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Loubier, Hans
Der Bucheinband in alter und neuer Zeit: mit 197 Abbildungen — Monographien des Kunstgewerbes, Band 10: Berlin, Leipzig: Verlag von Hermann Seemann Nachfolger, G.m.b.H., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.61144#0041
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3. Kapitel. Der kirchliche Prachtband des frühen Mittelalters.

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gebildete eigentümliche Ornament von
spitzig gebrochenen und verschlungenen
Linien und verflochtenem Riemenwerk
mit Schlangenleibern und Vogelköpfen,
wie es besonders in den Schreibschnörkeln
der Handschriften ausgebildet worden war,
hatte sich mit der ausgebreiteten Missions-

In der Pariser Nationalbibliothek
wird das Psalterium Karls des Kahlen
aufbewahrt, das von 842 bis 869 ge-
schrieben ist. Der reichgeschmückte Ein-
band dürfte in gleicher Zeit entstanden
sein. Auf dem breiten metallenen Rand
sind in verschwenderischem Reichtum

thätigkeit der irischen
Mönche schon früh auch
auf deutschen Boden
verpflanzt, z. B. nach
St. Gallen, Regensburg,
Würzburg, und wurde
hier eine zeitlang nach-
gebildet.
Mehrere interessante
irische Buchdeckel und
-Kapseln aus dem 11. Jahr-
hundert mit diesem, auch
auf die menschliche Fi-
gur übertragenen kalli-
graphischen Schnörkel-
werk sind noch in Irland
in der Royal Irish Aca-
demy in Dublin erhal-
ten. *)
Der Vorderdeckel des
Lindauer Einbands ist
aus karolingischer Zeit
und dürfte der Schule
von Reims zuzuweisen
sein. Auch hier nimmt
die Mitte ein Kreuz mit
dem Gekreuzigten ein,
von einem breiten Rah-
men umgeben, der mit
drei Reihen Steinen, Per-
len und Filigran besetzt

Abb.37. Ashburnham-Evangeliar aus Lindau. Hinterdeckel. 8. Jahrh.


ist. Die vier Felder zwischen den Armen des
Kreuzes sind mit kreisförmig angeordneten
und sehr eigenartig gefassten, auf Löwen-
füssen ruhenden Steinen und mit je zwei
Figuren ausgefüllt. Alle Figuren, vier Engel,
die drei Marien und Johannes sind im Aus-
druck tiefsten Schmerzes dargestellt. Die
Deckel sind von grosser Farbenpracht. -)
*) s. Brassington, History of bookbinding,
S. 74 ff. mit mehreren Abb.
2) Vortreffliche farbige Abbildungen in:
Two Memoirs of the Evangelia quattuor, be-

zwei Reihen polierter Steine aufgesetzt,
zwischen ihnen eine dritte Reihe kleinerer
Steine zwischen Filigran-Kreuzen. Man
suchte förmlich etwas darin, die Bände
so kostbar wie nur irgend möglich aus-
zustatten. Die aufgesetzten Steine sind
gewöhnlich Halbedelsteine, Amethyste,
longing to the Earl of Ashburnham. I. The
golden jewelled covers by Alex. Nesbitt. Ve-
tusta Monumenta VI, Westminster 1885. gr. fol.
vgl. Swarzenski im Jahrbuch der preuss. Kunst-
sammlungen Bd. 23, 1902, S. 92.

Loubier, Bucheinband.

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