten zu danken.
Wenn gegenwärtig die Künstler weit mehr
Neigung haben abzusprechen als zuzuweisen,
so wird ihr Wirken noch gefährlicher. Es
scheint, dass beim Künstler die negierende
Kritik im umgekehrten Verhältnis zur eigener Pro-
duktion steht. Eür Singer ist es jedenfalls ver-
hängnisvoll geworden, dass er Künstlern so be-
reitwillig das Ohr lieh. Singer’s Rembrandt muss
hart verurteilt werden: noch nie ist Rembrandt
mangelhafter erkannt worden, noch nie ist Rem-
brandt ärger geschädigt worden, als durch das
Buch von Hans W. Singer.
Jaro Springer
Richard Graul: Rembrandt, eine Skizze.
Mit 14 farbigen Reproduktionen.
Richard Graul: Fünfzig Zeichnungen von
Rembrandt. Ausgewählt und eingeleitet.
Leipzig, E. A. Seemann 1906.
Bücher wie diese zwei Rembrandt-Bändchen
gehören mehr dem Verleger, wie dem Autor an und
es könnte vielleicht die kritische Arbeit vereinfachen
und veredeln, wenn man für dergleichen in
wissenschaftlichen Zeitschriften eine besondere
Rubrik einrichtete, in der die technische Leistung
des Verlags besprochen würde und die Arbeit
des Fachgenossen aus dem Spiel bliebe.
Von Rembrandts Zeichnungen eine kleine
Sammlung ins Publikum zu bringen und für die
Auswahl einen Autor wie Richard Graul zu ge-
winnen, der sich seit etwa zwanzig Jahren mit
dieser Materie beschäftigt, war ein Verdienst des
Verlags; es ist das einzige.
Wenn das Zeichnungs-Bändchen mit den auf
knittrige Untersatzbögen geklebten Zinkätzungen
den Eindruck des Behagens garnicht aufkommen
lässt, den mau bei so intimen Kunstwerken, wie

Rembrandts Skizzen, doch verlangen darf, so er-
klärt sich das aus gewissen technichen Schwierig-
keiten des Kreidepapiers und der Notwendigkeit
des kaufmännischen Kalküls.
Nichts aber entschuldigt das Unternehmen
des Verlags, dem Publikum Rembrandts Ge-
mälde in solcher Polychromie vorzuführen.
Gegen diese Seemann’schen Farbendrucke muss
endlich einmal durchaus Verwahrung eingelegt
werden. In diesem Verfahren mag sich der derbe
Strich einer breithingesetzten, modernen Skizze
nicht übel wiedergeben lassen. Darum ist es aber
noch nicht geeignet, die tonigen Werte alter
Holländer oder Venezianer zu reproduzieren.
Dadurch, dass der Reichtum an Tönen auf kleinen
Raum zusammengedrängt wird, entstehen un-
erträgliche coloristische Roheiten. Selbst wer eine
Vorstellung der Farben besitzt, erkennt sie nicht
wieder, wie auf dem Braunschweiger Familien-
bild, dem Münchener Türken, der Nachtwache.
Auf den Geschmack des Publikums müssen sie
verrohend wirken. Denn was für Stollwerk und
Liebig recht ist, kann für Rembrandt sehr
unbillig sein.
Diese Seemannschen Farbendrucke sind aber
ungemein lehrreich in anderer Beziehung: sie
zeigen einmal, wieviel in unserer goldenen Zeit
der Kunsterziehung Jahre lang unwidersprochen
bleiben kann, und was einem Autor, selbst wenn
sein Geschmack gerade für graphische Kunst so
rühmlich bekannt ist wie Grauls, von einem Ver-
leger geboten werden darf.
Oskar Fischei

Schwedische Kunst.
August Hahr, Studier i Johan III :s Renässans.
I. Arkitektfamiljen Pahr. 192 J- X S. med 82
Illustrationer, Uppsala 1907, Almqvist &
Wiksells Boktryckeri-A.-B. (Skrifter ut-
gifna af K. Humanistika Vetenskaps-Sam-
fundet i Uppsala. XII. 2.)
Wer einen Blick auf die Regierung König
Johanns III. von Schweden, des vielgeprüften
Sohnes Gustaf Vasas, wirft, dem bietet sich das
reiche Bild eines bauherrlichen Mäzenatentums
das sich den hervorragendsten und interessantesten
Epochen architektonischer Blüte ebenbürtig an die
Seite stellt. Selbst ein feinsinniger Kenner, ein
eifriger und verständnisvoller Schüler Serlios und
Philibert de l’Ormes, hat der König nicht nur als
Auftraggeber, sondern auch als tätiger Mitarbeiter
bis in die kleinsten Einzelheiten hinein Anteil an
allem, was die schwedische Architektur seiner Zei
 
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