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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur. Mai/Juni-Heft.
mir, wird es vielleicht noch andern Mitarbeitern
gegangen sein. — Dass z. B. das Inventarwerk für
Schleswig - Holstein einer gründlichen Neube-
arbeitung bedürfte, wird kaum bezweifelt werden.
Deshalb sind die Hinweise auf dieses Werk
vielleicht weniger wertvoll, als die Verbesserungen,
die der Verfasser selber in diesem Bande des
Handbuchs hat anbringen können. —
Trotzdem wäre eine abfällige Kritik, wie wir
sie oben andeuteten, ungerechtfertigt. Es geht mit
diesem Unternehmen ähnlich so, wie mit dem
grossen Werk Dehios u. v. Berolds: „Die kirch-
liche Baukunst des Abendlandes“. Da hat man
auch geklagt, namentlich in Architektenkreisen,
dass die Zeit noch nicht gekommen sei, um ein
solches Sammelwerk zu schaffen, dass in den
einzelnen Aufnahmen Fehler seien etc. Und doch!
Welchen Segen hat dies grosse Werk schon für
die Forschung gestiftet, in dem zum ersten Male
ein ziemlich vollständiges Material der kirchlichen
Baukunst der ersten 15 Jahrhunderte Unserer Zeit-
rechnung in gleichem Massstabe gegeben ist! Das
ist eine Grundlage, auf der trotz mancher Un-
richtigkeiten im einzelnen weitergearbeitet werden
kann. — So wird man auch diesem Unternehmen
Dehios einst Dank wissen, in dem der Versuch ge-
macht wird, zum ersten Male seit Lotz’s Tagen
vollständig zusammenzustellen, was man z. B. an
Bau- und Kunstdenkmälern in den einzelnen Orten
bis zu den Tagen der Befreiungskriege in Deutsch-
land zu suchen hat. — Aber freilich wird der Satz,
den Dehio im Vorwort zum 1. Bande schreibt,
volle Geltung behalten, dass dies Handbuch erst
dann nützlich wird, „wenn das zunehmende
Interesse an der heimischen Kunst in nicht zu
langen Abständen neue Auflagen nötig machen
wird, so dass in diesem Handbuche ein ständiger
Rahmen für die Eintragung derlaufenden
Fortschritte der Forschung genommen
wird.“ —
Vielleicht werden den folgenden drei Bänden
die Erfahrungen schon zugute kommen, die man
mit den ersten beiden gemacht hat. —
Eine grosse Schwierigkeit hat man sich da-
durch geschaffen, dass man das Handbuch von
vornherein bestimmt hat zu einem „Nachschlage-
werk für den Fachmann und für den Laien“, das
für die „Arbeit am Schreibtisch“ und zugleich als
„bequemes Reisehandbuch“ dienen soll. Das ist
gar schwer zu vereinigen. Der „Fachmann am
Schreibtisch“ würde es doch dankbar begrüssen,
wenn die Literaturangaben nach Art von Lotz’s
Kunsttopographie reichlicher wären (vgl. z. B.
Lübeck im 2. Bande). Denn er hat die 150 Bände
des Inventarwerks nicht leicht zur Hand. Man
könnte ja alles veraltete weglassen und hierfür
auf die Vollständigkeit in den Literaturangaben
der Inventarwerke verweisen. Aber alle neueren
Arbeiten würde man doch gern in diesem Hand-
buch finden. Andererseits wird für den Fachmann
manches in dem beschreibenden Teil überflüssig
sein, während es fraglich erscheint, ob der Laie
sich gern durch diesen Telegraphen mit seinen
misslichen Abkürzungen hindurcharbeiten und auf
der Reise in Deutschland lieber dieses Handbuch
als seinen „Bädeker“ zu Rate ziehen wird. Vielleicht
wäre es richtiger gewesen, nur den Fachmann ins
Auge zu fassen und freilich auch für ihn ein „be-
quemes Reisehandbuch“ zu schaffen. Das ist eine
grundsätzliche Frage.
