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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Zehntes/Elftes Heft (Oktober/November 1907)
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Glaser, Curt: [Rezension von: Julius Baum, Ueber zwei sogenannte Ensingerbildnisse]
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Schnorr von Carolsfeld, Ludwig: [Rezension von: Leopold Oelenheinz, Friedrich Oelenhainz, ein Bildnismaler des 18. Jahrhunderts, sein Leben und seine Werke]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0231

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MONATSHEFTE

DER KUNSTWISSENSCHAFTLICHEN LITERATUR

unter Mitwirkung vieler Kunstgelehrten herausgegeben von
Dr. Ernst Jaffe und Dr. Curt Sachs.

□JCP

Zehntes/Elftes Heft, q Oktober/November 1907.

Deutsche Kunst.
Julius Baum: Ueber zwei sogenannte
Ensingerbildnisse. Separatabdruck aus den
WürttembergischenVierteljahrsheften für
Landesgeschichte. Neue Folge XVI. 1907.
Stuttgart, Kohlhammer.
Der Verfasser veröffentlicht ein im Berliner
Kunsthandel befindliches Brustbild eines älteren
Mannes mit einem Greifzirkel in der rechten Hand,
Wappen und Jaheszahl 1482, und zeigt, dass das
als Porträt des Ulmer Dombaumeisters Moriz
Ensinger bekannte Bild der Mainzer Gemälde-
sammlung eine derbe und überdies im unteren
Teile nicht ganz vollständige Kopie des Berliner
Bildes ist. In einem zweiten Absatz werden die
Gründe, die dafür sprechen, dass es sich mit Wahr-
scheinlichkeit um ein Porträt Ensingers handelt, er-
örtert, einerseits das Wappen mit den zwei Greif-
zirkeln, andererseits eine anscheinend ziemlich weit
zurückreichende Tradition sprechen für die Identi-
fizierung. Die zum Schluss versuchte Zuweisung
des Bildnisses an die Ulmer Schule erscheint an-
nehmbar, die Vermutung, dass es sich um ein Werk
Schüchlins handeln könne, ist dagegen durch
nichts gestützt.
Curt Glaser
Leopold Oelenheinz: Friedrich Oelenhainz,
ein Bildnismaler des 18. Jahrhunderts, sein
Leben und seine Werke. 91 S. S. mit 36 Taf.
in Lichtdruck und 42 Textabbildungen.
4°. Leipzig 1907. E. A. Seemann.
Den Besuchern der deutschen Jahrhundert-
ansstellung dürften drei Bildnisse von Friedrich
Oelenhainz erinnerlich sein, die im ersten Saal des
Neuen Museums hingen: zwei fast übereinstimmende
des Dichters Daniel Schubart und das des Lega-
tionsrates L. Schubart. Sie hinterliessen den Ein-
druck überzeugender Bildnistreue, während ihre
malerischen Eigenschaften augenfällig hinter den
Werken des neun Jahr älteren Graff zurück-
standen. Von Oelenhainz wusste man bisher nur
wenig.

Professor L. Oelenheinz, dem Namen nach
(trotz der veränderten Schreibweise) wohl ein
Nachkomme des Künstlers, hat es nun unter-
nommen, den Lebenslauf und das Werk des Bild-
nismalers aufzuzeichnen. Der Stoff beschäftigte
ihn schon seit langer Zeit.
Mancher mag einwenden, es sei verlorene
Liebesmüh, bei der Biographie eines Künstlers
von der Bedeutung eines Oelenhainz bis in alle
erdenklichen Einzelheiten zu gehen. Er mag es
als Lächerlichkeit hinstellen, wenn uns unter der
Rubrik „Bemerkenswertes aus dem Nachlassver-
zeichnis" unter anderem die Anzahl der Hemden,
Hosen und Strümpfe des Meisters nicht vorent-
halten wird; das Leben des Friedrich Oelenhainz,
seine Berührung mit interessanten Persönlichkeiten
seiner Zeit, kurz, der ganze kulturgeschichtliche
Zusammenhang rechtfertigen sehr wohl eine ein-
gehendere Darstellung. Was rein künstlerisch am
Werke des Oelenhainz ist, mögen andere, die dem
Stoffe objektiver als der Verfasser gegenüberstehen,
herausholen.
Oelenheinz gibt im ersten Teil seines Buches
eine Darstellung des Lebens- und Entwicklungs-
ganges des Meisters, im zweiten bringt er ein Ver-
zeichnis der Werke (Oelbilder, Pastelle, Zeich-
nungen, sowie der Kupferstiche nach Oelenhainz5
Bildern). Eine Ahnentafel in der Beilage erbringt
den Beweis, dass der Künstler ein echter Schwabe
von Geblüt ist.
Friedrich Oelenhainz ist 1745 als Sohn eines
Pfarrers zu Endingen in Württemberg geboren,
lernte die Anfangsgründe der Kunst bei seinem
Oheim, dem Universitätsmaler W. D. Meyer in
Tübingen, besuchte seit 1761 die von Herzog Karl
Eugen neu begründete Akademie in Ludwigsburg
als Schüler W. Beyers und ging dann nach Wien,
gleichzeitig mit dem Heilbronner Füger. Als
Porträtmaler war er bei der Wiener Gesellschaft
und bei Hofe ähnlich beliebt, wie zu gleicher Zeit
Graff in Dresden. 1789 wurde er Mitglied der
Akademie. Die Folgezeit verbrachte er mit reich-
lichen Aufträgen in Zürich, Bern und Basel, dann
führte er ein ziemlich unstetes Wanderleben, be-
 
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