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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Zehntes/Elftes Heft (Oktober/November 1907)
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Corwegh, Robert: [Rezension von: Paul Schubring, Donatello]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0236

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206

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur. Okt./Nov.-Heft.

sari-Stelle, dass sie Teile der Bobbia-Kanzel seien,
ist sicher falsch; Vasari, wie Bocchi, del Migliori
und Follini verwechseln ständig nicht nur die
Kanzeln, sondern auch die alte und neue Sakristei,
über deren Türen sie bis zum Jahre 1688 sich be-
funden haben. Die Bobbiakanzel schmückten die
Terracotta leuchterträge r\ die noch heute in der
neuen Sakristei sind und aus dem Jahre 1448
stammen Im übrigen glaube ich die beiden feh-
lenden Bronzeköpfe der Donatellokanzel gefunden
zu haben, wie ich anderen Orts nachweisen werde.
Von der Statue des jungen Heiligen ^auf S. 14
rechts) behauptet S., dass sie mit Unrecht Johannes
der Täufer genannt werde, da alle Attribute fehlen,
und er bezeichnet sie mit Jonas, leider ist ihm
entgangen, dass die Figur ein Spruchband trägt
mit „Ecce agnus dei“.
Auf S. 17 ist der Marzocco samt seinem Unter-
satz abgebildet mit dem Datum 1418 21, so dass
man annehmen kann, der Verfasser setzt den Sockel
mit dem Löwen gleichzeitig. Das ist aus stilisti-
schen und anderen Gründen unmöglich. Nach der
starken Vorkragung dei’ Profile muss der Sockel
einer viel späteren Zeit entstammen. Allerdings
auf dem Holzschnitt, von dem S. auf S. XXVI
einen Ausschnitt gibt, der aus dem Jahre 1480
zirka stammt, steht der Marzocco schon auf seinem
jetzigen Platze. Vor 1480, wie ich annehme, gegen
1478 ist der Sockel geschaffen, und zwar von Be-
nedetto da Majano, mit dessen Ornamentik der
Capelle der h. Fina in S. Gimignano (1476) er zu-
sammenstimmt. Die Nische an Orsanmichele S. 21,
in der Veriocchio’s ungläubiger Thomas steht, setzt
S. 1423 an. Wenn es geht, möchte ich sie gegen
1420 datieren und allein Donatello als den Meister
annehmen Der Grund zu der frühen Datierung
sind die schlanken, noch go ischen Verhältnisse,
die gotische doppelte Konsolenreihe unten, die bei
der Abbildung f-hlt, und die sehr vorsichtige,
schwächliche Profilierung. Das Tabernakel in Pere-
tola von L. della Bobbia, das immer wegen der
Aehnlichkeit herangezogen wird und Michelozzo’s
Mitarbeiterschaft stwzen soll, ist in den Verhält-
nissen, in der Profilierung ganz anders, viel weniger
originell.
Michelozzo ist überhaupt nach allen seinen
eigenen Werken nur ein tüchtiger Handwerker,
kein selbständig schaffender Geist gewesen. Auch
der Palazzo Medici -Riccardi ist nur in Anlehnung
und Abhängigkeit von Palazzo Pitti entstanden.
Ausserdem kann man sich auf die zeitgenössischen
Quellen verlassen; sie, die immer sonst die Gehilfen-
schaft Donatello’s angeben, nennen ihn allein als
Künstler der Nische, so der Codex des jüngeren
Ghiberti, so die Stelle aus denMiscellen der Uffizien.

die v. Fabriczy angibt, wie eine andere Stelle Mis-
cellanie Vol. 1 N. 7 aus dem Jahre 1553, wo steht,
dass Verrocchio den h. Tomaso anfertigte „e la
nichea Donatello“.
Während S. die schöne Grabplatte des Bischofs
Pecci in Siena in kleiner Abbildung reproduziert,
gibt er die Platte Martins V. im Lateran gross
wieder, welche mit Donatello nichts zu tun hat.
Wie F. Schottmüller nachgewiesen hat, hat Dona-
tello auf seinen Grabp atten die rechte Verkürzung
der Füsse, sie ist bei dem 7 Jahre später entstan-
denen Grab Martins nicht vorhanden; ebenso spricht
gegen die Autorschaft die Faltengebung und die
Körperform der wappentragenden Putten.
Der Sarkophag Giovanni dei Medici’s in S. Lo-
renzo ist Donatello’s Schule, aber unmöglich von
dei’ Hand Buggiano’s, wie S. mit dem Cicerone
VIII. Auflage annimmt, da Buggiano 1429 erst
14 Jahr alt war. Warum wird auf S. 54 nur das
eine Belief der Domkanzel gegeben, nicht auch
das linke mit der Blnmenvase, welches wegen
seiner Beziehung zu einem antiken Sarkophag in
Bavenna das interessantere ist?
Den Frauenkopf S. 65 möchte ich mit Schott-
müller nicht unter die Werke Donatello’s aufge-
nommen wissen, ebenso wie die Gonzagabüste zu
Berlin.
Von den Madonnenreliefs gehört die Mehrzahl
in den II. Teil der Abbildungen, Werke um Dona-
tello, während ich den S. Bossore (S. 170) in den
I. Teil übernommen hätte.
Den Männerkopf S. 183, der auf Bode’s Ver-
anlassung im Donatello-Saal des Bargello steht,
möchte ich weit eher Verrocchio zu weisen. Man
vergleiche den Goliathkopf am David dieses Meisters.
In dem II. Teil nennt S. den Pazzi-Brunnen
Bardini’s, der nach meiner Ansicht, trotz des
Pazzi-Wappens, trotz Vasari’s nichts mit Don tello
zu tun hat, und vei gisst das Taufbecken zu Em-
poli aus dem Jahre 1447, das viel interessanter
und wichtiger ist.
Nach diesen Bedenken im Einzelnen, die ich
vermehren könnte (worauf ich aber, um nicht
kleinlich an der guten Arbeit zu mäkeln, verzichte),
möchte ich noch dem Bedauern Ausdruck geben,
dass bei allen Abbildungen die Masse der Originale
I fehlen. Es ist besonders stöiend, wenn mehrere
Gegenstände, die im Original verschiedene Grössen
haben, im gleichen Masse auf einer Seite neben-
einander reproduziert sind. Diese Zahlen liessen
sich ohne zu grosse Arbeit leicht bei einer zweiten
Auflage hinzufügen.
Von Druckfehlern möchte ich bemerken, dass
auf S. 201 die Zahlen 168 und 169 vertauscht sind.
Ausserdem möchte ich auf ein Versehen der Ver
 
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