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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Zweites Heft (Februar 1907)
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Schweitzer, Hermann: [Rezension von: Max Schmid, Kunstgeschichte des XIX. Jahrhunderts. Zweiter Band]
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Schultz, Alwin: [Rezension von: A. M. Pachinger, Die Mutterschaft in der Malerei und Graphik]
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Haenel, Erich: [Rezension von: Paul Schultze-Naumburg, Städtebau. Kulturarbeiten, Bd. 4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0066

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38

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

Februar-Heft.

4

Die Sprache in dem Buche ist höchst an-
schaulich und in ihrer frischen Lebendigkeit fesselnd.
Schmid ist überall bemüht, bei aller Schärfe des Ur-
teils und Verurteilens doch auch wieder Schwächen
und Unzulänglichkeiten eben aus der Ungunst der
Zeiten zu erklären und zu entschuldigen. Wie sich
der Verfasser mit der modernen Kunst im dritten
Bande auseinandersetzt, darauf darf man jedenfalls
gespannt sein.
Hermann Schweitzer
o
Verschiedenes.
A. M. Pachinger. Die Mutterschaft in der
Malerei und Graphik. Mit 130 Illustrationen
und Bilderbeilagen. München und Leipzig
1906. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Gust.
Klein, München. M. 10,—
Der Verfasser hat eine Sammlung von Ab-
bildungen und aus einer Abteilung derselben
mit Hilfe des Prof. Klein eine Anzahl ausge-
wählt, die für die Geschichte der Mutterschaft von
Interesse erscheinen. Eine Vollständigkeit des vor-
handenen Illustrationsmaterials ist somit von vorn-
herein ausgeschlossen; die Miniaturen des Mittel-
alters sind z. B. garnicht berücksichtigt. Auch
über die Bedeutung der publizierten Abbildungen
liesse sich streiten. Bunt durcheinander sind alte
und neue Bilder und Stiche, von den verschiedensten
Künstlern herrührend, geboten, einige gewiss für
den Freund der Sittengeschichte von Wert, andere
ziemlich gleichgültig. Das schwangere Weib, die
gebärende Frau, die Wochenstube, die stillende
Mutter werden vorgeführt, endlich ein kurzes
Kapitel über Patrone, Glauben und Aberglauben
hinzugefügt, das aber in keiner Weise erschöpfend
ist. Die Abbildungen sind zum Teil gut; manche
aber, wie z. B. die so oft schon reproduzierten
Hochzeitstänzer von Aldegrever und einige andere
auch recht mangelhaft. Zu den genannten Stichen
von Aldegrever wäre ürigens zu bemerken, dass der
Künstler keineswegs seine Tänzerinnen hat als
schwangere Frauen darstellen wollen: den Leib
vorzustrecken, die Brust zurückzubeugen, das ge-
hört zur Haltung einer Frau in den ersten Jahr-
zehnten des 16. Jahrhunderts: Vgl. Albrecht Dürers
„grosses Glück“.
Der Beirat des Verfassers, Prof. Vincenz Lych-
dorff, hätte sich um den Leser ein Verdienst er-
worben, wenn er die kunstgeschichtlichen Angaben
einer Korrektur würdigte: Raffael 1480—1520,
Lukas Cranach 1472—1573, das hätte in solchem

Buche nicht stehen sollen. Nur mit Mühe errät
man, dass der Maler Daverin (S. 80) eigentlich
Deveria heisst; aber wer ist der Meister Nougnier,
von dem ein Portrait der Diana von Poitiers ge-
boten wird? Dass S. 100 der Namen G. Flinck ver-
druckt ist, dass S. 178 der Maler Tinteretto, S. 179
der Künstler Paulus Moreelos (natürlich Moreelse)
genannt wird, sei nur beiläufig erwähnt.
Alwin Schultz
Paul Schultze-Naumburg, Städtebau. Kultur-
arbeiten. Band IV. Georg J. W. Callwey,
Kunstwart-Verlag, München o. J. 5,50 Mk.
In den Büchern über Hausbau, Gärten, Dörfer
und Kolonien, mit denen der Verf. seine „Kultur-
arbeiten“ begann, wurde schon vielfach der Blick
über die künstlerische Einflusssphäre des Einzelnen
hinausgelenkt in jene Kreise, wo das Leben einer
Gesamtheit die Erscheinung der Erdoberfläche zum
Gegenstand unverwischbarer Neubildungen macht.
Heute, wo der Segen der vom „Kunstwart“ aus-
gehenden Tätigkeit dem Rückschauenden schon
klar erkennbar ist, kann dies neue Buch über
Städtebau nicht nur auf freundliche Aufnahme —
die ist den Veröffentlichungen Schulze-Naumburgs
stets sicher —, sondern auf ein geschultes Ver-
ständnis auch beim Laien rechnen. Denn für den
Laien ist es geschrieben, dem Sittes grundlegendes
Buch, Henricis vielumfassende Aufsatze, die Tätig-
keit von Männern wie Cornelius Gurlitt, Theodor
Fischer u. a. noch nicht so bekannt ist wie dem
Fachmann, dem die Wissenschaft des Städtebaus
ja schon in periodischer Form nähertritt. Und
gerade der Laie könnte keinen besseren Lehrer
auf diesem ungewohnten Gebiet finden als Schultze-
Naumburg. An Sicherheit des Blickes für die
Formen, in denen sich die natürliche Logik eines
ästhetischen Satzes mit geradezu greifbarer Deut-
lichkeit verkörpert, übertrifft er wohl alle seine
Kollegen; der Ueberzeugungskraft der leicht ge-
fügten Darstellungen beugt sich auch der Zögernde
bald vollständig. Die Polemik, die in den früheren
Bänden, ihrem journalistischen Ursprung gemäss,
manchmal etwas zu heftige Worte fand, ist hier
gedämpft, ohne dass dem Agitator kraftvolle Worte
gegen Unverstand und Unduldsamkeit an geeigneter
Stelle fehlten. Schon das Einleitungskapitel, das
dem Problem der modernen Grossstadt mit gut
vorbereiteten Deduktionen zu Leibe geht, streift
alle wichtigen Gesichtspunkte, die sozialen, die
bodenpolitischen und technischen wie die architek-
tonisch-künstlerischen des Gegenstandes. Dann
setzt der eigentliche Vortrag ein: die Stadt als
Gesamtkunstwerk, Strassenzüge und Platzanlagen,
Verbindungswege, Monumentalbauten, Begradi-
 
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