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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Siebentes Heft (Juli 1907)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0175

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Juli-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

147


F. von Duhn: Pompeji, eine hellenische
Stadt in Italien. Leipzig 1906. B. G. Teubner.
(Samml.:„AusN atur und Geistes weit No.114“.)
8°. 115 SS. 1 Taf., 62 Abb. Mk. 1,25.
Man kann diese kleine Schrift wohl nicht höher
loben, als wenn man sagt, dass sie in dieser vor-
züglichen Sammlung einen hervorragenden Platz
einnimmt. Sie hat von den Vorträgen, die ihr zu-
grunde liegen, genug Lebendigkeit hinüberge-
nommen, ohne doch die nötige Buhe vermissen zu
lassen. In knappster und dabei von Inhalt strotzen-
der Weise gibt Duhn eine klare Uebersicht über
den Stand unseres Wissens von dieser Kultur, zu
deren Aufhellung er selbst ja wesentlich beigetragen
hat, indem er zunächst den Hellenismus im all-
gemeinen, ferner den Campaniens und Pompejis
im besondern behandelt, um dann auf die Einzel-
heiten einzugehen: das Forum, die Entfestigung der
Burg und die neueren Anlagen, das Privathaus und
seine Innendekoration und Ausstattung und endlich
auf die Gräberstrasse von Pompeji. E. J.
Gustave Cohen: Geschichte der Inszenierung
im Geistlichen Schauspiele des Mittelalters in
Frankreich. Ins Deutsche übertragen von
Constantin Bauer, Leipzig 1907, Verlag von
Dr. Werner Klinkhardt. 256 S. 8°.
Cohens „Histoire de la mise en scene dans le
theätre religieux fran^ais du moyen-äge“ ist durch
Herrn Dr. Hermann Michel im II. Bande der
Monatshefte auf Seite 160 besprochen worden,
soweit das 'Werk für die Kunstwissenschaft un-
mittelbar wichtig ist. Da nun, im Gegensatz zu
andern Teilen des Buches, der Abschnitt über das
Verhältnis von Kunst und Theater keinerlei
Aenderung oder Zusatz erfahren hat, so erübrigt
an dieser Stelle sich ein erneutes Eingehen auf’
das vorzügliche Werk, dessen gut besorgter deutscher
Ausgabe das Schicksal des französischen Originals
zu wünschen ist — innerhalb eines Jahres ver-
griffen zu sein. C. S.
Paul Wilhelm von Keppler: Aus Kunst und
Leben. Neue Folge. Freiburg i. Br. 1906.
HerderscheVerlagsbuchhandlung. 8°. 289 SS.
6 Taf. und 100 Abb. i. Text. 2 Bde. br. je
Mk. 5,40, in Leinw. Mk. 7,—, Hbfz. Mk. 8,40.
Der kunstfreundliche Bischof von Rottenburg,

mit dessen erster unter dem gleichen Titel er-
schienenen Sammlung von Aufsätzen wir uns im
letzten Hefte des ersten Jahrganges der Monats-
hefte beschäftigen konnten, tritt uns auch in dieser
neuen Folge als ein sehr unterrichteter und warm-
herziger Liebhaber der Kunstmonumente und ihrer
Geschichte entgegen.
„St. Thomas von Aquin in der mittelalterlichen
Malerei“ ist ein Aufsatz, den auch viele Kunst-
historiker nicht ohne Gewinn lesen werden, da hier
auch das kirchengeschichtliche Wissen des Ver-
fasser zur Geltung kommt. Der „Freiburger Münster-
turm“ ist ein schwungvoller Vortrag, der stellen-
weise sogar dichterische Kraft verrät, aber er er-
regt weniger Interesse, als der folgende: P. P. Rubens
als religiöser Maler.“ Wie urteilt der Fürst der
katholischen Kirche über diesen Maler, der einst
bevorzugter Liebling der Jesuiten war? Im allge-
meinen geht er unbefangener und gerechter an die
Beurteilung des grossen Vlamen heran, als z. B.
Cartier, aber er weist auch ganz richtig darauf
hin, dass es in erster Linie doch immer die male-
rischen Probleme waren, die den Maler interessierten
Umso unvermittelter giesst er dann die Schale
seines Zornes über Rubens’ Darstellungen der letzten
Dinge aus. Hier tritt wieder der Konflikt zwischen
Moral und Form in die Erscheinung, der aber bei
der Person des Verfassers durchaus begreiflich und
psychologisch interessant ist. Dagegen bedeutet
der Aufsatz Raffaels Madonnen eine Ehrenrettung
des Malers der Sistina-Madonna vom Standpunkt
des Verfassers aus, der darin festzustellen sucht,
wie viel von irdischen Motiven der Maler religiöser
Darstellungen in diese hinübernehmen darf.
Sind an diesen Arbeiten die persönlichen An-
sichten des Bischofs das interessanteste, so ist der
grösste Beitrag: „Wanderung durch Württembergs
letzte Klosterbauten“ durch seinen ganzen Inhalt
wichtig, da die vorhandene Literatur über dieses
für die deutsche Baugeschichte recht wichtige Ge-
biet im ganzen nicht bedeutend und zumeist
schwer zugänglich ist. „Raffaels Sposalizio“ bietet
wenig neues, dagegen erscheint uns der letzte grosse
Aufsatz: „Von der Freude“ als recht lesenswert, be-
sonders gilt das von den Abschnitten, die gewisser-
massen als die Skizze zu einer „Theologie der
Freude“ gedacht zu sein scheinen.
E. J.
 
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