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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Achtes/Neuntes Heft (August/September 1907)
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Ewald, Wilhelm: [Rezension von: Josef Braun S. J., Die liturgische Gewandung im Occident und Orient nach Ursprung und Entwicklung, Verwendung und Symbolik]
DOI Artikel:
Haenel, Erich: [Rezension von: Joseph August Lux, Schöne Gartenkunst]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0201

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Äug./Sept.-Heft. Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

173

Quellenmaterial entsprechender Darstellung’ auch
die Gewänder der orientalischen Riten berück-
sichtigt.
Die Anordnung des umfangreichen Stoffes ist
übersichtlich. B. unterscheidet vier Gruppen von
liturgischen Gewandstücken, denen im Texte vier
Hauptabschnitte entsprechen: 1. Untergewänder.
2. Obergewänder. 3. Bekleidungsstücke des Kopfes,
der Hände und der Füsse. 4. Abzeichen. Zur
ersten Gruppe gehören Amikt, päpstlicher Fanone,
Albe mit Zubehör (Cingulum und Epimanikien),
päpstliches Subcinktorium, Superpelliceum (Rochett).
Die zweite Gruppe umfasst Kasel, Dalmatik, Tuni-
cella, Fluviale, Cappa magna, Almutia und Mo-
zetta. Die dritte Gruppe behandelt die Pontifikal-
handschuhe, Pontifikalstrümpfe, Pontifikalsandalen,
Mitra, Tiara, Pileolus und Birett. Manipel end-
lich, Stola, Pallium und Rationale bilden die letzte
Gruppe.
Jedes Gewandstück wird zunächst einzeln für
sich behandelt. Der Verfasser geht aus von der
Form und der Verwendung der betreffenden Stücke
in der Gegenwart. Diesen Ausführungen folgen
eingehende Untersuchungen über die formelle
Entwicklung, die stoffliche Beschaffenheit, die
Ausstattung, den Ursprung und die Verwendung
der Gewänder im liturgischen Dienste. Ueber die
Symbolik, Farbe und Segnung der liturgischen
Gewänder verbreitet B. sich in einem besonderen
Abschnitte. Die bei den Untersuchungen der ein-
zelnen Gewandstücke sich ergebenden Resultate
werden in einem Schlusskapitel: „Die liturgische
Gewandung in ihrer Gesamtentwickelung“ zu-
sammengefasst.
Die Darlegungen B.’s sind das Ergebnis „viel-
jähriger, eingehendster“ Beschäftigung mit der
Geschichte der liturgischen Gewandung und zeich-
nen sich durch eine vorsichtige Kritik und gründ-
liche Kenntnis der Quellen aus. Neben den Be-
stimmungen der Konzilien, den liturgischen Büchern
und den Schriften der Liturgiker sind die mittel-
alterlichen Inventare in weitem Umfange heran-
gezogen worden. Grossen Fleiss legte der Ver-
fasser auf das Studium der Monumente, Grabdenk-
mäler, Miniaturen, Siegel usw. Speziell die Siegel
erwiesen sich als eine äusserst wertvolle Quelle
zur Datierung. Besondere Sorgfalt verwandte der
Verfasser auf die Durchforschung des aus dem
Mittelalter erhaltenen Paramentenschatzes. In den
meisten Fällen war es ihm vergönnt, an Ort und
Stelle die Paramente einzusehen und photogra-
phische Aufnahmen davon anzufertigen. Zu be-
dauern ist, dass es dem Verfasser trotz seiner Be-
mühungen nicht gelungen ist, vom Kapitel des
Brandenburger Domes die Erlaubnis zu genauerer

Einsichtnahme und Untersuchung der dort befind -
liehen Paramente zu erlangen. Ein grosser Teil
der Abbildungen, welche den Text in willkommener
Weise ergänzen, geht auf die photographischen
Aufnahmen des Verfassers zurück. Sehr instruktiv
sind die Bilderserien (S. 35 und 475), welche so-
wohl den Umbildungsprozess der Gewänder wie
auch die Art, wie sie angelegt wurden, zur An-
schauung bringen.
In erster Linie bildet die Arbeit B.'s einen
Beitrag zur Geschichte der Liturgie. Sie gibt aber
auch mannigfache Anregung zum Studium der
Textilkunst des Mittelalters. Für den Kunsthisto-
riker ist das Werk als Hilfsmittel zur Datierung
mancher Kunstdenkmäler des Mittel alters von gro-
ssem Werte. Veraltetes, welches sich in früheren
Werken, z. B. bei Bock, findet, wird von B. in
massvoller Weise berichtigt (cfr. S. 103, 109, 111).
Man kann die Arbeit B.’s als die augenblicklich
umfassendste, eingehendste und kritischste Be-
handlung der liturgischen Gewandung bezeichnen.
Kleinere Versehen des Verfassers, z. B. Dietrich
von Bergen statt Dietrich von Heimbach (S. 34) und
S. 448 die Datierung des Taufrotels von Bari —
13. statt 11. Jahrhundert — dürften in der nächsten
Auflage des Werkes berichtigt werden.
W. Ewald
Joseph August Lux: Schöne Gartenkunst.
(Führer zur Kunst, 8) Paul Neff Verlag
Max Schreiber, Esslingen. 1 Mk.
Ein wichtiger Satz in dem Programm der Be-
wegung zu einer neuen künstlerischen Kultur lautet,
dass jedermann sich in der Gestaltung eines Lebens-
rahmens über seine ideellen Bedürfnisse nicht
weniger als über seine materiellen klar sein muss.
Dieser Forderung hat die Entwicklung der Garten’
kunst, wie wir heute zu unserem Erschrecken
bemerken, bis jetzt noch nicht entsprochen. Die
Verwilderung unsrer ästhetischen Gesinnung hat
auch sie betroffen: der Gartenbau hat sich von
der Architektur losgelöst, an die er Jahrhunderte
lang zu seinem Teile gebunden war, und ist, von
einem missverstandenen Ideal geleitet, auf Abwege
geraten. Es gilt darum, wenn wir den Garten, den
jüngeren Bruder gleichsam unserer Wohnung, einer
feineren und sinnvolleren Auffassung zurückerobern
wollen, vorerst der Historie das Wort zu lassen
und uns vor Augen zu führen, wie zu den grossen
Zeiten architektonischen Könnens diese Aufgabe
behandelt worden ist. Dies tut denn auch J. A. Lux
und geleitet uns und der Entwicklung der Garten-
kunst von den Aegyptern durch die Antike über
die Renaissance mit ihrem kraftvollen Jchbewusst-
sein, die gewaltige Periode Lenötres und die
 
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