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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Zweites Heft (Februar 1907)
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Haenel, Erich: [Rezension von: Paul Schultze-Naumburg, Städtebau. Kulturarbeiten, Bd. 4]
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0067

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Februar-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

39

gungsbestrebungen und Freilegungen, Niveauunter-
schiede, Vorsprünge, Gartenstrassen, Vorstadtpläne
u. v. a. bilden die Themen der textlich klar und
knapp gehaltenen Kapitel. Die wirksamste Be-
lehrung erfolgt durch das Auge; in den fast drei-
hundert Abbildungen, die der erstaunliche Fleiss des
Verfassers zusammengebracht hat, lebt ein schier un-
endlicher Reichtum ungekünstelter und abgeklärter
Schönheit von uns auf, dem der Hintergrund neu-
zeitlicher Unkultur, den die Gegenbeispiele malen,
nur noch helleren Glanz und erquickendere Warme
verleiht. An manchen Stellen, z. B. wo von dem
Unsinn des verkümmerten Bauwiches und der obli-
gatorischen Vorgärten gehandelt wird, folgt man

Bildern und Worten mit einer beinahe dramatischer
Urregung verwandten Teilnahme. Hier wird das
Buch zu einem zerschmetternden: J’accuse! für
die behördlichen Bauordnungen, für das dünkel-
hafte und kunstfeindliche Baubonzentum, das
unsere Zeit in die Wüste jener künstlerischen Ver-
kommenheit hineinzuj agen geholfen hat.
Kein Zweifel, dass das Buch, dessen Preis,
nebenbei, bei der grossen Zahl von Abbildungen
erstaunlich niedrig ist, seinen Weg machen wird.
Ist es erst im Besitz von Zehntausenden, was wir
ihm aufrichtig wünschen, wird es sich als eine
wirksame Waffe im Kampfe gegen jede Art Ba-
nausentum erweisen. Erich Haenel


Eduard Engels. Hausbuch deutscher Kunst.
386 S.S. 375 Abb. Stuttgart und Leipzig.
Deutsche Verlags-Anstalt 1907. Lex. 8°.
Der Herausgeber hat den stattlichen Band als
„Familien-Bilderbuch“ bezeichnet und damit jede
Kritik an dieser Stelle entwaffnet. Er will nur
eine Auswahl deutscher Kunstschätze, die sich in
seinen Mappen im Laufe der Jahre angesammelt
hat, weiteren Kreisen zugänglich machen. Kunst-
wissenschaftlich interessiert das Buch insofern, als
es als Handbuch für den kunstwissenschaftlichen
Unterricht in kleinen Kreisen recht wohl zu ver-
werten ist, da es viele Kunstwerke wiedergibt,
die sonst nicht leicht zur Hand sind. Die Aus-
wahl ist eine persönliche, aber ganz gewiss keine
schlechte; am stärksten vertreten sind: Böcklin,
Dürer, Schwind, Thoma und Richter, also gerade
diejenigen, die man als die deutschesten Maler zu
bezeichnen pflegt. Die Ausstattung ist die gleiche
wie bei den „Klassikern der Kunst in Gesamtaus-
gaben“, deren Bestand an Dürerschen und Schwind-
schen Arbeiten wohl verwertet ist. Man hat aber
durchaus nicht den Eindruck, dass die Rücksicht
auf vorhandene Klischees hier irgendwie massgebend
gewesen ist. Ein kleiner Hinweis: Die Rand-
zeichnungen Dürers wirken viel besser, wenn sie
mit Schrift ausgefüllt sind. J.
Führer durch die Bücherei des Kaiser
Friedrich Museums der Stadt Magdeburg. Von
A. Hagelstange. Magdeburg 1906. 330 S.
Ein musterhafter Katalog nach der buch-
künstlerischen und nach der bibliographischen Seite

hin. Die Anordnung ist zweiteilig, namentlich
und sachlich. Es verdient hervorgehoben zu werden,
dass der Herausgeber sich nicht darauf beschränkt
hat, das Sachverzeichnis nach dem Hauptschlag-
w ort der Titel zusammenzustellen, sondern dass er
den gesamten Inhalt jedes Werkes berücksichtigt und
die Bücher nach Bedarf in mehrere Rubriken ein-
geordnet hat.
S.
Symmetrie und Gleichgewicht. Ausstellung
im Königl. Württ. Landesgewerbemuseum,
Stuttgart 1906. Katalog, im Auftrag der
Königl. Zentralstelle für Gewerbe und
Handel, von Gustav E. Pazaurek.
Schon seit einiger Zeit macht sich im Aus-
stellungswesen eine gesunde Strömung geltend,
welche die jeweiligen Veranstaltungen einer zu
Grunde liegenden festen künstlerischen Idee, einem
praktisch-vorbildlichen Zwecke dienstbar machen.
Aehnlich wie unlängst Volbehr in Magdeburg eine
Farbenausstellung ins Leben rief, so haben die
Stuttgarter, Pazaurek und Lange, eine Symmetrie-
und Gleichgewichtsausstellung eingerichtet, indem
sie Gegenstände aus Natur, Kleidung, Bewaffnung,
Heraldik, Kunst und Kunsthandwerk unter diesem
Gesichtspunkt zusammentrugen und anordneten.
Der Führer bot nun eine willkommene Gelegenheit,
um den Eindrücken, die die praktische Anschauung
gab, die theoretische Belehrung als fruchtbare Er-
gänzung hinzuzufügen, sodass denn in der Tat eine
Aesthetik „fürs Volk“ ohne Verwässerung er-
möglicht ist. S.
 
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