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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Erstes Heft (Januar 1907)
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Rosenberg, Marc: [Rezension von: Friedrich Sarre, Sammlung F. Sarre. Erzeugnisse islamischer Kunst]
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Strzygowski, Josef: [Rezension von: Josef Wittig, Die altchristlichen Skulpturen im Museum der deutschen Nationalstiftung am Campo Santo in Rom]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0038

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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

Januar-Heft.

zugleich das älteste, die auf Tafel I abgebildete
„Bekrönung eines Geldzeichens. Altorientalische
Arbeit“, von welcher der Katalog sagt: „Aehnliche,
doch anscheinend jüngere Geldzeichen kommen auf
den assyrischen Reliefs des 9. und 8. Jahrh. v.
Chr. vor.“ Ob Taf. II (No. 4) noch vor-islamisch
ist, scheint sehr fraglich, selbst wenn man das
Ornament auf S. VIII betrachtet. Sehr interessant
ist die Gruppe des 12. und 13 Jahrh., „die vor
allem aus senkrecht gerippten Kannen besteht“,
welche durch „in hohem Relief herausgearbeitete
Löwen und Vögel, die einzeln und paarweis an-
gebracht oder in Reihen geordnet sind“, geziert
sind. Ein ungemein typisches Beispiel gibt
Tafel V, und ich möchte bei dieser Gelegenheit
auf die grosse, bisher noch nicht benutzte Samm-
lung solcher Arbeiten beim Grafen Alexei Bo-
brinski in Petersburg hinweisen.
Der zweite Bearbeiter des Kataloges, Eugen
Mittwoch, gibt auf S. 81/82 eine recht interessante
Zusammenstellung von Künstlernamen, von denen
8 auf Gegenständen der Sammlung und 14 auf
Stücken anderer Sammlungen vorkommen. Gür den
Namen Muhammed b. az-Zain, der die sog. Tauf-
schale Ludwigs des Heiligen im Louvre gearbeitet
hat, liegt bei Longperier, Oeuvres Bd. 1, 1883,
S. 462 eine Abhandlung vor, welche vielleicht hätte
zitiert werden können. Ebendort S. 443 ist auch
ein im Verzeichnis von Mittwoch nicht ange-
führter arabisch geschriebener Künstlername mit
der Uebertragung „Abd el-Melek le Chretien“
nachgewiesen. Die auf demselben Giessgefäss
ausserdem noch angebrachte Inschrift: OPVS
SALOMONIS ERAT darf natürlich nicht, wie
vielfach geschehen ist, auf einen zweiten Meister
gedeutet werden, sondern ist, wie Longperier
quellenmässig nachweist, nur ein üblicher Aus-
druck, um eine bedeutsame Arbeit zu bezeichnen.
Der Hinweis auf Longperier ist nur als ein ver-
einzelter zu betrachten, denn es hat Mittwoch
ferngelegen, die ganze einschlägige Literatur zu
benutzen; er gibt selbst an, er kenne die Namen,
die er anführt, nur „aus den Beschreibungen
anderer Sammlungen von islamischen Kunstgegen-
ständen“. Es muss allerdings zugegeben werden,
dass die Literatur über islamitische Kunst, wie wir
aus Baron W. G. Tisenhausen, Materialien für die
Bibliographie der muselmanischen Archäologie,
Petersburg 1906, ersehen, recht umfangreich ist.
Marc Rosenberg

Altchristliche Kunst.
Josef Wittig, Die altchristlichen Skulp-
turen im Museum der deutschen National-
stiftung am Campo Santo in Rom. Pestschrift,
zur Silberhochzeit des deutschen Kaiser-
paares herausgegeben vom Priesterkolle-
gium am Campo Santo. Suplement der
Römischen Quartalschrift. Rom 1906, 163 S.
fol. mit 6 Tafeln und 57 Abbildungen.
Wir danken es dem ehrenfesten Rektor des
deutschen Kollegiums neben S. Peter, Mons, de
Waal, wenn heute dort eine Studiensammlung auf-
gestellt ist, die in manchen Richtungen wissen-
schaftlichen Wert besitzt. Davon dürfte sich jeder
überzeugen, der den vorliegenden Katalog von
74 Sarkophagfragmenten durchsieht. Er ist ein
Teil jenes Publikationswerkes, das auf dem Kongress
in Spalato 1894 beschlossen wurde und dessen An-
fang Wilpert mit seinen Bänden über die römischen
Katakomben gemacht hat. Ich sah bei Alaruccbi
die Tafeln für den folgenden, die Sarkophage des
Lateran behandelnden Band. Die Abbildungen
werden besser sein als in dem vorhegenden Hefte.
Immerhin möchte ich auf die neuesten glänzenden
Portschritte Danestis verweisen und die römischen
Pachgenossen bitten, sich diesen Aufschwung doch
zunutze zu machen.
An der Arbeit Wittigs berührt sehr angenehm
die unbefangene Würdigung, der Porschungen
Pickers und seiner Schule, ebenso das Bemühen,
über den engen Rahmen des Kataloges einer kleinen
Sammlung hinaus zu allgemein gültigen Resultaten
zu gelangen. In der Einleitung nimmt W. die
Präge der Chronologie der Sarkophage vor. Er
geht dabei vom Junius-Bassussarge aus. Dessen
Stil, Ort und Passung seiner Inschrift, endlich der
Pundbericht zeugten dafür, dass er im J. 359
schon zum zweiten Male benutzt, d. h. lange vor
diesem Datum entstanden sei. In Rom selbst ge-
höre der Travertinsarg der Euelpiste dem Anfang
des II. Jahrhunderts, der schöne Jonassarg im
Lateran ebenfalls sicher der Zeit vor dem
IV. Jahrhundert an. Die Entwicklungsgeschichte
der römischen Saikophakplastik spiele sich also
nicht zwischen 325—410, wie man bishei’ annabm,
sondern zwischen 100—410 ab. Ganz recht. Man
gestatte mir hierzu nur eine freimütige Bemerkung.
W. vermeidet sorgfältig, die Präge des lokalen
Ursprunges, wie ich sie sowohl Orient oder Rom
S. 40 f wie Kleinasien, ein Neuland S. 194f angeregt
habe. Gür ihn ist noch immer alles, was man in Rom
sieht, auch römischen Ursprunges. Vielleicht spielt
da der Caplan am Camposanto Wittig dem Gelehrten
Wittig einen Streich, indem er zwar zugibt, man
 
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