Okt./Nov.-Heft. Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.
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dieser Angaben zu machen, so könnte er m. E. den
Künstler ebemogut ganz fallen lassen. Ich gehe
so weit, zu behaupten, dass selbst die Bedeutung
eines modernen Künstlers über dessen Aufnahme
nicht zu entscheiden hat, sondern nur der Umstand,
ob man das, was der Leser über ihn sucht, bieten
kann oder nicht.
Die Nachrichten über die Mehrzahl der Künstler
des 19. Jahrhunderts, besonders über die noch
lebenden, dürften in den Seltensten Fällen auf
„archivalischer“ Forschm g fussen, sondern auf
Zeitungsartikeln, Nekrologen etc. Es ist bekannt,
wie oft unter diesen sich zwei oder mehr wider-
sprechen, ohne dass man in der Lage wäre, absolut
sicher festzustellen, welche nun richtig ist. Würde
es sich nicht empfehlen, die Abweichungen, wo-
möglich mit Angabe der Quelle, mit zu erwähnen?
Die Redaktion scheint sich immer für eine Angabe
entschlossen zu haben, denn ich finde keine der-
artige Varianten.
Für praktischer würde ich es halten, wenn die
Angab« des Todes nicht in den Text eingeflochten
wäre, sondern gleich vorn, nach der Geburtsangabe
zu stehen käme, und wenn Seitentitel, die sich
über viele Seiten erstrecken, z. B. Adam, Alberti,
Ambrogio, durch An.abe der Vornamen etc. spe-
zialisiert würden: z. B. auf Seite 62, statt des ein-
fachen Adam, lieber Adam, Friedrich — Hans,
Seite 63 Adam, Heinrich - Jacob etc.
Alle meine Ausführungen bestehen ja nur in
Meinungsäusserungen über Fragen, die durchaus
zweierlei Meinungen zulassen, und ich möchte mich
gegen die Auffassung verwahren, dass ich sie als
tadelnde Einwendungen vorbringe So möchte ich
auch zum Schluss, wenngleich die monumentale
Veröffentlichung eines Lobes von mir nicht bedarf,
meine aussei ordentliche Bewunderung der grossen
Leistung einen Ausdruck verleihen. Wenige werden
so gut wissen wie ich, welche Ausdauer, Arbeits-
kraft und Hingebung dazu gehören, ein deraitiges
Werk zu schaffen. Kaum einer der Vorläufer der
jetzigen Heiausgeber durfte mit gleicher Genug-
tuung und gleichem Stolz wie sie, auf sein Werk
blicken, denn niemandem war es vor ihnen ver-
gönnt. seine Arbeiten zu einem nur einigermassen
ähnlich befriedigenden Abschluss zu führen.
Hans W. Singer
Paul Brandt: Bilderanhang zum Lehrbuch
für den Geschichtsunterricht an höheren Lehr-
anstalten von Wilhelm Pfeifer Ferdinand
Hirt, K önigliche Univer sitäts- und Verlags
Buchhandlung, Breslau 1904-7.
Zu den zahlreichen grossen Aufgaben, die der
von Althoff gegründete „Deutsche Verein für
Kunstwissenschaft“ sich gesetzt hat, gehört auch
die Einführung der Kunstgeschichte als Lehrfach
an den höheren Schulen. Bisher scheitern die
Versuche, dem Geschichts- oder dem deutschen
Unterricht kunstgescbichtliche Betrachtungen an-
zugliedern, allzu häufig an dem Fehlen genügenden
Anschauungsmaterials. Die vorliegenden drei
Bändchen des Bilderanhanges zu Pfeifers Ge-
schichts-Lehrbuch suchen diesem Mangel abzu-
helfen. ‘294 vorzügliche Abbildungen der- wichtig-
sten Kunstwerke von der Antike bis zur Neuzeit,
von der Burg von Tyrins bis zum Hamburger
Bismarckdenkmal, werden vor dem Schüler aus-
gebreitet. P. Brandt hat einen durchweg einwands-
freien und im Urteil zurückhaltenden Text ge-
schrieben, der* vor allem darauf aus ist, nicht einen
toten Wissensstoff zu übermitteln, sondern die
Selbsttätigkeit des denkenden Schülers durch die
Foim der Frage aufzurufen. Ausserordentliche
Sorgfalt hat der Verlag der typographischen Aus-
stattung dieser- kleinen Büchlein zuteil werden
lassen. Je zwei gege überliegende Seiten geben
stets ein einheitliches Bild, — und durch sehr ge-
schickte Anordnung der Abbildungen ist es erreicht
worden, dass der Text unmittelbar neben den zu-
gehörigen Kunstwerken steht, also kein Hin- und
Herblättern nötig ist. Zwei Wünsche sind für eine
künftige Auflage auszusprechen. Erstens die Be-
rücksichtigung eines der grössten deutschen Maler
— nämlich Grünewalds - durch Text und Bild
und zweitens die Ausdehnung der Abbildungsver-
zeichnisse auch auf die beiden letzten Bändchen.
