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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Drittes Heft (März 1907)
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Meier, Paul J.: [Rezension von: Cornelius Gurlitt, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen]
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Singer, Hans Wolfgang: [Rezension von: J. Meier-Gräfe, William Hogarth]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0077

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März-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

49

Bosenberg. Eigentümlich ist das Bekleben der
Männerstühle in Ober - Ullersdorf mit Holz-
schnitten aus der Zeit um 1587. Den Kirchen
schliesse^ ich an die bemerkenswerten Gruftbauten
in Barock oder Bokoko zu Hainewalde (1715.
mit Figuren der irdischen Trübsal und der himm-
lischen Seligkeit), Niederodewitz, Reibersdorf
(1746; Giebelverzierung vom Bildhauer Anders in
Zittau). Dann verdienen aber besondere Hervor-
hebung die stattlichen Bauten des 1234 gegrün-
deten Nonnenklosters Mariental, meist aus dem
XVIII. Jahrhundert, mit Brunnen, Stationsberg
und Totenkapelle. Zahlreich sind die Grabdenk-
mäler und die Bildnisse an oder in den Kirchen,
diese meist ohne grösseren Wert, jene aber, nament-
lich die aus der 2. Hälfte des XVII. und aus dem
XVIII.Jhrh., vielfach sehr tüchtig, nie bedeutendsten
im Kloster Mariental. Dagegen sind nur ganz
wenig Werke der Goldschmiedekunst und gotischen
Holzplastik, von Glocken eigentlich nur die des
Tob. Leybener (1566. 1573) beachtenswert. Eigen-
artig ist ein Sühnekreuz von 1591 in Leuba. Be-
deutender, als die kirchlichen Bauten, sind die
Schlösser: Althörnitz, ein wirkungsvoller Barock-
bau des Zittauers Valentin von 1651—54 mit
stattlichen Giebeln und Türmen, noch in dei’ Art
der deutschen Renaissance, Giessmannsdorf
von 1694, unter Prager Einfluss, mit merkwürdi-
gem, eingezogenem Obergeschoss und Glockenturm
in Fachwerk, Joachimstein, ein Riesenbau aus
dem Beginn des XVIII. Jahrhunderts, von ruhiger,
vornehmer Wirkung, seit 1722 protestantisches,
adliges Fräuleinstift, ausgezeichnet auch durch den
Park und den Ehrenhof, sowie treffliche Barock-
figuren in diesem und im Vestibül, Hainewalde,
das neue Schloss von 1749—55, auffallend durch
die konvergierenden Seitenmauern und -flügel,
schliesslich Reibersdorrf, das alte Schloss aus
dem Ende des XVII. Jahrhunderts, das neue 1703
bis 61, bezw. bis 1779 durch den Zittauer Bau-
schreiber Andr. Hünigen in einfachen, aber vor-
nehmen und gut abgestimmten Formen aufgeführt,
zum Teil mit gleichzeitiger, zum Teil mit Empire-
ausstattung, dann aber auch mit schöner Einrich-
tung, zu der namentlich die Gemälde, unddiesen unter
zahlreiche Bildnisse von Graff, Silvestre, Joh.
Fr. Aug. Tischbein und Zeller gehören, die
man zum Teil gern abgebildet gesehen hätte. In
Ostritz, äusser Zittau der einzigen Stadt des
Amtes, werden einige Bürgerhäuser, in den Dörfern
etwas mehr Bauernhäuser nebst Einzelheiten auf-
geführt. — Im einzelnen sei noch folgendes be-
merkt: das nicht ganz einfache Steinmetzzeichen
am Taufstein von 1570 in Gross-Schönau kehrt
am Schloss in Hessen (Kreis Wolfenbüttel) wieder;

die bekannte Schrift auf den Messingtaufschüsseln
wegen des Ornaments derselben auf kufische Schrift
zurückzuführen, erscheint mir mehr als gewagt;
die Bronze in Reibersdorf (Göttin mit Krebs)
wird eine Nachbildung der Amphitrite des Mich.
Anguier sein, wie solche in Braunschweig sich
befindet. Was sonst im Jahrgang 1905 der Monats-
hefte, S. 227, über Vorzüge und Nachteile der
sächsischen Inventarisation gesagt ist, gilt auch
für Heft 29.
P. J. Meier
o
Englische Kunst.
J. Meier-Gräfe, William Hogarth. München,
R. Piper & Co., 8°, 1907 (als Bd. II der klas-
sischen Illustratoren). — Mk. 5,—.
Der Band, der sich äusserlich an die Ausstat-
tung der berühmten Velhagen- und Klasing-Mono-
graphien-Folge anlehnt, enthält 47 Abbildungen,
die einen guten Begriff der Kunst Hogarths in den
meisten ihrer Phasen übermitteln würden, wenn
sie nicht bedauerlicherweise nach gedruckten Re-
produktionen, anstatt nach Originalaufnahmen,
hergestellt worden wären. Das zweimalige Da-
zwischentreten des Chemigraphen bedingt immer
eine starke Verflauung und Verdunklung in der
schliesslichen Wiedergabe. Nach der vom „Studio“
eingeführten Sitte werden Bilder und deren weisse
Rückseiten in der laufenden Paginierung einbe-
zogen, woraus sich ergibt, dass die 113 Seiten an
Text nur einen Artikel und kein Buch bieten. Zu
meinem lebhaften Bedauern sehe ich mich ausser-
stande, diesem Text viel Geschmack abzuge-
winnen. Es ist mir unverständlich, dass ein Schrift-
steller wie Meier-Gräfe Gefallen daran finden kann,
einen Band mit derartig leichter Wortgaukelei, die
sich in gezwungen-preziösen Paradoxen und nicht
einmal mehr verblüffenden Antithesen auflöst, zu
füllen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, auf
wen er als Leser eigentlich dabei rechnet. Den-
jenigen, der zu diesem Band greifen wollte, um
seine erste Bekanntschaft mit Hogarth einzuleiten,
möchte man entschieden davor warnen. Erwartet
aber der Verf., dass eine solche Behandlung uns
andere, die wir die Sache schon kennen, auf die
Dauer fesselt? Man möchte fast glauben, dass
Meier-Gräfe, der doch besseres leisten kann, sich
nicht die geringste Mühe mehr geben will und im
letzten Grunde uns eigentlich zum Besten hält.
Die gewissenlos flüchtige Behandlung des Eng-
lischen würde diese Vermutung nur unterstützen.
Das Apostroph ist bei sämtlichen Genitivformen
 
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