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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Fünftes/Sechstes Heft (Mai/Juni 1907)
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Peltzer, Alfred: [Rezension von: Friedrich Seesselberg, Volk und Kunst. Kulturgedanken]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0142

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114

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

Mai/Juni-Heft.

derne Richtungen und Strömungen und Kliquen
vertritt, sondern — sieht man auf den Grund der
bisweilen etwas phantastisch eingekleideten Ge-
danken — nichts will, wie die ernsthafte Besinnung
auf das Einfache, Gesunde, Angestammte, alles das,
was nicht mit Zeit und Mode zu tun hat. „Kunst
und Volk“: Der Titel macht schon die Bestrebung
kenntlich. Aber nicht in dem Sinne der modernen
„Erziehung des Volkes zur Kunst, zum künstleri-
schen Sehen“, der „Volksbildung“ und ähnlicher
Dinge (mit denen man Anmassung und Halbbildung
— die kulturfeindlichsten Dinge — züchten wird!)
will derselbe verstanden sein. Die Kunst, unsere
ganze Bildung, unsere Wissenschaft selbst müssen
erst überhaupt einmal wieder auf ein fruchtbares
Erdreich gepflanzt werden, ehe sie wieder Eermente
einer neuen Kultur für unser gesamtes Volkstum
werden können. Sie selbst müssen erst wieder die
kräftigen Stützen und die befruchtenden Nährsäfte
des nationalen Volksbewusstseins mit seiner ange-
borenen und durch Rasse und Tradition bedingten
Weltanschauung und Gefühlsweise wiedergewonnen
haben, die sie in der Tat verloren Sich besinnen
auf die eigene Innerlichkeit, auf grosse Gesichts-
punkte, auf die Angehörigkeit zu einem charakter-
vollen, gestaltungskräftigen Volkstum, auf die Tra-
ditionen und das Erbe, das uns grosse Genien dieses
selben Volkstums hinterlassen haben. — nicht
aber „Fremdsucht“ und volksfremdes Aestheten-
tum, — das sind die ernsten Mahnungen des tempe-
ramentvoll geschriebenen Buches. Ehrfurcht vor
dem Grossen der Vergangenheit, nicht aber ängst-
liches Bemühen um ein Zeitliches, ein Modernes!
Kein schwächliches Nachahmen grosser Vorbilder,
aber ein Schaffen aus selbem Geiste und selber
Volkskraft! Und dann, wie früher, wiederum Um-
setzen von Wissen und Können in Gefühl, in
Kunst, in veredeltes Volkstum. —- Hören wir, was
der Verfasser, der durch seine trefflichen Forschun-
gen vorzüglich auf dem Gebiete nordischer Kunst

ja rühmlichst als Fachgenosse bekannt ist, uns
Kunsthisorikern zu bedenken gibt:
„Sollte man nun dem Volke nicht endlich ein
Verständnis für unser deutsches Erbe solcherge-
stalt vermitteln, dass es sich in jeden Künsten
wieder zu dem All der Natur in Wechselwirkung
setzte? Freilich, woher die Lehrer nehmen?! Denn
vorläufig krankt ja unser Vaterland noch an dem
abstrakten „Kunsthistoriker“, der überall nur dem
„Stil“ und den „Jahreszahlen“ nachspürt, statt in
unserer alten Kunst das Walten der Seele aufzu-
fassen und zu lehren.“
Ein Nutzbarmachen unseres Forschens und
Wissens für unsere Kultur fordert der Verfasser
„eine Umprägung in Wollen und Idee“! Es fehlt
ja zwar keineswegs an Gelehrten und an Büchern
die in diesem höheren Sinne wirken. Aber hat
der Verfasser im allgemeinen — zur Beschämung
unserer Zunft — nicht Recht, wenn er sich u. a.
folgendermassen äussert; „Gar oft schon galt ein
Buch, mochte es auch in allen Punkten auf dem
besten wissenschaftlichen Material beruhen, schlecht-
hin als unzünftig, wenn es sich seinem ganzen
Inhalte nach nicht irgend einem „exakten“ Gebiete
der Forschung zuweisen Hess?“
„Wozu denn nun jene ganze grosse Forschung“,
so ruft er ein andermal aus, „wenn ihre Ergeb-
nisse nicht endlich, zur Veredelung unseres Volks-
tums, in Gefühl und Kunst um gesetzt werden ?“
Den ganzen Inhalt, die reichen Gedanken-
gänge und Anregungen des trefflichen Buches hier
zu schildern, ist nicht möglich. Ich wünschte ihm
grosse Verbreitung in „Fachgenossen“- wie in allen
übrigen „Kreisen“.
Originell und mit dem Stempel des eigenartig
Persönlichen versehen sind auch die Ausstattung
und der vom Verfasser selbst gefertigte Buch-
schmuck.
Alfred Peltzer


Deutschland.
Aufsätze:
Allgemeine Zeifg.» Beil. 72. München als Kunststätte
(P. F. Schmidt). [1528]
Altbayerische Monatsschrift VII, 1. 2. Des Historien-
malers Wilhelm Lindenschmit des Aelteren Jugend
und Bildungszeit bis zur Darstellung der Send-

linger Bauernschlacht an der St. Margarethen-
kirche zu Untersendling (Lindenschmit). Forts.
[1528 a]
Altonaer Nachr. 8. 5. u. 11. 5. Hans Thoma (W.
Vosgerau). [1528b]
Architektonische Rundschau 8. Von germanischer
Baukunst. II. Aeltester Holzbau (A. Haupt).
[1528c]
 
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