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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Achtes/Neuntes Heft (August/September 1907)
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Sachs, Curt: [Rezension von: August Hahr, Studier i Johan III: s Renässans, Band 1, Arkitektfamiljen Pahr]
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Burger, Fritz: [Rezension von: Alfred Gotthold Meyer, Wilhelm von Tettau, Eisenbauten. Ihre Geschichte und Aesthetik]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0197

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Aug./Sept.-Heft. Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

169

Bedeutsames geschaffen hat. Aber nicht als Schöpfer
allein hat ihn die Nachwelt zu verehren, auch als
Erhalter ist sie ihm zu Dank verpflichtet: er hat,
anderen Bauherren entgegen, in pietätvollster
Weise das Schaffen der Vorfahren geehrt und für
die unverfälschte Erhaltung älterer Bauten treu
gesorgt. Doch wo es nichts zu retten galt, wo
Minderwertiges aus früherer Zeit seinen Plänen
im Wege stand, nahm er keinen Anstoss es rück-
sichtslos zu opfern; dafür liess er dann den be-
troffenen Bürgern die Steuern nach.
Wenn nun auch eine Anzahl der schönsten
Kirchen auf Johann III. zurückgehen, so hat er
sich doch seinen Ruhmesplatz in der Kunst-
geschichte nicht durch ihre Erbauung, sondern
durch die Schöpfung einer schwedischen Profan-
architektur von künstlerischem Werte errungen.
Die malerische Renaissance, die von Deutsch-
land und den Niederlanden her Eingang gefunden
hatte, musste allmählich die Forderungen italie-
nischen Geschmackes annehmen: Flächen- und
Raum Verhältnisse, symmetrische Anlage, ja selbst
dekorative Einzelheiten im italienischen Sinn treten
in den Vordergrund. All’ die grossen Schlossbauten
Johanns, Vadstena, Svartsjö, Stockholm, Kalmar,
Borgholm, Uppsala, zeigen mehr oder weniger den
Sieg der italienischen Hochrenaissance. — Wer
sind nun die ausführenden Künstler?
Neben niederländischen Meistern treffen wir
die mailändische Familie Fahr, die ja auch auf
deutschem Boden nicht unbekannt ist. Zum ersten
Male begegnen wir ihr beim Bau des Piasten-
schlosses zu Brieg unter dem Namen Ba vor; später
baut sie unter den Herzögen Johann Albrecht von
Mecklenburg - Schwerin und Ulrich von Mecklen-
burg-Güstrow eine grosse Anzahl Schlösser. Fran-
ciscus Fahr, der 1558—1565 das Güstrower Schloss
neu erbaut hat, musste es sich gefallen lassen,
dass die Forschung seinen Tod in das Jahr 1583
setzte. In Wahrheit war er bereits 1572 nach
Schweden gegangen, ebenso wie sein Bruder Johann
Baptista. Bei diesem hat F. Sarre nur ein halbes
Jahr schwedischen Aufenthalts zugeben wollen
(cfr. Beiträge zur mecklenburgischen Kunstge-
schichte, Berlin 18901 Hahr geht mit Lisch1)
und Mithoff zusammen, indem er die erste Rück-
kehr Johann Baptistas aus Schweden ins Jahr 1578
verlegt. Ebenso wird Sarre gegenüber die Identität
der in Schlesien und Mecklenburg beschäftigten
Familien festgehalten.
Mit der Ankunft der Fahr auf schwedischem
Boden setzt der wichtigste Teil der Hahrschen
*) Lisch, G. C. F., Die Renaissanceschlösser zu
Wismar, Schwerin und Gadebusch. Mecklen-
burgische Jahrbücher 18i0.

Arbeit ein, die in Sylvanders,2) Eichhorns,3) Baeh-
rendtz’,4) Rydströms5 * 7) u. a. Forschungen nur histo-
rische aber nicht eigentlich kunstgeschichtliche
Vorgänger hat. Des Dominions Arbeiten an den
Schlössern von Borgholm und Kalmar, des Fran-
ciscus Tätigkeit an Uppsalas Schlossbau (bei dem
schlesische Meister als Mitarbeiter nachzuweisen
sind) und des unzuverlässigen Johann Baptista
Festungsbauten werden eingehend vorgenommen.
Hahr selbst fasst ihre Bedeutung dahin zusammen,
„dass sie 1. mitgearbeitet haben an der Einführung
einer wirklichen Profanbaukunst im Geist der Re-
naissance, 2. das neue italienische Befestigungs-
system einführten, 3. dass mit ihnen deutsche und
italienische Kunsthandwerker hereinkamen, die
besonders in Schlesien und Mecklenburg tätig ge-
wesen waren, und 4. mit dieser ganzen Einwan-
derung in der italienischen und deutschen Re-
naissance gebräuchliche Stilformen in die Baukunst
König Johanns III. Eingang fanden“.
Curt Sachs
s
Baukunst.
Alfred Gotthold Meyer. Eisenbauten. Ihre
Geschichte und Aesthetik. Nach dem Tode des
Verfassers zu Ende geführt von Wilhelm
Freiherrn von Tettau. 182 S. P. Neff, Ess-
lingen 1907.
Im Jahre 1851 schrieb einer unserer be-
deutendsten Aesthetiker des 19. Jahrhunderts,
K. Th. Vischer, über das Eisen : „Seine Stärke und
Bildbarkeit durch Guss, Schmieden und die Leichtig-
keit seiner Verbindungen durch Schrauben usw.,
a) Sylvander, G. V., Kalmar slotts och stads
historia. Bd. I. o. II. 3 (Kalmar slotts och
stads byggnadshistoria). Kalmar 1864 o.
1865.
— Borgholms slotts historia. Kalmar 1877.
3) Eichhorn, Chr., Fahr (Nordisk Familjebok).
— Kalmar slotts konsthistoria under renässansen
(Sv. f. m. fören: s tidskrift 1881).
— Svartsjö slotts byggnadshistoria under re-
nässansen, ebenda 1889.
— Sveriges byggnadskonst (Tilläg till den
svenska öffers. af Lübkes „Geschichte der
Architektur“, Stockholm 1870).
4) Baehrendtz, F., Kalmar slott. Beskrifning
och historia i sammandrag. Kalmar 1900.
5) Rydström, C., Borgholms slott. Stockholm
1882.
8) Upmark, G., Vadstena slott (Vaida skrifter,
Stockholm 1902).
— Stockholms slott unter Vasatiden (Vaida
skrifter, Stockholm 1902).
7) Wahlfi.sk, J., Örebro slott (Sv. Turistföre-
ningens ärsskrift 1903).
 
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