Wilhelm Waetzoldt
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dieser Angaben zu machen, so könnte er m. E. den
Künstler ebemogut ganz fallen lassen. Ich gehe
so weit, zu behaupten, dass selbst die Bedeutung
eines modernen Künstlers über dessen Aufnahme
nicht zu entscheiden hat, sondern nur der Umstand,
ob man das, was der Leser über ihn sucht, bieten
kann oder nicht.
Die Nachrichten über die Mehrzahl der Künstler
des 19. Jahrhunderts, besonders über die noch
lebenden, dürften in den Seltensten Fällen auf
„archivalischer“ Forschm g fussen, sondern auf
Zeitungsartikeln, Nekrologen etc. Es ist bekannt,
wie oft unter diesen sich zwei oder mehr wider-
sprechen, ohne dass man in der Lage wäre, absolut
sicher festzustellen, welche nun richtig ist. Würde
es sich nicht empfehlen, die Abweichungen, wo-
möglich mit Angabe der Quelle, mit zu erwähnen?
Die Redaktion scheint sich immer für eine Angabe
entschlossen zu haben, denn ich finde keine der-
artige Varianten.
Für praktischer würde ich es halten, wenn die
Angab« des Todes nicht in den Text eingeflochten
wäre, sondern gleich vorn, nach der Geburtsangabe
zu stehen käme, und wenn Seitentitel, die sich
über viele Seiten erstrecken, z. B. Adam, Alberti,
Ambrogio, durch An.abe der Vornamen etc. spe-
zialisiert würden: z. B. auf Seite 62, statt des ein-
fachen Adam, lieber Adam, Friedrich — Hans,
Seite 63 Adam, Heinrich - Jacob etc.
Alle meine Ausführungen bestehen ja nur in
Meinungsäusserungen über Fragen, die durchaus
zweierlei Meinungen zulassen, und ich möchte mich
gegen die Auffassung verwahren, dass ich sie als
tadelnde Einwendungen vorbringe So möchte ich
auch zum Schluss, wenngleich die monumentale
Veröffentlichung eines Lobes von mir nicht bedarf,
meine aussei ordentliche Bewunderung der grossen
Leistung einen Ausdruck verleihen. Wenige werden
so gut wissen wie ich, welche Ausdauer, Arbeits-
kraft und Hingebung dazu gehören, ein deraitiges
Werk zu schaffen. Kaum einer der Vorläufer der
jetzigen Heiausgeber durfte mit gleicher Genug-
tuung und gleichem Stolz wie sie, auf sein Werk
blicken, denn niemandem war es vor ihnen ver-
gönnt. seine Arbeiten zu einem nur einigermassen
ähnlich befriedigenden Abschluss zu führen.
Hans W. Singer
Paul Brandt: Bilderanhang zum Lehrbuch
für den Geschichtsunterricht an höheren Lehr-
anstalten von Wilhelm Pfeifer Ferdinand
Hirt, K önigliche Univer sitäts- und Verlags
Buchhandlung, Breslau 1904-7.
Zu den zahlreichen grossen Aufgaben, die der
von Althoff gegründete „Deutsche Verein für
Kunstwissenschaft“ sich gesetzt hat, gehört auch
die Einführung der Kunstgeschichte als Lehrfach
an den höheren Schulen. Bisher scheitern die
Versuche, dem Geschichts- oder dem deutschen
Unterricht kunstgescbichtliche Betrachtungen an-
zugliedern, allzu häufig an dem Fehlen genügenden
Anschauungsmaterials. Die vorliegenden drei
Bändchen des Bilderanhanges zu Pfeifers Ge-
schichts-Lehrbuch suchen diesem Mangel abzu-
helfen. ‘294 vorzügliche Abbildungen der- wichtig-
sten Kunstwerke von der Antike bis zur Neuzeit,
von der Burg von Tyrins bis zum Hamburger
Bismarckdenkmal, werden vor dem Schüler aus-
gebreitet. P. Brandt hat einen durchweg einwands-
freien und im Urteil zurückhaltenden Text ge-
schrieben, der* vor allem darauf aus ist, nicht einen
toten Wissensstoff zu übermitteln, sondern die
Selbsttätigkeit des denkenden Schülers durch die
Foim der Frage aufzurufen. Ausserordentliche
Sorgfalt hat der Verlag der typographischen Aus-
stattung dieser- kleinen Büchlein zuteil werden
lassen. Je zwei gege überliegende Seiten geben
stets ein einheitliches Bild, — und durch sehr ge-
schickte Anordnung der Abbildungen ist es erreicht
worden, dass der Text unmittelbar neben den zu-
gehörigen Kunstwerken steht, also kein Hin- und
Herblättern nötig ist. Zwei Wünsche sind für eine
künftige Auflage auszusprechen. Erstens die Be-
rücksichtigung eines der grössten deutschen Maler
— nämlich Grünewalds - durch Text und Bild
und zweitens die Ausdehnung der Abbildungsver-
zeichnisse auch auf die beiden letzten Bändchen.
Wilhelm Waetzoldt