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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

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Zehntes/Elftes Heft (Oktober/November 1907)
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Schnorr von Carolsfeld, Ludwig: [Rezension von: Leopold Oelenheinz, Friedrich Oelenhainz, ein Bildnismaler des 18. Jahrhunderts, sein Leben und seine Werke]
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Schnorr von Carolsfeld, Ludwig: [Rezension von: Georg Callwey (Hg.), Liebermann-Mappe]
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Siebert, Karl: [Rezension von: Theodor Kappstein (Hg.), Fritz Baumgarten: Freiburg im Breisgau, Band 1, Die deutschen Hochschulen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0232

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202

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur. Okt./Nov.-Heft.

suchte Italien, und Paris und starb auf der Rück-
kehr von Paris nach Karlsruhe 1801 in dem kleinen
Städtchen Pfalzburg.
Die bedeutendsten Bildnisse Oelenhainz’ ge-
hören offenbar der Züricher Zeit an. Hier schafft
ei' die reizvollen Porträts der Frau Regula Escher,
geb. Bodmer, der Frau Sara Ott - Kilchsperger,
des Herrn und der Frau Werdmüller v. Elgg
u. a. Wie lebendig ersteht uns jene Zeit aus
diesen sch icht und treu gemalten Bildern, die
dem Literatur- und Kulturhistoriker unendlich
viel vom Geiste dieser vielgeschmähten, aber wenig
gekannten Zeit übermitteln.
Die Ausstattung des Werkes mit den vortreff-
lichen Lichtdrucktafeln (Römmler & Jo as, Dres-
den) verdient besonders bei vorgehoben zu werden.
Ludwig Schnorr v. Carolsfeld
Liebermann-Mappe, herausgegeben vom
Kunstwart. München 1907 bei Georg Call-
wey. Preis 10 Mk
Der Kumt wart-Verlag ist immer bestrebt ge-
wesen, sein« n wohlfeilen Publikationen die neuesten
Errungenschaften der Technik zugute kommen zu
lassen. Die jüngst erschienene Liebermann-Mappe
zeigt dies von neuem. Man hat die Autotypien
in brauner, bläu icher und schwarzer Farbe auf
matt s Papier gedruckt und damit fast d e Wirkung
d> s Mt zzotintoverfahrens en eicht. Die Repro-
duktionen erweisen zur Genüge, dass die Liebv-r-
mannsehen Bilder auch in einfatb ger Wiedergabe
ihre Wirkung nicht versagen. An der Hand von
20 Einzelblättern kann dieEntwicklung des Meisters
vom Jahre 1879 bis zur Gegenwart veifolgt werden.
Zahlreiche Abbildungen im Text vervollständigen
das Bild. Dem Sechzigjährigen konnte in seinem
Jubiläumsjahr keine schönet e Ehrung zuteil wer-
den, als durch Herausgabe dieser Mappe.
Ludwig Schnorr v. Carolsfeld
Fritz Baumgarten: Freiburg im Breisgau
Band I der Serie: Die deutschen Hoch-
schulen. Illustrierte Monographien, her-
ausgegeben von Theodor Kappstein. Berlin,
Dr. Wedekind & Co. G. m. b. H. 1907. 199 S.
M. 4,—.
Die jüngste Geschichte der Freiburger Hoch-
schule gibt uns weniger auf eingehenden Forschungen
beruhende, wissenschaftlich neue Aufschlüsse,
sondern ihr Verfasser war vielmehr bemüht, in
ansprechender Form auf Grund des vorhandenen
biographischen Materials von den Lehrern, mit
deren Bedeutung die Blüte und der Verfall der
Universität in innigem Zusammenhänge stand,

ihre im Verlaufe von 450 Jahren so wechsel vollen
Schicksale darzustellen. Infolge seiner klaren
Schreibweise und seines lichtvollen Hervorhebens
der wichtigen Zeitabschnitte werden wir rasch über
die verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung
orientiert, und er hat sich dadurch den Daok vieler
ehemaliger und auch zukünftiger Schüler der
Alberto-Ludoviciana verdient.
Als Kunsthistoriker und speziell als Münster-
forscher hat es sich Baumgarten nicht entgehen
lassen, die stimmungsvolle Universitätskapelle des
Münsters mir ihrem piächtigen Altargemälde von
Hans Holbein einer eingehenden Würdigung zu
unterziehen. Mit Recht betont er, dass Freiburg
dem Kunsthistoriker ungewöhnlich reiche An-
regung biete, und er spricht darum seine Ueber-
raschung aus, dass an der Freiburger Hochschule
bis zur Stunde ein Lehrstuhl für Kunstgeschi hte
nicht errichtet sei. Vergessen hat er jedoch, die
ebenso überraschende Tatsache hinzuzufügen, dass
dafür nicht weniger als vier Privatdozenten für
Kunstgeschichte habilitiert sind. Unter den vielen
Namen der Vertreter der einzelnen Disziplinen
durfte unter anderen auch der von Anselm Feuer-
bach, der als erster Lehrer der archäologischen
Wissenschalt in den Jahren 1836 — 51 in Freiburg
dozierte, nicht unerwähnt bleiben. Seine treue,
väterliche Fürsorge für seinen später berühmt ge-
wordenen Sohn Anselm, der die Hauptzeit seiner
Jugend in Freiburg verbrachte, ist ja hinlänglich
bekannt. Eine wichtige literarische Quelle, die
uns das Leben und Treiben der kleinen Universi-
tätsstadt zu einer hochinteressanten Zeit anschaulich
vor Augen führt, hat Baumgarten leider übersehen.
In den „Erinnerungen eines den s< hen Arztes“ von
Louis Stromeyer finden wir im 2. Band, Seite 176
bis 229, schaif beobachtete Charakterzeichnungen
von den verschiedenen Professoren d> r einzelnen
Fakultäten, sowie treffliche kulturhistorische Schil-
derungen mit dem Hintergründe der bewegten
Ereignisse des 48er Jahres des vorigen Jahr-
hunderts Stromeyer. der spätere hannöversche
Generalstabsarzt, bekleidete in den Jahren 1842
bis 1'48 die Stelle eines Professors der Chirurgie
an der Freibut ger Hochschule. Von seiner Ueber-
siedelung nach Kiel schreibt er resigniert: „In
Freiburg nahm ich Abschied von der Poesie des
Lebens, was nachfolgte, war tiefer Ernst und
Heimweh nach einer besseren, vergangenen Zeit.“
Das Illustrationsmaterial des Buches ist sorg-
fältig ausgewählt und auch zum grössten Teil gut
wiedergegeben. Kleinere Versehen und Irrtümer
wird eine hoffentlich bald zu erwartende zweite
Auflage verschwinden lassen.
Karl Siebert
 
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