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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

DOI issue:
Siebentes Heft (Juli 1907)
DOI article:
Koch, Ferdinand: [Rezension von: Joseph Braun S. J., Die belgischen Jesuitenkirchen. Ein Beitrag zur Geschichte des Kampfes zwischen Gotik und Renaissance]
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Scherer, Christian: [Rezension von: A. Hanauer, Les Faienciers de Haguenau]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0172

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144

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

Juli-Heft.

Belgische Kunst.
Joseph Braun S. J.: Die belgischen Jesuiten-
kirchen. Ein Beitrag zur Geschichte des
Kampfes zwischen Gotik und Renaissance.
Mit 73 Abbildungen. (Ergänzungshefte zu
den „Stimmen aus Maria-Laach“. — 95)
Freiburg im Breisgau. 1907. Mk. 4,—.
Das vorliegende Buch stellt sich die Aufgabe,
die von den Jesuiten erbauten und geplanten
Kirchen Belgiens einer kunstgeschichtlichen Be-
trachtung zu unterziehen. Das Thema ist interessant
genug, um die aufgewandte Mühe und Arbeit des
Verfassers zu rechtfertigen. Er bringt eine reiche
Fülle von Urkunden und archivalischen Notizen,
die er zum grössten Teil selbst aus Archiven und
Bibliotheken hervorgeholt und verwertet hat.
Vielleicht hätte er hie und da den sonst fesselnden
Vortrag kürzer fassen können, zumal da, wo es
sich lediglich um Angaben der Geschichte des
Ordens handelt. Dafür hätte er noch intensiver,
als es geschehen, die Jesuitenkirchen Italiens und
Deutschlands zum Vergleiche heranziehen dürfen,
um die Sonderart der belgischen noch deutlicher
hervorzuheben. Im übrigen gibt der Verfasser
soviel interessantes und wertvolles Material,
dass ihm die Kunstgeschichte für seine Ar-
beit, die zudem ein bisher von ihr recht stief-
mütterlich behandeltes Gebiet mit Sorgfalt vor-
nimmt, dankbar sein kann. Von vornherein
gelangt der Verfasser zu dem Resultat, dass die
von C. Gurlitt in seiner Geschichte des Barock
etc. aufgestellte Ansicht, die belgischen Jesuiten
hätten nur alte, vorhandene romanische und
gotische Kirchen für ihre Zwecke umgewandelt,
aber keine Neubauten geschaffen, durchaus den
Tatsachen widerspreche. Im Gegenteil, mit Aus-
nahme einiger weniger übernommener Kirchen
seien die übrigen alle Neubauten. Nur der Um-
stand, dass die grösste Zahl der Kirchen den
heimischen Bauformen folge, habe Gurlitts An-
nahme hervorgerufen. Verfasser unterscheidet drei
Gruppen belgischer Jesuitenkirchen: 1. Bauten
rein gotischen Stils, 2. Bauten gotischen Stils
durchsetzt mit Renaissanceornamenten, 3. Barok-
bauten. Bei den Bauten der ersten Gruppe ist
der Hauptmeister der Laienbruder Heinrich
Hoeimaker. Seine Hauptwerke sind: die Kollegs-
kirchen zu Tournai, Valenciennes, Gent und die
ehemalige Kirche zu Mons. Die Bauten der
zweiten Gruppe verdanken ihre Entstehung meist
dem Ordensbruder Johannes du Blocq. Es sind
die Kollegskirchen zu Luxemburg, Arras, St, Omer
und Maubeuge und die Noviziatskirche zu Tournai.
Dazu kommen von anderen Architekten die

Kollegskirchen zu Courtrai, Cambrai und die Kirche
des Tertiats zu Armentieres. Die hervorragendsten
Baumeister der Barokbauten sind die Laienbrüder
Peter Huyssens, Franz Aguilon und Wilhelm
Hesius. Ihre Hauptwerke sind die Kollegskirchen
zu Douai, Brüssel, Brügge, Namur, Löven, Lüttich,
Ipern, Mecheln, Cambrai, Mastricht, Alost, Aire
und die Professhauskirche zu Antwerpen. Von
diesen Kirchen zeigte allein die Kirche zu Douai
die Form des römischen Barok. Alle andern sind
entweder basilikale Kirchen, Hallenkirchen oder
einschiffige Kirchen des belgischen Barokstils.
Verfasser hat nicht nur die noch bestehenden
Bauten, sondern auch die bereits wieder vom
Erdboden verschwundenen und die nur geplanten
in den Bereich seiner Untersuchungen gezogen
und so ein vollständiges Bild der Baugeschichte
des belgischen Jesuitenordens gegeben. Ab-
bildungen, Grundrisse und Pläne illustrieren die
Ausführungen des empfehlenswerten Buches.
Ferdinand Koch
o
Kunstgewerbe.
A. Hanauer: Les Faienciers de Haguenau.
(Extrait de la revue d’Alsace). Strass-
burg 1907.
Von der Fayencefabrik zu Hagenau, einer
von C. F. Hannong 1724 errichteten und um 1732
an dessen Sohn Balthasar abgetretenen Filiale der
Strassburger Fabrik, ist, wenn man absieht von
ihrer flüchtigen Erwähnung in den Arbeiten
Tainturiers, Gerspachs und Schrickers über die
Hannongs und deren Strassburger Fayencen bis-
her kaum mehr als ihr Name bekannt gewesen.
Diese Lücke unseres keramischen Wissens füllt
nunmehr in dankenswerter Weise die vorliegende
Studie aus.
An der Hand der im Archiv zu Hagenau
auf bewahrten Akten entwirft uns der Verfasser
nicht nur ein klares Bild von den Anfängen und
der weiteren Entwicklung der dortigen Fayence-
fabrikation, sondern er macht uns auch mit den
sämtlichen Leitern jener Unternehmungen, vor
allem mit den zahlreichen Mitgliedern der be-
rühmten Fayencierfamilie der Hannong, über die
er eine Menge neuer Tatsachen mitteilt, sowie
mit dem dortigen Künstlerpersonal, das er im
letzten Abschnitt in chronologischer Ordnung
zusammenstellt, aufs genaueste bekannt. Daneben
erfahren wir weiter auch einiges über die Marken,
wobei es alle Sammler besonders freudig begrüssen
werden, dass der Verfasser eine sichere, bisher
 
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