Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 3.1907

DOI Heft:
Siebentes Heft (Juli 1907)
DOI Artikel:
Scherer, Christian: [Rezension von: A. Hanauer, Les Faienciers de Haguenau]
DOI Artikel:
Singer, Hans Wolfgang: [Rezension von: Josef Strzygowski, Die bildende Kunst der Gegenwart. Ein Büchlein für jedermann]
DOI Artikel:
Waetzoldt, Wilhelm: [Rezension von: Hugo von Reininghaus, Entwicklungserscheinungen der modernen Malerei]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49882#0173

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Juli-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

145

noch, unbekannte Marke der Hagenauer Fabrik
festgestellt und zum ersten Male (p 39) abgebildet
hat; wahrscheinlich wird auch eine andere, die
jedoch schon bei Grasse untei’ No. 1764 vorkommt,
nach einer ansprechenden Vermutung des Ver-
fassers jetzt ebenfalls richtiger für Hagenau in
Anspruch zu nehmen sein. Jedenfalls wird es
aber mit Hilfe dieser beiden Marken möglich sein,
künftighin noch eine grössere Zahl von Erzeug-
nissen dieser elsässischen Fayencefabrik nach-
zuweisen, was um so wünschenswerter ist, als
wir gerade über diese Erzeugnisse aus der vor-
liegenden Schrift, die freilich nur die Darstellung
der rein historischen Seite im Auge hatte, leider
fast garnichts erfahren.
Christian Scherer
Ö
Verschiedenes.
Josef Strzygowski: Die bildende Kunst der
Gegenwart. Ein Büchlein für jedermann.
Leipzig. Quelle & Meyer. 8°. 1907. XVI,
280, mit 68 Abb. Mk. 4,80.
Statt einer Besprechung könnte man die Ein-
leitung des lesenswerten Büchleins zur Hand
nehmen, die eine treffliche Aufklärung über des
Werkes Anlage und Absicht gibt. Auch dieses Buch,
wie manches andere der jüngsten Zeit, beschäftigt
sich damit, das vielköpfige Ding, die Kunst unserer
Tage, zu untersuchen, um es zu erkennen, zu er-
klären, zu beurteilen. Auch hierin wird der ge-
bildete Leser reiche Anregungen finden, indem ihm
in lockender Weise das Verständnis für manches,
was zunächst esoterisch erscheint, eröffnet wird,
und in dem ihm, durch die Art der Besprechung,
viele Wege zur Kunst sowie zu einzelnen Kunst-
erscheinungen geebnet werden. Er kann daraus
leicht die Hebung erlernen, die er seinem eigenen
Sinnen und Erfassen angedeihen lassen muss, um
zu dem Punkt zu gelangen, von wo aus das warme
Interesse und das wirkliche Verständnis erstarken.
Vom monumentalen Baumbau, dem Denkmal-
bau, dem Privatbau, führt uns der Verf. über das
Kunstgewerbe, das Ornament, die Bildhauerei und
die graphische Kunst zur Malerei, in der er die
Missachtung des Gegenstandes, die Malerei für den
preziös verfeinerten Liebhaber, die Landschaft als
Höhepunkt unseres heutigen Kunstempfindens, den
Inhalt als wesentlichstem der Kunst, die Monu-
mentalmalerei, und zuletzt Boecklin als Heros der
Neuzeit, im einzelnen behandelt. Als Zwischensatz
wird sogar das aktuelle Thema „Kunst in der
Schule“ in seinen mannigfachen Phasen besprochen.

Besonders reizvoll für den Laien wird die nn-
erschrockene Stellungnahme gegenüber fast allen
den Fragen, die die letzten zehn bis fünfzehn Jahre
beschäftigt haben, sein. Wenn uns nicht alles aus-
geglättet vorkommt und der Fachgenosse mit seiner
Uebereinstimmung nicht selten zurückhalten wird,
so muss man stets sich in Erinnerung rufen, dass
das „Büchlein“ nur eine Sammlung von Zweck-
Vorträgen ist, die in leichter Heberarbeitung hier
zu einem Ganzen zusammengeschweisst sind. Das
wird z. B. die lieblose Erledigung der „Prae-
raphaeliten“ in zwölf Zeilen erklären, oder das
immerhin erhebliche Versehen, dass zwei Ab-
bildungen (No. 46 und 47) nach Klinger in den
Titelunterschriften sowohl als im Text nicht nur
als Radierungen angeführt, sondern auch als solche
ästhetisch erklärt werden, während es sich tat-
sächlich um getuschte Federzeichnungen (die völlig-
anderen Entstehungsgesetzen unterworfen sind)
handelt.
Ist, infolge des Vortrags-Ursprungs, das Buch
auch eher zur Rhapsodie als zur Sinfonie geworden,
so hat der Verf. doch die Arbeit einem einheitlichen
Gedanken unterstellt, den er in einem Schluss-
kapitel, „Kunststreit, Reichstag und Liebermann“
betitelt, noch einmal zusammenfasst. Dieser Ge-
danke ist nichts weniger denn eine Schönheitslehre
— eine von den vielen! Die Kunst hat Gegen-
stand und Gestalt als wichtigste Voraussetzung;
die Ausdrucksmittel, die Technik sind nur Mittel
zum Zweck: das Wesentliche der Kunst ist deren
„Inhalt“, wie der Verfasser es nennt. Wie alle
Schönheitslehren hat auch seine etwas be-
strickendes, und doch hat auch er, meines Er-
achtens, es versäumt, sie auf den richtigen Boden
zu setzen: sie geht zu sehr vom festen, absoluten
aus. Unser Urteil über das Schöne ruht vielleicht
am schwersten auf äusseren Kenntnissen, nicht
auf innerer Erkenntnis, und daher wird erst dann
eine Schönheitslehre wirklich befriedigen, wenn sie
sich auf den Boden eben unserer Kenntnisse, auf
dem der Wandelbarkeit, stellt.
Hans W. Singer
Hugo von Reininghaus: Entwickelungser-
scheinungen der modernen Malerei. Verlags-
anstalt F. Bruckmann A.-G., München 1907,
143 SS. mit 47 Abbildungen. Mk. 4,50.
Die Jahrhundert-Ausstellung hat das Bedürfnis
nach neuer Orientierung gegenüber der Malerei des
19. Jahrhunderts geweckt. Aesthetische Führer,
die dieses Verlangen befriedigen wollen, melden
sich jetzt aller orten zum Worte. So ist vor kurzem
Strzygowskis „Bildende Kunst der Gegenwart“,
ein „Büchlein für jedermann“ erschienen. Aehnliche
 
Annotationen