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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Zehntes/Elftes Heft (Oktober/November 1907)
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Corwegh, Robert: [Rezension von: Paul Schubring, Donatello]
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Fischel, Oskar: [Rezension von: Valerian von Loga (Hg.), Goya's Lithographien und seltene Radierungen]
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Boehn, Max von: [Rezension von: Richard Oertel, Francisco de Goya]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0237

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Okt./Nov.-Heft. Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

207

lagsanstalt aufmerksam machen, dass sie nämlich
eine Anzahl von Reliefs im Gegensinn reprodu-
ziert hat.
Mögen alle diese kleinen Versehen in einer
weiteren Auflage, die ich dem Werke wünsche,
fehlen; denn sonst ist es sehr gut, übersichtlich
und wird dazu beitragen, den Ruhm und die
Kenntnis eines der grössten Meister aller Zeiten
weiteren Kreisen zu vermitteln.
Robert Corwegh
O
Spanische Kunst.
Goya’s Lithographien und seltene Radie-
rungen, in getreuen Nachbildungen der
Originale in Licht- und Kupferdruck her-
gestellt von der k Reichsdruckerei, heraus-
gegeben von Valerian von Loga. G. Grote-
sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1907.
Wenn heut manche kostbaren Publikationen I
nur für den Autor dazusein scheinen, indem sie
Dinge enthalten, die jedermann auch sonst zu- ,
gänglich sind, so rechtfertigt sich dies Werk nicht
bloss durch das stete Anwachsen der Goya-Ge-
meinde, sondern aus sich selbst. Ein Blick auf
das Verzeichnis der 33 Tafeln lehrt, welcher Dienst
der Kunstgeschichte und dem Geniessenden damit
geleistet wird. Es erscheinen hier zum eistenmale
Blätter, die bisher nur den wenigen Spezialisten —
in Deutschland nur dem Heiausgeber, der auch
sonst kaum mehr als zwei Rivalen hat — vertraut
und in entlegenen Sammlungen mitunter nur in
einem Exemplar nachgewiesen, geschweige denn
bekannt waren. Von seiner Goya-Biographie her
war der Herausgeber diesen Seltenheiten auf der
Spur, manches hat sich seitdem durch Vergleich
mit den Resultaten anderer Kenner dazugefunden.
Schliesslich hat eine günstige Fügung der Publi-
kation die Wege weiter geebnet: waren bisher die
Sammlungen der Biblioteca Nacional in Madrid
naturgemäss, das Pariser Cab inet d'Estampes, die
Hofmannsche Sammlung in Wien die Stellen, an
denen Goya als Gtaphiker auch ausserhalb seiner
vielbekannten Serien zu studie en war, so hat
durch glückliche aber auch zielbewuste Erwerbungen
dasBeilinerKupferstich-Kabinett sich ihnen jetzt an-
reihen dürfen: es hat nun zu dem älteren Ruhm,
eines der besten Rembrandt- und Dürerwerke zu
besitzen, auch den, für Goya fast hors concours
zu sein. So konnte es au ser Vorlagen seines alten
Bestandes, zu denen der Rotdruck der „Menrnas“
gehört, von neueren Erwerbungen beisteuern: eines
der drei bekannten Exemplare des Prometheus,

das Abdruck-Unicum der Schaukler, das auch
sonst einzige frühere der beiden sogenannten
„Liebespaare“, und das allein bekannte Exemplar
vom „Angriff mit der Lanze“.
Zum Lob der Reproduktionen aus der Reichs-
druckerei mag gesagt sein, dass sie unter den
Augen des vielgerühmten Leiters der chalko-
giaphischen Abteilung, Geheimrats Roese, entstan-
den sind.
Der Verlag hat bei der Herausgabe und der
ganz besonders liebevollen Ausstattung eines We ks,
das sich naturgemäss an den engen Kreis von
Liebhabern und Kennern wendet, dieselbe Opfer-
freudigkeit und Uneigennützigkeit der Gesinnung
gezeigt, der die Kunstgeschichte schon manche
glänzende Publikation verdankt.
Oskar Fischei
Richard Oertel. Francisco de Goya. Biele-
feld und Leipzig, Velhagen & Klasing, lti07.
(Künstler-Monographien 89.) Pr. 4,—.
Ein hübsches Buch, das seinen Zweck, Goya’s
Kunst einem weiteren Kreis zu erschliessen, sicher-
lich erfüllen wird. Der Ve fasser schieibt mit
Wärme und Lebhaftigkeit und hat trotz der Be-
geisterung für seinen Helden seinen Stil von
Phrasen und Ueberschwang frei gehalten. Er be-
müht sich, immer ehrlich und sachlich zu sein und
sagt sich in der Einleitung, sicher dem am besten
geschriebenen Teil des Buches, von den fabulieren-
den Vorgängern, den Yriarte und Konsorten, feier-
lich los. Trotz dieser ernst gemeinten Absage
hat sich Oertel der Suggestivkraft der Goya-
Märchen doch nicht ganz entziehen können, er
kann sich von Goya, dem „Raufbold und Frauen-
jäger“, so wenig trennen, wie von der Alba-Legende,
und Goya’s „unabänderliche Eigenliebe“, „ewige
Spottsucht“ und „bissige Kritik“ würde er ebenso-
wenig belegen können, wie „Josefa’s berechtigte
Klagen“. Aber sei’s drum, diese Legenden haben
sich eben aus Goya’s Werk heraus um das Leben
des Künstlers gebildet, und da sie die V ahrheit
so schelmisch mit ihrer Wahrscheinlichkeit um-
spielen, schmeicheln sie sich ganz unbemerkt bei
demjenigen ein, der sich in Goya’s Oeuvre ver-
tieft; sie sind wie die Patina einer alten Bronze,
nicht gerade notwendig, aber doch nur ungern zu
missen. Seine begreifliche Vorliebe für den meik-
würdigen Künstler führt den Verfasser doch aber
viel zu weit, wenn er sogar in den ganz misslun-
genen Radierungen nach Velasquez besondere
Offenbarungen von Gs. Künstlerschaft sehen will.
Die Illustration ist gut, soweit die Netzätzung
überhaupt eine Idee von Goya’s Farbe geben
kann. Wenn man von den Nachbildungen von
 
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