Aber schon für die folgenden Bänder kann es
nützlich sein, wenn die Anordnung eine noch
straffere, übersichtlichere würde. Man könnte
jedem Mitarbeiter eine bestimmte Reihenfolge vor-
schreiben, die er einzuhalten hat, derart, dass er
erst jedesmal die quellenmässigen, urkundlich vor-
liegenden Nachrichten über den Bau bringt, dann
den gegenwärtigen Zustand kurz beschreibt und
zuletzt die Probleme zeigt, die sich aus dem Wider-
spruch zwischen dem gegenwärtigen Zustand und
der urkundlichen Nachricht ergeben. Wo die
Lösung schon vorliegt, wird sie hier gegeben.
Wo sie nicht vor liegt, müsste überall deutlich ge-
zeigt werden, wo die Schwierigkeit liegt und wo
die Forschung einzusetzen hat. — Eine solche ein-
heitliche klare Anordnung liesse sich auch wohl in
der Beschreibung der Ausstattung durchführen,
damit dass z. B. bei Kirchen in bestimmter
Reihenfolge: Altäre, Beichtstühle, Taufen, Gestühl,
Beleuchtungskörper, Epitaphien etc. behandelt
würden. — Man würde dann leichter finden, was
man in dem einzelnen Bau sucht. —
Ein höchst wichtiger Grundsatz, der für dieses
Handbuch aufgestellt wird, ist der, dass im
Gegensatz zu den Inventarien, in denen alles
gebucht wird, nur das Wesentliche gebracht
werden soll. Dass das Handbuch in dieser Hinsicht
noch verbesserungsfähig ist, erkennt der Verfasser
dieser Zeit am besten, wenn er seinen eigenen
Beitrag überblickt. Da sieht er jetzt schon
manches, was er in einer neuen Auflage als nicht
wesentlich bei Seite lassen würde. —
Adalbert Matthaei.
Hans Börger. Grabdenkmäler im Main-
gebiet vom Anfang des XIV. Jahrhunderts bis
zum Eintritt der Renaissance. Leipzig 1907.
K. W. Hiersemann.
Eine Untersuchung, die sich mit deutschen
Grabdenkmälern befasst, wird von den Freunden
Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur. Mai/Juni-Heft.
mir, wird es vielleicht noch andern Mitarbeitern
gegangen sein. — Dass z. B. das Inventarwerk für
Schleswig - Holstein einer gründlichen Neube-
arbeitung bedürfte, wird kaum bezweifelt werden.
Deshalb sind die Hinweise auf dieses Werk
vielleicht weniger wertvoll, als die Verbesserungen,
die der Verfasser selber in diesem Bande des
Handbuchs hat anbringen können. —
Trotzdem wäre eine abfällige Kritik, wie wir
sie oben andeuteten, ungerechtfertigt. Es geht mit
diesem Unternehmen ähnlich so, wie mit dem
grossen Werk Dehios u. v. Berolds: „Die kirch-
liche Baukunst des Abendlandes“. Da hat man
auch geklagt, namentlich in Architektenkreisen,
dass die Zeit noch nicht gekommen sei, um ein
solches Sammelwerk zu schaffen, dass in den
einzelnen Aufnahmen Fehler seien etc. Und doch!
Welchen Segen hat dies grosse Werk schon für
die Forschung gestiftet, in dem zum ersten Male
ein ziemlich vollständiges Material der kirchlichen
Baukunst der ersten 15 Jahrhunderte Unserer Zeit-
rechnung in gleichem Massstabe gegeben ist! Das
ist eine Grundlage, auf der trotz mancher Un-
richtigkeiten im einzelnen weitergearbeitet werden
kann. — So wird man auch diesem Unternehmen
Dehios einst Dank wissen, in dem der Versuch ge-
macht wird, zum ersten Male seit Lotz’s Tagen
vollständig zusammenzustellen, was man z. B. an
Bau- und Kunstdenkmälern in den einzelnen Orten
bis zu den Tagen der Befreiungskriege in Deutsch-
land zu suchen hat. — Aber freilich wird der Satz,
den Dehio im Vorwort zum 1. Bande schreibt,
volle Geltung behalten, dass dies Handbuch erst
dann nützlich wird, „wenn das zunehmende
Interesse an der heimischen Kunst in nicht zu
langen Abständen neue Auflagen nötig machen
wird, so dass in diesem Handbuche ein ständiger
Rahmen für die Eintragung derlaufenden
Fortschritte der Forschung genommen
wird.“ —
Vielleicht werden den folgenden drei Bänden
die Erfahrungen schon zugute kommen, die man
mit den ersten beiden gemacht hat. —
Eine grosse Schwierigkeit hat man sich da-
durch geschaffen, dass man das Handbuch von
vornherein bestimmt hat zu einem „Nachschlage-
werk für den Fachmann und für den Laien“, das
für die „Arbeit am Schreibtisch“ und zugleich als
„bequemes Reisehandbuch“ dienen soll. Das ist
gar schwer zu vereinigen. Der „Fachmann am
Schreibtisch“ würde es doch dankbar begrüssen,
wenn die Literaturangaben nach Art von Lotz’s
Kunsttopographie reichlicher wären (vgl. z. B.
