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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Erstes Heft (Januar 1907)
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Schultz, Alwin: [Rezension von: Hugo Schmerber, Betrachtungen über die italienische Malerei im 17. Jahrhundert]
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Scherer, Christian: [Rezension von: R. Graul, Ostasiatische Kunst und ihr Einfluss auf Europa]
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Rosenberg, Marc: [Rezension von: Friedrich Sarre, Sammlung F. Sarre. Erzeugnisse islamischer Kunst]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0037

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Januar-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

9

heut unter der Fülle der Detailforschung nicht
recht zur G-eltnng kommt, vielleicht schärfer her-
vorgetreten. Alwin Schultz
o
Asiatische Kunst.
R. Graul, Ostasiatische Kunst und ihr Ein-
fluss auf Europa. Mit 49 Abb ildungen. Leip-
zig, B G. Teubner. 1906. (Aus Natur und
Geisteswelt. 87 Bändchen).
Das vorliegende Bändchen, hervorgegangen
aus einem Vortrage des Verfassers, wendet sich,
entsprechend dem ganzen Zweck, den jene so ver-
dienstvolle Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt®
verfolgt, an einen weiteren Kreis der Gebildeten,
indem es in populär-wissenschaftlicher Form an
einer Reihe geschickt ausgewählter Beispiele die
mannigfachen älteren und neueren Wechselbe-
ziehungen zwischen der Kunst Europas und Ost-
asiens oder, richtiger, die zahlreichen Beeinflus-
sungen, die jene durch diese in künstlerischer wie
technischer Hinsicht erfahren hat, darzulegen sucht.
Es ist eine interessante und dankbare Aufgabe,
die sich der Verfasser gestellt hat, dankbar vor
allem auch deshalb, weil diese Frage in zusammen-
hängender Form meines Wissens hier zum ersten
Male in der deutschen kunstwissenschaftlichen
Literatur behandelt wird.
Dabei erscheint es durchaus natürlich und ge-
rechtfertigt, wenn die Einflüsse der chinesischen
auf die europäische Kunst, zumal sie ja im wesent-
lichen rein historisch waren, nur kurz, diejenigen
Japans dagegen, die ja gegenwärtig für Europa von
höchster Bedeutung sind und gerade in der neuesten
Zeit auf den verschiedensten Gebieten der freien
wie der angewandten Kunst — ich erinnere nur
an Malerei und Keramik — immer deutlicher zu
Tage treten, breiter und eingehender geschildert
werden. Indem hier der Verfasser den einzelnen
Wegen nachgeht, die diese Einflüsse genommen,
ihre Wirkung auf die abendländische, insbesondere
die französische und deutsche Kunst nach den
verschiedensten Richtungen hin verfolgt und dabei
vor allem auch die grundsätzlichen Verschieden-
heiten in der Kunstauffassueg beider Weltteile
scharf hervorhebt, kann seine Studie weiterhin als
erste und bequeme Einführung in das Verständnis
der ostasiatischen und besonders der japanischen
Kunst dienen Aber auch der Kenner und Fach-
mann wird allerlei Gewinn daraus ziehen können
und gewiss nicht ohne Dank für die mannigfachen
Anregungen das flott geschriebene und mit einer
grossen Zahl guter Abbildungen ausgestattete Büch-
lein aus der Hand legen. Christian Scherer

Sammlung F. Sarre. Erzeugnisse islamischer
Kunst. Bearbeitung von Friedrich Sarre. Mit
epigraphischen Beiträgen von Eugen
Mittwoch. Berlin 1906. Kommissionsver-
lag von Karl W. Hiersemann in Leipzig,
Teil I Metall. VIII u. 82. 10 Taf. u 54 Text-
abbildungen.
Wenn Kataloge von Privatsammlungen er-
scheinen, kann man sich einer gewissen Be-
ängstigung über den Fortbestand der Sammlung
nicht erwehren, denn sehr oft sind solche Kataloge
Vorläufer von Auktionen gewesen So war es bei
Felix, so bei v. Pannwitz und auch bei Spitzer.
Für diesen Katalog aber scheint allein das wissen-
schaftliche Interesse massgebend gewesen zu sein.
Er stellt sich die Aufgabe, nicht nur die Samm-
lung zu beschreiben, sondern, zusammen mit
anderen Bänden, die die übrigen Teile der Samm-
lung erörtern sollen „eine Art Handbuch der
persisch-islamischen Kunst zu sein“. Nach dem
Inhalt dieses Bandes über Metall glaube ich
nicht, dass der Katalog diesen Zweck erreichen
wird; höchstens kann er ein Handbuch für
Sammler werden, und ein guter Führer zum
Ordnen derartiger Bestände in Museen. Ein
wissenschaftliches Handbuch müsste auf breiterer
Grundlage aufgebaut sein. Mit dieser Einschränkung
I bietet der Katalog alles, was man von ihm er-
warten kann. Eingehende Beschreibung der
Stücke, Transskription und Uebersetzung der In-
schriften, Verweisungen auf verwandte Arbeiten,
Literatur und gewissenhafte Datierung. In bezug
auf die Abbildungen könnte man vielleicht noch
etwas weiter gehen, und nach dem Aufwand, den
das Zusammenbringen der Sammlung verursacht
hat, dürfte man erwarten, dass der Katalog in
dieser Beziehung opulenter angelegt wäre. Ich
stehe auf dem Standpunkt, den die Beschreibung
der Bildwerke der christlichen Epoche (in den
Kgl. Museen zu Berlin) von 1888 vertritt, dass in
einem wissenschaftlichen Katalog eigentlich jedes
Stück abgebildet werden sollte. Aber wenn man
davon absieht, dürfte man an die beschränkte Zahl
der Lichtdrucke höhere Anforderungen stellen.
Dass bei ihnen der Hintergrund weggenommen ist,
kann unmöglich ohne Fälschung der Silhouette
ablaufen, und was die Schärfe der Aufnahmen be-
trifft, so sollte man nur die Abbildungen ver-
wandter Gegenstände in Les arts 1903 mit den-
jenigen im Katalog vergleichen, um zu sehen, wie-
viel mehr an Exaktheit der Wiedergaben erreicht
werden kann.
Das wertvollste Stück der Sammlung,, das
allerdings aus dem Rahmen einer Sammlung von
„Erzeugnissen islamischer Kunst“ herausfällt, ist
 
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