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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

DOI Heft:
Drittes Heft (März 1907)
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Kisa, Anton Carel: [Rezension von: Jos. Alex. von Helfert (Hg.), Jahrbuch d. K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale]
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Burger, Fritz: [Rezension von: Karl Voll, Vergleichende Gemäldestudien]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0081

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März-Heft. Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

der Sclrlosskapelle zu Aschach für den Fürstbischof
Franz Anton von Salzburg, seinen eifrigen Gönner,
einen Altar mit den Statuen des Heiligen Franz
und Anton von Padua, und reiht diesen einige andere
bisher unbekannte Werke an. So die Büste des
h. Januarius in der gleichnamigen Kapelle am
Militärreitinstitut in der üngargasse in Wien, eine
Skulptur von strengem Typus in der Art der
florentinischen Bildniobüsten des 15. Jahrhunderts,
Dann das Bleirelief der Auferstehung an
der Pfarrkirche in Melk mit seiner eigenartigen
Umrahmung in Form einer steinernen Staffelei;
das Blei ist leicht mit Goldbronze überstrichen, wie
auch bei den Reliefs in der Elymosinarius-Kapelle
in Pressburg. Für Donner sprechen in diesen Fällen
äusser stilistischen Gründen auch sichere urkund-
liche Belege. Auf erstere allein beruft sich Tietze-
Conrat bei der Zuweisung einer Statuette des
Paris bei Dr. Modern in Wien, ein Werk der
Wiener Porzellan manufaktur. Unter den be-
glaubigten Arbeiten, welche er zum Vergleiche
heranzieht, zeigt aber nur der Merkur des Stifts-
museums von Klosterneuburg in der Haltung und
Bewegung grössere Aehnlichkeit. Es geht nach
meiner Meinung doch zu weit, daraus den Schluss
zu ziehen, dass Donner das Modell zu der Paris-
statuette geliefert habe, man könnte höchstens an-
nehmen, dass der Modelleur sich von der Merkur-
statuette anregen liess. Dagegen kommen der
Zuweisung des Ignatiusaltares in der Katharinen-
kirche zu Agram, welcher im Aufbau und in der
Anordnung der Figuren grosse Aehnlichkeit mit
dem Aschacher Altäre verrät, sowie zweier Altäre in
der Johanniskirche zu Neudorf (Agram) wieder ur-
kundliche Belege zu Hilfe. Diese Altäre sind übrigens
ebenso wie zahlreiche Arbeiten in Pressburg von
Schülern des vielbeschäftigten Meisters ausgeführt.
Dagegen ist der Gedenkstein aus rotem Marmor in
der Kreuzpaterkirche daselbst, eine Porträtfigur des
Grafen Czaby, wohl eigenhändig, ebenso zwei
Figuren von den Statuen der Jahreszeiten im
Palaste des Erzherzogs Friedrich, der Sommer und
der Herbst. Zu Dank ist man dem Verfasser dafür
verpflichtet, dass er uns ein Hauptwerk Donners
in Abbildungen vorführt, das zwar lange bekannt,
aber schwer zugänglich ist: die Holzgruppen der
Grablegung Christi im Dominikanerkloster in Wien,
die nur einen Tag im Jahre, am Charfreitage,
öffentlich aufgestellt werden und sonst im Depot
jedem profanen Blicke entzogen sind. Donners
Kunst zeigt sich in ihnen auf ihrer Höhe. Die
grossartige Figur des toten Christus ist in einem
Hochrelief aus Bleiguss, das vom Berliner Museum
1868 auf einer Auktion in Wien erworben wurde,
der Hauptsache nach wiederholt.

Es ist eine respektable Arbeitsleistung, welche
in dem bescheidenen Bande steckt, eine Fülle
positiver Ergebnisse und Bereicherungen unserer
Kenntnis der Kunst auf österreichischem Boden.
Die jungen Kräfte, die wir hier Zusammenwirken
sehen, bieten die Gewähr dafür, dass Alois Riegls
Bemühungen um eine Konzentration der kunst-
geschichtlichen Forschung in Oesterreich nicht
vergebens waren. Der Geist des zu früh Ver-
blichenen lebt in den Arbeiten seiner Schüler fort.
A. K i s a
Voll, Karl, Vergleichende Gemäldestudien.
München, Georg Müller, 1907. Mit 50 Bil-
dertafeln und 202 Textseiten. Geb. M. 9,—.
Voll ist Morellianer, und zwar nicht nur in
dem Prinzip seiner Kunstbetrachtung, sondern vor
allem im Stile. Man glaubt Morelli zu lesen. Voll
hat aber nicht nur von Morelli. er hat auch von
Wölfflin gelernt, ‘insofern er statt der einfachen
Charakterisierung der Zeichnungsweise und der
am einzelnen klebenden Formenstatistik den Blick
auf die Architektonik des Ganzen zu richten ver-
steht, und zwar mit dem ausserordentlichen Ge-
schick eines fein geschulten Blickes. Bildet Voll
auf diese Weise Morellis Prinzip in glücklicher
Weise weiter, so erreicht er doch freilich WTölfflin
nicht in der intuitiven Schärfe der Analysierung
des geistigen Extraktes eines Kunstwerkes, und
seine augenscheinlich bewusste Anlehnung an den
Stil Morellis verhindert jene fein ahgestuften per-
sönlichen Resonnanzen und lässt jene leicht ro-
mantische Unterströmung, die so wohltuend und
einladend zwischen aller Sachlichkeit hindurch-
blickt, vermissen. Andrerseits macht die Vermei-
dung jeder Pose und Phrase die schlichte Wärme
von Volls persönlichem Verhältnis zur Kunst dafür’
umso deutlicher fühlbar. Doch Vergleiche anzu-
stellen, ist hier eine missliche Sache, und man
könnte schliesslich fragen, wozu derartige Betrach-
tungen bei einem Buche, das doch nur aus semi-
naristischen Hebungen hervorgegangen ist und als
solches genommen sein will? Aber gerade des-
halb, weil das Buch vielleicht weniger seines posi-
tiven Inhalts als der prinzipiellen Seite seiner Un-
tersuchungen wegen besondere Beachtung verdient)
ja in der Durchführung einzelner Partien geradezu
mustergültig hinsichtlich der formalen Analysen im
Dienste der Stilkritik zu nennen und deshalb seiner
vom Verfasser selbst gewünschten Wirkung auf
weitere Kreise sicher ist, muss es hier zunächst
von einem allgemeineren Gesichtspunkte aus be-
trachtet werden. Will doch der Verfasser sich
nicht nur an Universitätsstudenten wenden, son-
dern der Schrift „eigentlicher Zweck ist, dem kunst-
 
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