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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Viertes Heft (April 1907)
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Waetzoldt, Wilhelm: [Rezension von: Max Kemmerich, Die frühmittelalterliche Porträtmalerei in Deutschland bis zur Mitte des XIII. Jahrhunderts]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0105

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MONATSHEFTE
DER KUNSTWISSENSCHAFTLICHEN LITERATUR
unter Mitwirkung vieler Kunstgelehrten herausgegeben von
Dr. Emst Jaffö und Dr. Curt Sachs.
Viertes Heft. □ j April 1907.

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Deutsche Kunst.
Kemmerich, Max: Die frühmittelalterliche
Porträtmalerei in Deutschland bis zur Mitte des
XIII. Jahrhunderts. Mit 38 Abbildungen.
167 SS. 8°. München, 1907. Verlag von
Georg D. W. Callwey.
Das ästhetische wie das historische Interesse
an Porträt und Porträtkunst ist in den letzten
Jahren mächtig angewachsen. Die zu Zeiten so
gering geschätzte Bildnismalerei scheint in der all-
gemeinen Achtung wieder zu steigen, und zahl-
reiche Veröffentlichungen, teils spezial-, teils
populärwissenschaftlicher Natur, künden diese
moderne Geschmacksrichtung an.
1884 erschien in Eitelbergers „Gesammelten
Schriften“ ein Vortrag über das Porträt. Das
Jahr 1898 brachte in den „Beiträgen zur Kunst-
geschichte in Italien“ J. Burckhardts unüber-
troffene Arbeit über das italienische Porträt und
A. Lichtwarks schöne Publikation: „Das Bild-
nis in Hamburg“. Mit seinem Buche „Die Er au
in der venezianischen Malerei“ debütierte im Jahre
darauf E. Schaeffer. 1894 hielt Fr. Winter
seine Berliner Habilitationsrede über „die griechische
Porträtkunst“. 1900 erschienen das gute Buch
von A. Lehmann: „Das Bildnis bei den alt-
deutschen Meistern, bis auf Dürer“ und die
schlechte Jenaer Dissertation „Beitrag zum Pro-
blem der Porträtdarstellung“ von P. Kraemer.
A. Warburg veröffentlichte 1901 den ersten Teil
seinera Studien über „Bildniskunst und floren-
tinisches Bürgertum“, und auch C. Cornelius
brachte in seiner Freiburger Habilitationsschrift vom
gleichen Jahre nur einen kleinen — zweiten —
Teil: „Das Mittelalter“ eines versprochenen grösseren
Werkes über „Bildniskunst“. Dann kamen 1904
das Buch E. Schaeffers über das „Florentiner
Bildnis“ heraus; 1906 liessen K. Woermanneine
ältere Studie zur „italienischen Bildnismalerei der
Renaissance“ in den Führern zur Kunst, M. Os-
born einen „modernen Essay“ über „Porträt-
malerei“ erscheinen. Das vorige Jahr brachte
ausserdem J. Leischings „Bildnis im 18. und

und 19. Jahrhundert“ und die beiden ersten von
C. Gurlitt besorgten Lieferungen des v. Tschudi-
schen Porträt-Werkes. R. Muther hat für seine
Sammlung „Die Kunst“ eine Geschichte des Por-
träts in Aussicht gestellt — andere Veröffent-
lichungen sind noch für dieses Jahr zu erwarten.
Diesen Publikationen in Buchform gehen zahl-
reiche Zeitschriften-Aufsätze parallel, von denen
namentlich die im „Museum“ erschienenen von
H.A.Schmidt, W.Weisbach, W. v. Oettingen,
K. Lamprecht, Fr. Winter, H. Wölfflin,
M. Friedländer, K. Woermann, E. Schaeffer
und G. Gronau zu nennen sind; ferner kommt in
Betracht die grosse geistreiche Arbeit A. Riegls
über „Das holländische Gruppenporträt“ im
23. Bande des Jahrbuchs des Allerhöchsten Kaiser-
hauses. Von ästhetischer Seite steuerte vorläufig
nur G. Simmel einen in der „Neuen Freien
Presse“ 1906 veröffentlichten Aufsatz bei: „Aesthetik
des Porträts“, der schon 1901 von ihm im
„Lotsen“ angedeutete Gedanken wieder aufnimmt
und ausführt.
M. Kemmerich hat für sein Spezialthema
der frühmittelalterlichen Porträtmalerei als Vor-
läufer nur P. Clemens: „Porträtdarstellungen
Karls des Grossen“ (Aachen 1890) und Brunners
Leipziger Dissertation über das „Herrscherbildnis“
(1905). In der Zeitschrift für Bildende Kunst und
im Repertorium liess Kemmerich selbst schon
Proben seiner Arbeit (1906) erscheinen.
Kemmerich’s Buch beruht auf jahrelangen
und mühevollen Vorarbeiten, es bringt eine solche
Fülle neuen und sehr interessanten Porträtmaterials
(der Anhang stellt über 350 Porträts zusammen),
dass es eine ausführliche Besprechung verlangen
kann. Eine Nachprüfung des in Bibliotheken und
Archiven verstreuten Roh-Materials war selbstver-
ständlich unmöglich; die Besprechung muss sich
daher auf eine Kritik der begrifflichen ästhe-
tischen Grundlagen des Buches und auf ein
Referat über K.’s Resultate beschränken.
K. sieht das Wesen des Porträts in seiner
Aehnlichkeit, Wert oder Unwert desselben in
dem Grade des Aehnlichkeitsgehaltes, die Porträt-
 
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