Lübeck im 2. Bande). Denn er hat die 150 Bände
des Inventarwerks nicht leicht zur Hand. Man
könnte ja alles veraltete weglassen und hierfür
auf die Vollständigkeit in den Literaturangaben
der Inventarwerke verweisen. Aber alle neueren
Arbeiten würde man doch gern in diesem Hand-
buch finden. Andererseits wird für den Fachmann
manches in dem beschreibenden Teil überflüssig
sein, während es fraglich erscheint, ob der Laie
sich gern durch diesen Telegraphen mit seinen
misslichen Abkürzungen hindurcharbeiten und auf
der Reise in Deutschland lieber dieses Handbuch
als seinen „Bädeker“ zu Rate ziehen wird. Vielleicht
wäre es richtiger gewesen, nur den Fachmann ins
Auge zu fassen und freilich auch für ihn ein „be-
quemes Reisehandbuch“ zu schaffen. Das ist eine
grundsätzliche Frage.
Aber schon für die folgenden Bänder kann es
nützlich sein, wenn die Anordnung eine noch
straffere, übersichtlichere würde. Man könnte
jedem Mitarbeiter eine bestimmte Reihenfolge vor-
schreiben, die er einzuhalten hat, derart, dass er
erst jedesmal die quellenmässigen, urkundlich vor-
liegenden Nachrichten über den Bau bringt, dann
den gegenwärtigen Zustand kurz beschreibt und
zuletzt die Probleme zeigt, die sich aus dem Wider-
spruch zwischen dem gegenwärtigen Zustand und
der urkundlichen Nachricht ergeben. Wo die
Lösung schon vorliegt, wird sie hier gegeben.
Wo sie nicht vor liegt, müsste überall deutlich ge-
zeigt werden, wo die Schwierigkeit liegt und wo
die Forschung einzusetzen hat. — Eine solche ein-
heitliche klare Anordnung liesse sich auch wohl in
der Beschreibung der Ausstattung durchführen,
damit dass z. B. bei Kirchen in bestimmter
Reihenfolge: Altäre, Beichtstühle, Taufen, Gestühl,
Beleuchtungskörper, Epitaphien etc. behandelt
würden. — Man würde dann leichter finden, was
man in dem einzelnen Bau sucht. —
Ein höchst wichtiger Grundsatz, der für dieses
Handbuch aufgestellt wird, ist der, dass im
Gegensatz zu den Inventarien, in denen alles
gebucht wird, nur das Wesentliche gebracht
werden soll. Dass das Handbuch in dieser Hinsicht
noch verbesserungsfähig ist, erkennt der Verfasser
dieser Zeit am besten, wenn er seinen eigenen
Beitrag überblickt. Da sieht er jetzt schon
manches, was er in einer neuen Auflage als nicht
wesentlich bei Seite lassen würde. —
Adalbert Matthaei.
Hans Börger. Grabdenkmäler im Main-
gebiet vom Anfang des XIV. Jahrhunderts bis
zum Eintritt der Renaissance. Leipzig 1907.
K. W. Hiersemann.
Eine Untersuchung, die sich mit deutschen
Grabdenkmälern befasst, wird von den Freunden